Wendel Dietrich

Wendel Dietrich (* um 1535 in Augsburg; † um 1622) war ein Augsburger Holzschnitzer des 16. Jahrhunderts.

Leben

Aufwendig bearbeitete Kassettendecke des Zedernsaals im Fuggerschloss

In Augsburg um 1535 geboren, besaß er 1561 ein Haus in der Stadt. 1562 wurde ihm der Prozess gemacht, da er sich zuvor den verbotenen Täufern angeschlossen hatte. Er wurde erst aus dem städtischen Gewahrsam entlassen, nachdem er dieser Lehre abgeschworen und sich zur lutherischen Lehre bekannt hatte. Nach 1567 bekleidete er über Jahre hinweg Ehrenämter innerhalb der Zunft der Kistler (Holzschnitzer). Sein Ansehen wuchs, je mehr er große Aufträge aus der Hand der Fugger und hier besonders Hans Fuggers erhielt. Dieser empfahl ihn auch an den Münchner Herzogshof weiter.

Bereits seit 1569 fertigte Dietrich zahlreiche Kunstwerke für Hans Fugger an. Es begann mit Türen im Stadthaus Hans Fuggers in Augsburg. 1573 erhielt er von Hans den Auftrag, einen Entwurf für dessen Schlossneubau in Stettenfels bei Heilbronn anzufertigen. 1578 erhielt er von Marx Fugger, dem älteren Bruder von Hans, den Auftrag, einen Altar und ein Chorgestühl für die Grabkapelle von Marx in der Augsburger Kirche St. Ulrich und Afra anzufertigen. 1582 fertigte Dietrich im Auftrag der Fuggerbrüder einen hölzernen Gang von ihren Wohnhäusern zum Katharinenkloster. Grund hierfür war, dass 1582 am Augsburger Reichstag Kaiser Rudolf II. im Haus der Fugger Quartier bezog. Nachdem Dietrich bereits 1582 und in den darauffolgenden Jahren Aufträge des bayerischen Herzogshauses ausgeführt hatte, siedelte er 1587 ganz nach München über, da sich hier nun sein Hauptwirkungsbereich anbahnte.

Als Hauptwerk Dietrichs gelten die Zedernholzhängedecke und die Portale des Zedernsaals von Hans Fuggers Schloss in Kirchheim/Schwaben. Ab 1580 erhielt Dietrich vermehrt Aufträge zur Ausstattung und Gestaltung von Schloss Kirchheim. 1582 bekam er den Auftrag zur Anfertigung der Decke im Festsaal des Schlosses, des heutigen Zedernsaals. 1585 wurde die Decke an ihrem Bestimmungsort aufgehängt.

Nachdem Schloss Stettenfels 1594 abgebrannt war, erhielt er abermals durch Hans Fugger den Auftrag zur Wiederherstellung der Anlage.

Literatur

  • Georg Lill: Hans Fugger (1531–1598) und die Kunst. Ein Beitrag zur Geschichte der Spätrenaissance in Süddeutschland (= Studien zur Fugger-Geschichte. Band 2). Duncker & Humblot, 1908, ISSN 0340-7195.
  • Anne Dreesbach: Wendel (Wendl, Wendelin) Dietrich. In: Jürgen Wurst, Alexander Langheiter (Hrsg.): Monachia. Städtische Galerie im Lenbachhaus, München 2005, ISBN 3-88645-156-9, S. 115.
  • Adolf Buff: Wendel Dietrich. Urkundliche Nachrichten über sein Leben und seine Thätigkeit. In: Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben und Neuburg. Band 15, 1888, ZDB-ID 958221-6, S. 89–149.
  • Frank A. Karg: Schloß Kirchheim. 2., durchgesehene Auflage. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2001, ISBN 3-931820-76-9.
  • Hyacinth HollandDietrich, Wendel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 47, Duncker & Humblot, Leipzig 1903, S. 692–694.
  • Hans ReutherDietrich, Wendel. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 699 f. (Digitalisat).

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Kassettendecke im Zedernsaal des Fuggerschlosses, Kirchheim in Schwaben.