Welttoilettenorganisation
Welttoilettenorganisation (WTO) | |
---|---|
Gründung | 2001 |
Gründer | Jack Sim |
Sitz | Singapur |
Schwerpunkt | Verbesserung der weltweiten Sanitärversorgung |
Methode | Aufklärung, Bildungsarbeit, technische Entwicklungszusammenarbeit |
Aktionsraum | Weltweit |
Website | www.worldtoilet.org |
Die Welttoilettenorganisation, kurz WTO für World Toilet Organization, ist eine nichtkommerzielle internationale Nichtregierungsorganisation (NRO) mit dem Ziel, die Situation sanitärer Einrichtungen weltweit zu verbessern. Die World Toilet Organization ist ein Dachverband nationaler Toilettenorganisationen und hat nach eigenen Angaben mittlerweile 235 Mitgliedsorganisationen aus 58 Ländern.[1]
Gründungsgeschichte
Gegründet wurde die World Toilet Organization 2001 in Singapur von dem Unternehmer Jack Sim (* 1961).[2] Als Anlass seines Engagements wird ein Zeitungsartikel angegeben, in dem der Premierminister Singapurs Goh Chok Tong äußerte, dass der Zustand der öffentlichen Toiletten eines Landes viel über das soziale System aussage. Mit Blick auf den Zustand der öffentlichen Toiletten seines Landes gründete Sim 1998 eine Toilettenorganisation in Singapur und machte die Verbesserung der Hygienesituation zu seiner Lebensaufgabe. Drei Jahre später gründete er die World Toilet Organization, deren Vorsitzender er bis heute ist. Seine bisherige Unternehmertätigkeit gab er inzwischen ganz auf.[3][4]
Grundlage der Arbeit
Nach Ansicht der World Toilet Organization sind hygienische und zweckmäßige Toiletten eine Notwendigkeit und ein grundsätzliches Menschenrecht. Sie bedeuten Würde und sind ein Symbol für den Fortschritt einer Gesellschaft. In den Entwicklungsländern fehlen Toiletten für 2,5 Milliarden Menschen.[5]
Gleichzeitig lehnen es viele Menschen aus Erziehung und Gewohnheit ab, sich in einem engen Raum mit ihren Exkrementen aufzuhalten. Wenn Exkremente als unrein gelten, werden oft auch Toiletten als unrein angesehen, so dass ein Umdenken und Verständnis für Hygiene erreicht werden muss. So geht z. B. in Indien in ca. 40 % der Haushalte mit Toilette mindestens eine Person noch ins Freie, um die Notdurft zu verrichten.[6]
Toiletten sind ein wichtiger Schritt zur Verbesserung der Hygiene. Wenn aber ihre Entsorgung wegen fehlender Kanalisation oder Kläranlagen unzureichend ist, bleibt das Problem der Verunreinigung von Flüssen, Grundwasser und dem Boden ungelöst. Weiterhin infizieren sich daher zahlreiche Menschen mit Krankheiten. Es wird davon ausgegangen, dass täglich 6.000 Kinder allein an Durchfallerkrankungen sterben. Häufig werden diese durch mangelnde Hygiene und unsaubere Abwässer verursacht. Auch können viele gefährliche Krankheiten wie die oft tödliche Lungenkrankheit SARS durch unsaubere Sanitäranlagen übertragen werden.
Aufgaben und Ziele
Die World Toilet Organization sieht sich als Netzwerk internationaler Experten und nationaler Institutionen, die sich mit Toiletten- und Abwassersystemen beschäftigen. Ein Ziel der World Toilet Organization ist es, zur Erfüllung der UN-Millenniumsziele der Vereinten Nationen beizutragen. Das Millennium-Entwicklungsziel Nr. 7 c fordert den Anteil der Weltbevölkerung, der ohne Zugang zu Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung lebt, bis 2015 zu halbieren. Im Jahr 2008 lebten 38 Prozent der Weltbevölkerung ohne Zugang. Das auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung von Johannesburg (2002) um die Sanitärversorgung der Weltbevölkerung erweiterte Entwicklungsziel Nr. 7 c fordert, den Anteil der Weltbevölkerung die ohne adäquaten und dauerhaften Zugang zu Trinkwasser lebt bis 2015 auf 11 Prozent und den Anteil der Weltbevölkerung die ohne sanitäre Grundversorgung lebt auf 23 Prozent zu senken.[5] Partner sind ASHOKA und weitere.[7]
Aktivitäten
Heute gehören der World Toilet Organization diverse Organisationen, Regierungsbehörden und Universitäten aus aller Welt an. Die World Toilet Organization initiierte den in der Regel jährlich stattfindenden World Toilet Summit. Bisher wurde dieser an folgenden Orten abgehalten:
- 2001 Singapur, Singapur
- 2002 Seoul, Südkorea
- 2003 Taipeh, Taiwan (Republik China)
- 2004 Peking, Volksrepublik China
- 2005 Belfast, Nordirland
- 2006 Bangkok, Thailand
- 2007 Neu-Delhi, Indien
- 2008 Macau, Volksrepublik China
- 2009 Singapur, Singapur
- 2010 Philadelphia, USA
- 2011 Hainan, Volksrepublik China
- 2012 Durban, Südafrika
- 2013 Surakarta, Indonesien
- 2015 Neu-Delhi, Indien
- 2016 Kuching, Malaysia
- 2017 Melbourne, Australien[8]
- 2018 Bombay, Indien[9]
- 2019 Sao Paulo, Brasilien
Die Organisation forcierte die Anerkennung des Welttoilettentages, der jährlich am 19. November – bis 2013 parallel zum World Toilet Summit – stattfindet. Am 24. Juli 2013 hat die Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig, auf Vorschlag Singapurs, den 19. November zum UN-Welt-Toiletten-Tag erklärt, im Kampf für sanitäre Grundversorgung und um hygienische Sanitäranlagen.[10]
Unterstützt werden die Bemühungen um mehr Öffentlichkeit für eine sanitäre Grundversorgung von der UN-Beauftragten für Wasser und sanitäre Grundversorgung Uschi Eid.[11][12]
Am 19. November 2005 wurde das World Toilet College in Singapur eröffnet. Dort werden Experten für sanitäre Anlagen ausgebildet. Das College versteht sich als unabhängige Einrichtung, an der die bestmöglichen Lösungen für Toilettensysteme hinsichtlich der Benutzbarkeit, der Hygiene, der Unterhaltung und zum Schutz der Umwelt erlernt werden können. Hierzu werden Trainingsprogramme zu verschiedenen Themen aus den Gebieten Hygiene und Sanitärsysteme angeboten. Das World Toilet College ist auch eine mobile Einrichtung, d. h. die Schulungen finden nicht nur in Singapur, sondern auch überall dort statt, wo sie gebraucht werden. Die Ausbildungseinrichtung wird von dem deutschen Biogas- und Abwasserexperten Heinz-Peter Mang geleitet.[13]
Durch Aktionen im öffentlichen Bereich bemüht sich die Organisation um Aufmerksamkeit für ihre Arbeit.[14][15]
Partnerorganisationen und Kooperationspartner
Die WTO fungiert als Schnittstelle eines globalen Netzwerks bestehend aus unabhängigen Organisationen. Sie fördert den Austausch von Informationen und Wissen zwischen diesen Partnern. Sowohl Nichtregierungsorganisationen als auch staatliche (lokale, nationale) und supranationale Institutionen können Mitglied der WTO werden. Die Mitgliedschaft ist kostenfrei.[16]
Deutscher Partner der World Toilet Organisation ist die German Toilet Organization e. V. (GTO) mit Sitz in Berlin. Sie ist seit Januar 2006 offiziell als Verein eingetragen und inzwischen als gemeinnützig anerkannt. Leiter der Organisation ist Thilo Panzerbieter.
Auswahl einiger weiterer Partnerorganisationen:
- Restroom Association (Singapore)
- Japan Toilet Association
- Korea Clean Toilet Association
- Taiwan Toilet Association
- Australia Toilet
- Beijing Tourism Bureau
- British Toilet Association
- Global Sanitet Club Finland (ehemals Finland Toilet Association)
- Gramalaya, India
- Indonesia Toilet Association
- Malaysia Toilet Committee
- Moscow Toilet Association
- Paruresis Society, USA
- Society of Continence
- Sulabh International
- Toilet & Toilet India
- Philippines Toilet Association
- Metroped Inc
- South African Toilet Organisation
Weblinks
- Scheiße gilt als nicht druckbar, Interview mit Jack Sim in der taz, März 2019
- Niels Kruse: Toiletten-Notstand. Der Lokus im Fokus. In: stern.de. 8. März 2006 .
- Seite der Netzeitung (Memento vom 29. September 2007 im Internet Archive)
- Offizielle Website der World Toilet Organisation (englisch)
- Martin Schramm: Die Not mit der Notdurft - Auswege aus der Globalen Sanitärkrise (Memento vom 30. Juni 2012 im Internet Archive) - BR, Bayern 2, IQ – Wissenschaft und Forschung - Hörfunksendung vom 19. November 2009 zum Welttoilettentag, ausgezeichnet mit dem Medienpreis Entwicklungspolitik 2010 (Memento vom 4. Dezember 2010 im Internet Archive)
- Offizielle Website der German Toilet Organization (GTO) mit Projektberichten
Einzelnachweise
- ↑ Leadership. Abgerufen am 29. März 2019 (englisch).
- ↑ Annette Jensen: Toilettenaktivist zum Weltwassertag: „Scheiße gilt als nicht druckbar“. In: Die Tageszeitung: taz. 22. März 2019, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. Mai 2019]).
- ↑ Jack Sim: Thinking and talking about toilets. 1. August 2007, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 5. März 2016; abgerufen am 26. Mai 2009 (englisch).
- ↑ Water Champion: Jack Sim. Flushing Down the Toilet Taboo. Asian Development Bank, August 2007, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 29. Dezember 2011; abgerufen am 26. Mai 2009 (englisch).
- ↑ a b Unicef/WHO: MDG assessment report (2008): Progress on Drinking Water and Sanitation. 2008, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 11. März 2009; abgerufen am 26. Mai 2009.
- ↑ Nicola Meier: Mr. Toilet, DIE ZEIT, 13. Mai 2015, S. 13 ff
- ↑ Partners & Friends. Archiviert vom am 15. September 2019; abgerufen am 29. März 2019.
- ↑ World Toilet Summit 2017
- ↑ World Toilet Summit 2018
- ↑ UN designates November 19 as UN World Toilet Day (Memento vom 18. März 2014 im Internet Archive) (englisch), abgerufen am 23. Juli 2016.
- ↑ Michael Lenz: Sauber macht glücklich. Vom Wasser und vom Abwasser: Heute beginnt der Welt-Toiletten-Gipfel in Bangkok. In: Berliner Zeitung. 16. November 2006, archiviert vom am 24. Juli 2015; abgerufen am 25. Mai 2009.
- ↑ Internationales Jahr der Sanitären Grundversorgung 2008. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e. V., archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 3. Januar 2009; abgerufen am 25. Mai 2009.
- ↑ Notdurft ist meine Religion. Abgerufen am 29. März 2019.
- ↑ Klaus A. Boldt: German Toilet Organization thematisiert mit außergewöhnlicher Ausstellung die Not mit der Notdurft. In: Entwicklungspolitik online. 8. März 2006, abgerufen am 25. Mai 2009.
- ↑ German Toilet Organization thematisiert mit außergewöhnlicher Ausstellung die Not mit der Notdurft. Abgerufen am 29. März 2019.
- ↑ WTO Membership. WTO, 2009, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 16. Dezember 2009; abgerufen am 28. Mai 2009.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Clorox Toilet Products, Lizenz: CC BY 2.0
Jack Sim - World Toilet Organization fonder. WTO try to raise awareness and money to support the 40 percent of the world – 2.6 billion people – that don’t have access to sanitation.