Weltmeister im Fischer-Random-Schach

Wesley So, erster Weltmeister im Fischer-Random-Schach

Den Titel Weltmeister im Fischer-Random-Schach verleiht die FIDE erst seit 2019. Die erste Weltmeisterschaft im Fischer-Random-Schach[1] wurde unter verschiedenen Turniermodi und verschiedene Zeitbegrenzungen ausgetragen, beginnend mit Qualifikationsrunden im Schweizer System und einer Bedenkzeit „langsamen Blitzschachs“ bis hin zum K.o.-System, wo auch stärker gewichtete Partien in der Bedenkzeit „langsamem Schnellschachs“ gespielt wurden. Wesley So gewann und ist der erste offizielle Weltmeister in dieser Disziplin, die auch Chess960 genannt wird, da es bei dieser Schachvariante insgesamt 960 mögliche (zufällig ausgewählte) Aufstellungen der Schachfiguren auf der Grundreihe jeder Partei gibt.

Bereits seit 2001/03 trug die Chess Classic in Mainz inoffizielle Chess960-Weltmeisterschaften unter einer Schnellschach-Zeitkontrolle aus. Den Titel holten sich Pjotr Swidler (2003, 2004, 2005), Lewon Aronjan (2006, 2007) und Hikaru Nakamura (2009). Danach endete diese Serie. Erst im Jahr 2018, ein Jahr vor Einführung der offiziellen Weltmeisterschaften seitens der FIDE, wurde wieder ein Zweikampf zwischen dem letzten (2009) Titelinhaber, Nakamura, und dem Schachweltmeister Magnus Carlsen ausgetragen, der von vielen als inoffizielle Weltmeisterschaft angesehen wurde. Carlsen gewann diesen Wettkampf.[2]

Die inoffiziellen Weltmeister im Chess960 bei Schnellschach-Zeitkontrolle

Von den Anfängen der inoffiziellen Chess960-Weltmeisterschaften 2001 bis zur Wiederaufnahme 2018

Die Chess Tigers und das Finale der Chess960-Schnellschach-Weltmeisterschaft 2009

Der Modus der Chess960-Weltmeisterschaften ist eng an die klassischen Schachweltmeisterschaften geknüpft. Bis einschließlich 2006 hatte der Weltmeister seinen Titel nur gegen einen Herausforderer zu verteidigen, nämlich gegen den Chess960-Open-Sieger des Vorjahres.

Im Jahr 2001 duellierten sich Péter Lékó und Michael Adams im Chess960. Lékó wurde ausgewählt, da er zum einen viele Neuerungen in die Schachtheorie eingebracht hatte und zum anderen Sieger des vorjährigen Turniers war. Dazu hatte er mit Fischer selbst Fischer Random Chess gespielt. Adams wurde gewählt, weil er die Weltrangliste im Blitzschach anführte und als extrem starker Spieler in ungewöhnlichen Situationen galt. Lékó siegte 4,5:3,5. Das Match wurde noch nicht als Weltmeisterschaft ausgegeben.[3]

2003 trat Lékó, nun doch bereits „Chess960-Weltmeister“ genannt,[4] gegen den Sieger des Chess960-Opens von 2002, Pjotr Swidler, den Kampf um den Chess960-Weltmeistertitel an. Swidler gewann und verteidigte seinen Titel 2004 und 2005, verlor ihn aber 2006 an Lewon Aronjan.

2006 wurde in Mainz in einem Frauenturnier erstmals eine Chess960-Weltmeisterin ermittelt. Den Titel holte sich Alexandra Kostenjuk. Außerdem war das Jahr 2006 das bisher einzige, in dem auch Senioren- und Junioren-Weltmeisterschaften im Chess960 ausgetragen wurden. Sie wurden von Vlastimil Hort beziehungsweise P. Harikrishna gewonnen.

Seit 2007 hat der Weltmeister seinen Titel gegen drei Gegner in einem doppelrundigen Turnier mit anschließendem Finale der beiden Bestplatzierten zu verteidigen. Das gelang 2007 Lewon Aronjan und 2008, als nur die Frauen um die Chess960-Weltmeisterschaft zu kämpfen hatten, Alexandra Kostenjuk.

2009 verlor Lewon Aronjan den Titel an Hikaru Nakamura. Danach wurden lange Zeit keine Chess960-Weltmeisterschaften mehr durchgeführt.

Erst 2018 kam es schließlich zu einem Match zwischen dem Titelverteidiger (2009) und Magnus Carlsen, dem aktuellen Weltmeister im klassischen Schach. Es wurde vom 9. bis 13. Februar im Henie Onstad Kunstsenter in Oslo ausgetragen. An den ersten vier Wettkampftagen wurden jeweils zwei Partien mit vertauschten Farben und gleichen Anfangsstellungen gespielt. Die Bedenkzeit betrug 45 Minuten für 40 Züge plus 15 Minuten für den Rest der Partie. Jede dieser Partien wurde doppelt gewertet. Danach führte Carlsen mit 9 zu 7 Punkten. Am fünften Tag schließlich wurden weitere acht Partien gespielt, jedoch jeweils nur mit 10 Minuten Bedenkzeit für die gesamte Partie. Diese Schnellschachpartien wurden einfach gewertet. Carlsen gewann den Wettkampf mit 14:10.[2][5]

Liste der inoffiziellen Weltmeister im Chess960 bei Schnellschach-Zeitkontrolle

Péter Lékó ist nicht fettgedruckt und hellgrau schattiert, da er erst im Nachhinein als „Weltmeister“ bezeichnet wurde.

Weltmeister

JahrOrtWeltmeisterTeilnehmerzahlTurniermodusErgebnis und Gegner des Finalduells
2001MainzUngarn Péter Lékó2Duell über 8 Partien4,5:3,5 gegen Adams
2003MainzRusslandRussland Pjotr Swidler2Duell über 8 Partien4,5:3,5 gegen Lékó
2004MainzRusslandRussland Pjotr Swidler2Duell über 8 Partien4,5:3,5 gegen Aronjan
2005MainzRusslandRussland Pjotr Swidler2Duell über 8 Partien5:3 gegen Almási
2006MainzArmenien Lewon Aronjan2Duell über 8 Partien5:3 gegen Swidler
2007MainzArmenien Lewon Aronjan4doppelrundig, dann Finale2:2 gegen Anand, 1,5:0,5 im Tiebreak
2009MainzVereinigte StaatenVereinigte Staaten Hikaru Nakamura4doppelrundig, dann Finale3,5:0,5 gegen Aronjan
2018OsloNorwegen Magnus Carlsen2Duell über 16 Partien14:10 Punkte[Anm. 1] gegen Nakamura
  1. 8 Langpartien wurden doppelt, 8 Schnellschachpartien einfach gewertet.

Weltmeisterinnen

JahrOrtWeltmeisterinTeilnehmerzahlTurniermodusErgebnis und Gegner des Finalduells
2006MainzRusslandRussland Alexandra Kostenjuk2Duell über 8 Partien5,5:2,5 gegen Pähtz
2008MainzRusslandRussland Alexandra Kostenjuk4doppelrundig, dann Finale2,5:1,5 gegen Lagno

Seniorenweltmeister

JahrOrtSeniorenweltmeisterTeilnehmerzahlTurniermodusErgebnis und Gegner des Finalduells
2006MainzTschechienDeutschland Vlastimil Hort2Duell über 8 Partien4:4 gegen Portisch, 1,5:0,5 im Tiebreak

Juniorenweltmeister

JahrOrtJuniorenweltmeisterTeilnehmerzahlTurniermodusErgebnis und Gegner des Finalduells
2006MainzIndien P. Harikrishna2Duell über 8 Partien4,5:3,5 gegen Naiditsch

Liste der offiziellen Weltmeister im Chess960

JahrOrtWeltmeisterErgebnis und Gegner des Finalduells
2019BaerumVereinigte StaatenVereinigte Staaten Wesley So13,5:2,5 gegen Magnus Carlsen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „The World Fischer Random Chess Championship is now officially recognized by FIDE“, online auf der Seite des Weltschachverbandes FIDE, abgerufen am 21. April 2019.
  2. a b Artikel von Peter Doggers auf chess.com, abgerufen am 14. Februar 2018.
  3. Noch 2002 hieß es: „Auch auf einen ersten inoffiziellen Weltmeister können wir uns freuen.“
  4. Lékó als „Chess960-Weltmeister“ tituliert (Memento vom 8. Februar 2004 im Internet Archive)
  5. Regularien auf der Homepage des Wettkampfs, abgerufen am 14. Februar 2018.

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