Weltmarktführer

Als Weltmarktführer werden in der Wirtschaft Unternehmen bezeichnet, die als Marktführer auf einem bestimmten Teilmarkt oder Marktsegment des Weltmarktes agieren.

Allgemeines

Der Weltmarkt ist ein Markt, der die gesamte Welt umfasst. Es ist ein gedachter, nicht zu lokalisierender Markt, auf dem Welthandelsgüter durch die Interdependenz der Binnenmärkte die Verflechtung zu einer Weltwirtschaft ermöglichen.[1] Voraussetzung für einen Weltmarkt ist, dass Güter und Dienstleistungen durch internationalen Handel weltweit verfügbar sind und unter weitgehend homogenen Marktbedingungen gehandelt werden können. Der Weltmarkt ist ein wesentlicher Bestandteil der Weltwirtschaft.

Für ein Unternehmen bedeutet die erreichte Marktposition Weltmarktführer ein Alleinstellungsmerkmal und impliziert eine herausragende Leistungsfähigkeit und Marktposition im Wettbewerbsvergleich. Deswegen kommt es auch immer wieder zu gerichtlichen Auseinandersetzungen zwischen konkurrierenden Unternehmen bei der Rechtsfrage, ob ein Unternehmen behaupten darf, Weltmarktführer zu sein.[2][3]

Ermittlung

Bei einem Weltmarktführer kann vorausgesetzt werden, dass er gleichzeitig auch Marktführer auf dem heimischen Markt ist.

Marktwirtschaftliche
Ebene
nationaler MarktMikroebene
BinnenmarktMesoebene
WeltmarktMakroebene

In Wirtschaftsstatistiken wird die höchste Aggregationsebene (Makroebene) gewählt, welche die Marktdaten der darunter liegenden Ebenen zusammenfasst. Ein Unternehmen oder multinationaler Konzern, die ihre Güter oder Dienstleistungen weltweit vertreiben, gelten dann als Weltmarktführer, wenn sie die höchsten Umsatzerlöse in einem Wirtschaftszweig auf sich vereinen.

Statistiken

Schwankungen innerhalb der Reihenfolge können sich bei Umsatzerlösen in Fremdwährung durch Devisenkurse, bei Marktkapitalisierung durch Börsenkurse ergeben.

Deutschland Deutschland

Die zehn größten deutschen Weltmarktführer nach Umsatzerlösen sind laut „Die Deutsche Wirtschaft“:[4]

UnternehmenWirtschaftszweigUmsatzerlöse
in Mrd. Euro
Volkswagen AGAutomobilhersteller222,90
Mercedes-Benz GroupAutomobilhersteller168,00
Allianz SEVersicherungsunternehmen148,50
Schwarz-GruppeLebensmitteleinzelhandel125,30
BMWAutomobilhersteller112,40
AldiLebensmitteleinzelhandel106,30
Deutsche Post AGKontraktlogistik081,70
Robert Bosch GmbHMischkonzern078,80
BASFchemische Industrie078,60
SiemensMischkonzern062,27

Größter deutscher Weltmarktführer ist die Volkswagen AG. Die Tochtergesellschaft der Allianz SE, die Allianz Trade, ist Weltmarktführer für Exportkreditversicherungen.

Schweiz Schweiz und Osterreich Österreich

Aus der Schweiz und Österreich stammen folgende Weltmarktführer:[5]

UnternehmenStaatWirtschaftszweigUmsatzerlöse
in Mrd. Euro
NestléSchweiz SchweizLebensmittelindustrie89,47
NovartisSchweiz SchweizPharmahersteller49,41
HolcimSchweiz SchweizBaustoffhersteller29,48
LiebherrSchweiz SchweizMischkonzern08,62
Swatch GroupSchweiz SchweizUhrenhersteller08,45
Barry CallebautSchweiz SchweizSchokoladenhersteller06,24
Red Bull GmbHOsterreich ÖsterreichGetränkeindustrie06,03
ClariantSchweiz SchweizSpezialchemie05,81
GivaudanSchweiz SchweizAromen / Duftstoffe04,40
D. SwarovskiOsterreich ÖsterreichLuxusgüter03,5
Weltweit

Nach der Marktkapitalisierung galten weltweit folgende Unternehmen 2022 als Weltmarktführer:[6]

UnternehmenStaatWirtschaftszweigMarktkapitalisierung
in Mrd. US-Dollar
AppleVereinigte Staaten Vereinigte StaatenTechnologieunternehmen2.640,3
Saudi AramcoSaudi-Arabien Saudi-ArabienMineralölunternehmen2,292,1
MicrosoftVereinigte Staaten Vereinigte StaatenTechnologieunternehmen2.054,4
Alphabet Inc.Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenTechnologieunternehmen1.581,7
AmazonVereinigte Staaten Vereinigte StaatenOnlinehandel1.468,4
Tesla, Inc.Vereinigte Staaten Vereinigte StaatenAutomobilhersteller1.038,7
Berkshire HathawayVereinigte Staaten Vereinigte StaatenMischkonzern0741,5
Meta PlatformsVereinigte Staaten Vereinigte StaatenTechnologieunternehmen0499,9
Taiwan Semiconductor ManufacturingTaiwan TaiwanHalbleiterhersteller0494,6
UnitedHealthVereinigte Staaten Vereinigte StaatenVersicherungsunternehmen0490,2

Allein vier der zehn weltweit führenden Unternehmen stammen aus der Technologiebranche.

Produktebene

Hier eine Auswahl von Weltmarktführern auf Produktebene in alphabetischer Reihenfolge:

ProduktHerkunftsland
Hersteller
Produktgruppe
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Open Handset Alliance
Betriebssystem
Deutschland Deutschland
Bayer AG
Analgetikum
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten
The Coca-Cola Company
Erfrischungsgetränk
Frankreich Frankreich
Moët & Chandon
Champagner
Schweiz Schweiz
Nestlé
löslicher Kaffee
Deutschland Deutschland
Beiersdorf AG
Hautpflegemittel
Osterreich Österreich
Red Bull GmbH
Energydrink
Schweiz Schweiz
Richemont
Luxusgüter
Osterreich Österreich
D. Swarovski
Kristallglas

Das Betriebssystem Android besitzt einen Weltmarktanteil von 80 % bei Betriebssystemen von Smartphones.[7]

Wirtschaftliche Aspekte

Funktionierende Weltmärkte setzen Freihandel voraus, der zu einer hohen Faktormobilität (Arbeitsmobilität, Kapitalmobilität) führt. Mit einer Weltmarktführerschaft geht meist auch Preisführerschaft, Qualitätsführerschaft oder Kostenführerschaft einher; ein Marktführer ist in einem oder mehreren dieser Merkmale den Konkurrenten überlegen.[8]

Die Vorstufe zum Weltmarktführer bilden die Hidden Champions, (noch) unbekannte mittelständische Unternehmen, die in ihrem Wirtschaftszweig oder bei einem speziellen Produkt (nationaler) Marktführer sind, auf einem Wachstumsmarkt oder Zukunftsmarkt agieren und dadurch zu weltweiter Bekanntheit aufsteigen können. Der Begriff wurde 1990 von Hermann Simon eingeführt.[9] Ein solches Unternehmen ist beispielsweise die Kölner Igus als Weltmarktführer bei Kunststoffgleitlagern und Energieführungsketten.[10]

Voraussetzung für die Weltmarktführerschaft ist auch, dass die Produkte/Dienstleistungen eine internationale Güternachfrage auslösen können und nicht nur regionalen Charakter haben. Die Positionierung „Weltmarktführer“ sollte deshalb nicht von Unternehmen verwendet werden, die Produkte herstellen, die überwiegend nur in einem Land abgesetzt werden wie schwäbische Maultaschen. Für dieses Produkt gibt es keinen Weltmarkt, da Maultaschen überwiegend in Deutschland nachgefragt werden. Die Bezeichnung „Weltmarktführer für schwäbische Maultaschen“ ist deswegen irreführend, da hiermit ein Weltmarkt definiert wird, den es de facto nicht gibt. Das gilt auch für Produkte, die aufgrund der Definition konkurrenzlos sind, wie „echter Thüringer Schiefer“ (mengenmäßig bedeutende Schieferlieferanten kommen z. B. aus Spanien und Frankreich).

Weblinks

Wiktionary: Weltmarktführer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.), Kompakt-Lexikon Wirtschaftstheorie, 2013, S. 473
  2. Kammergericht Berlin, Entscheidung vom 4. Juni 2004, Az.: 5 W 76/04
  3. Landgericht Hannover, Urteil vom 30. Juni 2009, Az.: 18 O 193/08
  4. Die deutsche Wirtschaft, Das Ranking der 1.600 deutschen Weltmarktführer, Version Oktober 2022
  5. Wirtschaftswoche vom 18. November 2021, Das sind die Weltmarktführer aus der Schweiz und Österreich
  6. Statsta.de, Größte Unternehmen der Welt nach ihrem Marktwert im Jahr 2022, April 2022
  7. Kerstin Werth, Software: Wachsende Branche mit Potential im B2B-Geschäft, 2014, S. 2 f.
  8. Peter Haric/Christoph Pollak/Johanna Grüblbauer/Monica Rintersbacher, Ziel: Hidden Champions, 2013, S. 64
  9. Hermann Simon, „Hidden champions“: Speerspitze der deutschen Wirtschaft, in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft 60 (9), 1990, S. 876
  10. Hermann Simon, Hidden Champions: Aufbruch nach Globalia, 2012, S. 27

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Wordmark of Coca-Cola, trademarked by The Coca-Cola Company, but because the logo is simply "Coca-Cola", there is no proof as to who originally wrote it. Master Penman Louis Madarasz (1859-1910) was said to have told one of his students that the work was his own. When the work was created, Madarasz had a mail order business, could have illustrated the logo, and the writing style is similar to his. In the book "An Elegant Hand" by William E Henning, it states that Frank Mason Robinson, who was the bookkeeper of the firm, originated the name Coca-Cola and specified that it be written in Spencerian Script. In a 1914 court case, Robinson testified that he was "practically the originator" and that "some engraver here by the name of Frank Ridge was brought into it". Thus the logo itself has no currently copyrightable authorship and its exact creator is unknown. In any case, the trademarked Coca-Cola logo was published numerous times in the United States (its country of origin) before 1923, and so is now ineligible for copyright.
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