Welldeck
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Welldeck, seltener auch Brunnendeck,[1] Tiefdeck oder gesenktes Deck (von englisch well ‚Brunnen‘), ist auf Schiffen mit verschieden hohen oben offenen Decks der tiefste Bereich zwischen davor und dahinter liegenden höheren Decks. Die Bezeichnung leitet sich davon ab, dass überkommendes Wasser von den höheren Bereichen wie in einen Brunnenschacht hier hin abfließt, so dass dieses Deck besonders oft unter Wasser steht. Umgangssprachlich wurden Welldecks auch Versaufloch genannt. Bei sogenannten Welldeckschiffen oder kurz Welldeckern[2] ist das Welldeck der ungedeckte Bereich des Hauptdecks zwischen Back und Manöverdeck, also zwischen dem erhöhten Bugbereich und den etwa mittigen Aufbauten. Der Welldecker kam als Schiffsentwurf im 19. Jahrhundert, zunächst in Großbritannien, auf[3] und wurde in verschiedenen Ausprägungen bis in die 1960er Jahre gebaut.
Bei Docklandungsschiffen wird auch der mehrgeschossige Laderaum im Heck amphibischer Angriffsschiffe, welcher bei Bedarf geflutet und achtern durch ein großes Tor von mitgeführten Landungsbooten befahren werden kann, oft als Welldeck bezeichnet. Im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch wird dafür aber auch well dock verwendet.
Funktionsweise von Welldecks auf Militärschiffen
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Während der Überfahrt ist das Tor geschlossen und das Welldeck trocken. Erreicht das Schiff sein Einsatzgebiet, so werden große seitliche Ballasttanks mit Wasser gefüllt, bis sich das Heck des Schiffes so weit ins Meer senkt, dass das Welldeck geflutet wird. Die zusätzliche Eintauchtiefe beträgt bis zu 10 Meter. Das Schiff steht dabei still oder macht langsame Fahrt.
Aus Transportdecks im Innern der amphibischen Angriffsschiffe fahren Fahrzeuge, Lastwagen und Panzer über eine Rampe in die Landungsboote. Das voll beladene Landungsboot verlässt über das nun abgesenkte Tor den Rumpf des Schiffes und steuert in Richtung Küste, um dort seine Fracht zu entladen. Die Schiffe befinden sich dabei 50–100 Kilometer von der Küste entfernt in internationalen Gewässern und weitgehend geschützt vor feindlichem Feuer. Diese Operationsweise wird auch Over the Horizon (OTH, dt. hinter dem Horizont) genannt.
Für die Operation mit Luftkissenbooten des Typs LCAC ist das Fluten des Welldecks nicht nötig. Diese können über das offene Tor als Rampe direkt auf die Meeresoberfläche gleiten. Die Amtrac-Schwimmpanzer des Marine Corps benötigen keine Landungsboote, sondern fahren vom Welldeck aus direkt ins offene Meer.
Welldecks auf Docklandungsschiffen können über 100 m lang sein, so dass bei einigen für die raschere Beladung mittels Ladekran eine große Öffnung nach oben mittschiffs eingebaut wurde.
Alle entsprechenden Schiffe der US Navy müssen sich alljährlich für diese amphibischen Operationen qualifizieren, die sogenannte Well Deck Certification.
Maße
Maße der Welldecks bekannter Schiffsklassen:
Klasse | Marine | Typ | Länge in m | Breite in m | Fläche m² |
---|---|---|---|---|---|
Tarawa-Klasse | ![]() | LHA | |||
Wasp-Klasse | ![]() | LHD | 81,4 | 15,2 | 1237 |
Whidbey-Island-Klasse | ![]() | LSD | 134,1 | 15,2 | 2038 |
Foudre-Klasse | ![]() | LSD | 122,0 | 14,3 | 1745 |
Ouragan-Klasse | ![]() | LSD | 120,0 | 13,2 | 1584 |
Mistral-Klasse | ![]() | LHD | 885 | ||
San-Antonio-Klasse | ![]() | LPD | 55,0 | 14,0 | 770 |
Albion-Klasse | ![]() | LPD | 60,0 | 15,0 | 900 |
Bay-Klasse | ![]() | LSD | 39,0 | 14,0 | 546 |
Canberra-Klasse | ![]() | LHD | 69,3 | 16,8 | 1164 |
Weitere Docklandungsschiffe werden von der italienischen, der niederländischen, der spanischen und der chinesischen Marine betrieben.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Brunnendeck. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 3: Bismarck-Archipel–Chemnitz. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1905, S. 503 (zeno.org).
- ↑ Welldecker. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. 6. Auflage. Band 20: Veda–Zz. Bibliographisches Institut, Leipzig / Wien 1909, S. 510 (zeno.org).
- ↑ Neuer Schiffstyp. In: Hansa. Deutsche nautische Zeitschrift. 29. Jahrgang, Nr. 13. Eckardt & Messtorff, Hamburg 1892, S. 172.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Marine Nationale and French merchant ensign. Used from 1794 to 1814/1815, and from 1848 to present.
Notice that its proportions differ from those of the French civil flag. (ensign : 30:33:37, civil : 1/3,1/3,1/3)
Autor/Urheber: Contando Estrelas from Vigo, España / Spain, Lizenz: CC BY-SA 2.0
El portaaeronaves "Juan Carlos I" L-61 en Vigo El portaaeronaves "Juan Carlos I" L-61, buque insignia de la Armada Española, en su visita a Vigo el 3 de junio de 2017, con ocasión del tercer centenario de la Real Compañía de Guardiamarinas.
"Juan Carlos I" L-61 aircraft carrier in Vigo
"Juan Carlos I" L-61 aircraft carrier, flagship of the Spanish Navy, in its visit to Vigo on June 3, 2017, on the occasion of the third centenary of the Royal Company of Guardiamarinas.(c) YSSYguy in der Wikipedia auf Englisch, CC BY-SA 4.0
An LCM-1E landing craft on display on the well deck of HMAS Canberra while the ship was open to the public during the 2015 Anzac Day commemorations in Hobart.
170606-N-GG458-059 BALTIC SEA (June 6, 2017) An assault amphibious vehicle enters the well deck of the San Antonio-class amphibious transport dock ship USS Arlington (LPD 24) during a simulated amphibious assault while participating in BALTOPS 2017, June 6. BALTOPS is an annual U.S.-led, Naval Striking and Support Forces NATO-executed, multinational maritime exercise in the Baltic Sea region designed to enhance flexibility and interoperability among its participants. (U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class Stevie Tate/Released)
Landing Craft Utility (LCU) 1631 assigned to Naval Beach Unit (NBU) 7 enters the well deck of the San Antonio-class amphibious transport dock ship USS Green Bay (LPD 20) during well deck operations. Green Bay is underway as part of a scheduled homeport shift to Sasebo, Japan. (U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 3rd Class Edward Guttierrez III/Released)