Welfenplatz (Hannover)
Der Welfenplatz (Hannover ist ein etwa 6 Hektar großes Parkgelände im Stadtteil List nahe der Fußgängerzone Lister Meile. Der Platz entstand Mitte des 19. Jahrhunderts als Militärgelände vor den Toren der Garnisonsstadt Hannover.
) inName
Der Welfenplatz ist benannt nach dem Geschlecht der Welfen, das zur Entstehungszeit des Platzes um 1860 das Königreich Hannover regierte. Schon wenige Jahre später wurden sie 1866 nach der Niederlage in der Schlacht bei Langensalza von den Preußen entthront.
Stadtbild
Der 200 × 300 m große Welfenplatz ist heute eine grüne Oase zwischen der Celler Straße und der Straße Am Welfenplatz. Durch die Seite zur Celler Straße liegt er an einer vielbefahrenen Ausfallstraße, die nach Nord-Osten aus dem Stadtzentrum führt. Mit Rasenflächen, einem Bolzplatz, Tischtennisplatten, Bäumen, Sitzecken, einem Kinderspielplatz sowie einer Rollschuh- und Skatebahn lädt der Platz zum Spielen und Verweilen ein. Bebaut ist er mit einer Schule, einem Kindergarten, einer Tankstelle, dem Graffiti-verzierten Bunker am Welfenplatz aus dem Zweiten Weltkrieg sowie dem von Han Slawik errichteten Containerdorf für Straßenkinder mit dem von Nicolas Kiefer unterstützten "bed by night"-Projekt. Das gegenwärtige Aussehen erhielt der Platz erst nach 1945, nachdem seine militärische Nutzung beendet war. Am Welfenplatz liegt die Apostelkirche.
In der oberen Etage des Hochbunkers befindet sich seit 2012 das Fledermauszentrum Hannover, das von der AG Fledermäuse des BUND ehrenamtlich betrieben wird. Dort werden im Rahmen von Fledermausschutz-Initiativen verletzte oder kranke Fledermäuse gesund gepflegt und wieder ausgewildert.
Ein Kalkstein-Obelisk an der Ostseite des Welfenplatzes erinnert an die gefallenen Soldaten, die einst in den Kasernen stationiert waren. Sie gehörten zum Feldartillerie-Regiment von Scharnhorst (1. Hannoversches) Nr. 10, zum 6. Artillerie-Regiment der Reichswehr und zum Artillerie-Regiment 19 der Wehrmacht.
Unter dem Platz verläuft der B-Tunnel der Stadtbahn, ein Notausgang führt auf den Platz. Da die Entfernung zu den nächsten U-Bahn-Stationen Hauptbahnhof und Werderstraße relativ groß ist, bestehen seitens der Region Hannover Planungen für den Bau einer U-Bahn-Station Welfenplatz. Die Realisierung dieser Pläne ist ungewiss.
- Der Welfenplatz als grüne Oase: ganz links ehemalige Kaserne (heute Polizeigebäude), davor Schulgebäude, im Vordergrund Landeskriminalamt Niedersachsen
- (c) Foto: Axel Hindemith, CC BY-SA 3.0Der Bunker am Welfenplatz
- (c) Foto: Axel Hindemith, CC BY-SA 3.0Von Han Slawik entworfenes Containerdorf für Straßenkinder neben dem Bunker
Militärische Geschichte
Der Welfenplatz entstand im 19. Jahrhundert auf freiem Feld vor den Toren Hannovers als Exerzierplatz. Eine ähnlich militärisch bedingte Entstehungsweise ist in Hannover beim Waterlooplatz und dem Königsworther Platz der Fall. Um 1850 kaufte das Hannoversche Kriegsministerium Bauern des Dorfes List eine größere Weidefläche auf sandigem, unfruchtbarem Boden ab. 1857 begann der Bau von drei Kasernen an der Nordseite des 200 × 300 m großen Platzes für Soldaten des Königreichs Hannover. 1867 ließ der preußische Staat, der ein Jahr zuvor das Königreich Hannover übernommen hatte, an der Ostseite des Platzes zwei weitere Kasernen errichten. Alle Kasernenbauten wurden in rotem Backstein auf einem hellen Sandsteinsockel errichtet.
Ende des 19. Jahrhunderts war der Bereich um den Welfenplatz ein Militärviertel (siehe Bild links). Seine Kasernen für Infanterie- und berittene Artillerieeinheiten beherbergten:
- 2000 Soldaten
- 500 Pferde
- 50 Feldgeschütze
Die Kasernengebäude hatten mit jeweils 100 m Straßenfront und bis zu 30 m Gebäudehöhe in der damaligen Zeit enorme Ausmaße. Für die Soldaten herrschte im Inneren drangvolle Enge, da bis zu 28 Mann in einem 40 m² großen Raum untergebracht waren. Den Pferden in den weitläufigen Stallungen stand mehr Platz zur Verfügung.
Während des Zweiten Weltkrieges entstand auf dem Welfenplatz der Bunker am Welfenplatz als Hochbunker gegen feindliche Luftangriffe. Sein schräges, ziegelgedecktes Dach war nur Attrappe, um angreifenden Bombern ein Wohngebäude vorzutäuschen.
Bei den britischen und amerikanischen Luftangriffen vom 25. sowie 28. März 1945 mit je 600 Bombern wurden die östlichen hannoverschen Stadtteile schwer getroffen. Drei der fünf Kasernen am Welfenplatz wurden so stark beschädigt, dass nur ein Abriss infrage kam.
- Soldaten des 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74 exerzieren auf dem Platz um 1898
- Feldgeschütze vor der Artilleriekaserne XI an der Ostseite des Platzes
- Ausmarsch des Infanterie-Regiments 74 am Mobilmachungstag am 2. August 1914 durch „die Volksmenge auf dem Welfenplatz [...]“
- Denkmalgeschütztes Kriegerdenkmal vor einem verbliebenen Kasernengebäude für die gefallenen Soldaten, die hier stationiert waren
Polizeieinrichtungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die niedersächsische Polizei die früheren Kasernenflächen. In der weitgehend unbeschädigt gebliebenen Kaserne (Infanteriekaserne VI) an der Nordseite des Platzes befindet sich der Sitz der Polizeiinspektion Hannover der Polizeidirektion Hannover. In den Stallungen der intakt gebliebenen Artilleriekaserne XI an der Ostseite residiert seither die Reiter- und Diensthundeführerstaffel Hannover. Auf den Trümmergrundstücken der zerstörten Kasernen entstanden als Neubauten eine Schule und das Landeskriminalamt Niedersachsen.
- Früheres Kasernengebäude, heute Polizeigebäude
- Polizeigebäude
- Polizeirevier
- Früherer Hauptsitz des Landeskriminalamtes Niedersachsen
Literatur
- Beschreibung der Garnison Hannover vom Standpunkt des Gesundheitswesens, Hrsg.: Medizinalbehörde des Königlich Preußischen Kriegsministeriums, Berlin 1896
Weblinks
Koordinaten: 52° 23′ 6″ N, 9° 44′ 29″ O
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Autor/Urheber: Christian A. Schröder (ChristianSchd), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Frühere Kaserne der berittenen Artillerie Am Welfenplatz Nr. 1 im Stadtteil List von Hannover. Heute ist im Gebäude die Polizei Hannover ansässig.
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unbekannt
, Lizenz: Bild-PD-altDer Welfenplatz mit seinen militärischen Anlagen als Aussschnitt aus historischem Bild von Hannover von 1901, links unten die Apostelkirche an der Celler Straße, rechts unten das Krankenhaus Clementinenhaus
(c) Foto: Axel Hindemith, CC BY-SA 3.0
Bed by night Hannover auf dem Welfenplatz, Architekt ist Hanfried Slawik
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, Lizenz: Bild-PD-altDie Artilleriekaserne XI an der Ostseite des Welfenplatz in Hannover um die Jahrhundertwende 19./20. Jahrhundert. Wegen der Nutzung durch die Polizei nach dem Zweiten Weltkrieg wird das Gebäude heute auch Bullenkloster genannt.
"Ansichtskarte" vom (sinngemäß)
beginnend mit dem„1. Mobilmachungstage für den Ersten Weltkrieg am 2. August 1914“
Nachdem "Oberleutnant Oesterreich" die Aufstellung überwacht hatte, konnte zunächst offenbar das "1. Bataillon" durch die auf dem Welfenplatz versammelte Volksmenge hindurch "ins Feld" ausrücken. Gegen Ende 1916 nahm der Unteroffiziert Henry Harland die als Postkarten reproduzierten Fotos,„Antreten der 3. Kompanie 1. Hannoverschen Infanterie-Regiments Nr. 74 auf dem Kasernenhof am Welfenplatz.“
, um sowohl seiner lieben Schwester Fridel' und seinem Vater Wilhelm in der Angerstraße 8 in Hannover (Überlebens-)Nachrichten von der Westfront zukommen zu lassen. Inzwischen war der Unteroffizier offensichtlich der 11. Kompanie zugeteilt worden, die Feldpost-Stempel von der "19. Infanterie-Division".wurden teilweise jedoch„Gewidmet von der Continental-Caoutchouc- und Gutta-Percha-Compagnie Hannover“
...
„Aus militärischen Gründen verzögert.“
Fassade des Landeskriminalamtes Niedersachsen in Hannover.
Um 1898: Der Welfenplatz in Hannover, aufgenommen um 1898 aus einem Gebäude in der Celler Straße. Zu sehen sind unter anderem exerzierende und mit Kanonen übende Soldaten/Rekruten vor den Kasernen. Handschriftlich hat der Absender der Karte (siehe unten; Rückseite der Postkarte) auf dem Bild erläutert. Abschrift, oben links: "Hier liegt das 2te und 3te Batailion, Regiment 74, ... No. 5 (darunter:) 5te ... 6te 7te Offizierskasino."
Rechts: "Hier liegt das 1te Batailion No. 6 / Regiment No. 74 / 1te 2te 3te 4te / Infanterieplatz / Artillerie Exzerzierplatz / Der Platz ist 300 Meter lang und 280 Meter breit."
Vor den Gebäuden ist eine Allee aus relativ frisch angepflanzten Bäumen zu erkennen
Lediglich das Gebäude rechts ist heute noch erhalten und dient der Polizeidirektion Hannover. Anstelle des linken Gebäudes befindet sich heute die Albrecht-Dürer-Schule, im Vordergrund heute die Werner-von-Siemens-Schule.
Es existiert eine Variante dieser Ansichtskarte, auf der auf der Bildseite der Platz gelassen wurde für persönliche Nachrichten.Polizeirevier am Welfenplatz in Hannover
Autor/Urheber:
unbekannt
, Lizenz: Bild-PD-altDie früheren Kasernen an der Nordseite des Welfenplatzes mit einer Gesamt-Fassadenlänge von etwa 300 m:
Artilleriekaserne IV, Infanteriekaserne V, Infanteriekaserne VI
Die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überdauerte nur das rechte Gebäude, heute ein Polizeirevier.
Autor/Urheber: de:Benutzer:Axel Hindemith, Lizenz: Copyrighted free use
Welfenplatz in Hannover, im Vordergrund Landeskriminalamt Niedersachsen, dahinter links Schule, dahinter frühere Kaserne, heute Polizeirevier
Hannover, Welfenplatz_1_
Kriegsdenkmal Welfenplatz