Weingartsgreuth

Weingartsgreuth
Koordinaten:49° 44′ N, 10° 44′ O
Höhe: 298 m ü. NHN
Einwohner:285 (31. Dez. 2022)[1]
Eingemeindung:1. Mai 1978
Postleitzahl:96193
Vorwahl:09548
Schloss Weingartsgreuth
Kanzleigebäude

Weingartsgreuth ist ein Gemeindeteil des Marktes Wachenroth im Landkreis Erlangen-Höchstadt (Mittelfranken, Bayern).[2]

Geografie

Das Pfarrdorf liegt am Vocksgraben, der einen Kilometer nordöstlich als rechter Zufluss in die Reiche Ebrach mündet. Im Süden befindet sich die Autobahnraststätte Steigerwald und es grenzen kleinere Waldgebiete an. Ansonsten ist der Ort von Acker- und Grünland umgeben. Etwa einen Kilometer westlich erhebt sich der Schellenberg (345 m ü. NHN).

Die Kreisstraße ERH 23 verläuft nach Wachenroth zur Staatsstraße 2260 (1,8 km nordwestlich). Eine Gemeindeverbindungsstraße verläuft nach Buchfeld zur Kreisstraße ERH 22 (2,8 km südwestlich) bzw. nach Horbach (1,3 km nordöstlich). Eine weitere Gemeindeverbindungsstraße verläuft zur Raststätte Steigerwald (0,7 km südwestlich) und weiter nach Ailsbach zur ERH 22.[3]

Geschichte

Nach einer Binnenrodung im 11./12. Jahrhundert wurden die Orte Hohen- und Weingartsgreuth angelegt. Darauf verweist auch der Ortsname (greuth, Rodung) und der Ortstyp (Kettendorf). 1357 wurde der Ort erstmals urkundlich erwähnt. Die Rodung erfolgte zur Anlage eines Weingartens, der 1495 ausdrücklich bezeugt wurde. Lehnsherren waren die Herren von Hohenlohe. Von diesen empfing Ulrich von Lauffenholz den Zehnt des Dorfes als Lehen. Später ging die Lehensherrschaft an das Hochstift Bamberg über. Im Zweiten Markgrafenkrieg wurde der Ort 1553 gebrandschatzt. Zu dieser Zeit war Klaus von Egloffstein Lehensträger. 1574 gab das Hochstift das Lehen an Georg Marschalk von Ebnet, in dessen Familie es bis 1728 blieb. Vom Dreißigjährigen Krieg wurde der Ort schwer getroffen. Von 1709 bis 1712 errichtete Georg Christian Marschalk von Ebnet zwölf neue Herdstätten und stattete sie mit je fünf Morgen Feld aus. Nach dessen Tod im Jahr 1728 gelangte das Rittergut an seinen Schwager Christoph Friedrich von Seckendorff-Aberdar.[4]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Weingartsgreuth 31 Anwesen (Schloss, Wirtshaus, 13 Güter, 11 Gütlein, 3 Tropfhäuser, 1 Schmiede, 1 Ziegelei) und ein Gemeindehirtenhaus. Das Hochgericht übte das bambergische Centamt Wachenroth aus. Die Dorf- und Gemeindeherrschaft sowie die Grundherrschaft über alle Anwesen hatte das Seckendorff’sche Rittergut Weingartsgreuth.[5]

1802 kam Weingartsgreuth an das Kurfürstentum Bayern. Im Rahmen des Gemeindeedikts wurde der Ort dem 1808 gebildeten Steuerdistrikt Schirnsdorf zugeordnet. Mit dem Zweiten Gemeindeedikt (1818) entstand die Ruralgemeinde Weingartsgreuth, zu der Buchfeld und Fallmeisterei gehörten. Sie war in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Höchstadt zugeordnet und in der Finanzverwaltung dem Rentamt Höchstadt. In der freiwilligen Gerichtsbarkeit und der Ortspolizei unterstand der Ort dem Patrimonialgericht Weingartsgreuth. Am 9. September 1854 wurde Warmersdorf eingemeindet,[6] während die Fallmeisterei nach Schirnsdorf umgemeindet wurde. Ab 1862 gehörte Weingartsgreuth zum Bezirksamt Höchstadt an der Aisch (1939 in Landkreis Höchstadt an der Aisch umbenannt) und weiterhin zum Rentamt Höchstadt (1919 in Finanzamt Höchstadt umbenannt, 1929–1972 Finanzamt Forchheim, seit 1972 Finanzamt Erlangen). Die Gerichtsbarkeit blieb beim Landgericht Höchstadt (1879 in das Amtsgericht Höchstadt an der Aisch umgewandelt), von 1959 bis 1973 war das Amtsgericht Forchheim zuständig, seitdem ist es das Amtsgericht Erlangen. Die Gemeinde hatte eine Gebietsfläche von 6,075 km².[7]

Am 1. Mai 1978 wurde Weingartsgreuth im Zuge der Gebietsreform in den Markt Wachenroth eingegliedert.[8]

Baudenkmäler

  • Haus Nr. 19, 21, 23: Schloss Weingartsgreuth mit Kanzlei- und Nebengebäude und Schlosspark
  • Haus Nr. 58: Wirtschaftshof
  • Martersäule, sogenannte Ochsenmarter
  • Gedenkkreuz „Kreuzlein“
  • Steinkreuz

Einwohnerentwicklung

Gemeinde Weingartsgreuth

Jahr181918401852185518611867187118751880188518901895190019051910191919251933193919461950195219611970
Einwohner316502*576*597602622628640683674641639592595615597574583575906844805400407
Häuser[9]83838684858683
Quelle[10][11][11][11][12][13][14][15][16][17][18][11][19][11][20][11][21][11][11][11][22][11][7][23]

Ort Weingartsgreuth

Jahr001819001861001871001885001900001925001950001961001970001987002020
Einwohner258255250264231216301212215312278
Häuser[9]484947464484
Quelle[10][12][14][17][19][21][22][7][23][24][1]
* 
Angaben inklusive Warmersdorf, das aber in diesem Zeitraum nicht zu der Gemeinde Weingartsgreuth gehörte.

Religion

Der Ort ist Sitz einer Pfarrei und seit der Reformation evangelisch-lutherisch geprägt.[5] Die Einwohner römisch-katholischer Konfession sind nach St. Gertrud (Wachenroth) gepfarrt.[7]

Literatur

Weblinks

Commons: Weingartsgreuth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Fußnoten

  1. a b Daten und Fakten > Entwicklung der Einwohnerzahlen. In: wachenroth.de. Abgerufen am 8. August 2023.
  2. Gemeinde Wachenroth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 8. August 2023.
  3. Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 8. August 2023 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
  4. F. Krug (Hrsg.): Der Landkreis Erlangen-Höchstadt, S. 179f. = G. Daßler (Hrsg.): Landkreis Höchstadt a. d. Aisch, S. 136f.
  5. a b Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143, S. 88 f. (Digitalisat).
  6. Hanns Hubert Hofmann: Höchstadt-Herzogenaurach (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken. I, 1). Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1951, DNB 452071143, S. 137 (Digitalisat).
  7. a b c d Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand am 1. Oktober 1964 mit statistischen Angaben aus der Volkszählung 1961. Heft 260 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1964, DNB 453660959, OCLC 230947413, Abschnitt II, Sp. 682 (Digitalisat).
  8. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 711.
  9. a b Es sind nur bewohnte Häuser angegeben. Von 1871 bis 1987 werden diese als Wohngebäude bezeichnet.
  10. a b A. H. Hoenig (Hrsg.): Topographisch-alphabetisches Handbuch über die in dem Ober-Mainkreise befindlichen Städte, Märkte, Dörfer, Weiler, Mühlen und Einöden. Bayreuth 1820, OCLC 165644543, S. 135 (Digitalisat). Für die Gemeinde Weingartsgreuth zuzüglich der Einwohner von Buchfeld (S. 14).
  11. a b c d e f g h i j Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 146, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat).
  12. a b Joseph Heyberger, Chr. Schmitt, v. Wachter: Topographisch-statistisches Handbuch des Königreichs Bayern nebst alphabetischem Ortslexikon. In: K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Bavaria. Landes- und Volkskunde des Königreichs Bayern. Band 5. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, München 1867, OCLC 457951812, Sp. 875, urn:nbn:de:bvb:12-bsb10374496-4 (Digitalisat).
  13. Kgl. statistisches Bureau (Hrsg.): Verzeichniß der Gemeinden des Königreichs Bayern nach dem Stande der Bevölkerung im Dezember 1867. XXI. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. Ackermann, München 1869, S. 136 (Digitalisat).
  14. a b Kgl. Statistisches Bureau (Hrsg.): Vollständiges Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Kreisen, Verwaltungsdistrikten, Gerichts-Sprengeln und Gemeinden unter Beifügung der Pfarrei-, Schul- und Postzugehörigkeit … mit einem alphabetischen General-Ortsregister enthaltend die Bevölkerung nach dem Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1875. Adolf Ackermann, München 1877, OCLC 183234026, 2. Abschnitt (Einwohnerzahlen vom 1. Dezember 1871, Viehzahlen von 1873), Sp. 1048, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00052489-4 (Digitalisat).
  15. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Hergestellt auf Grund der neuen Organisation der Regierungsbezirke, Bezirksämter und Gerichtsbezirke. Nachtrag zum Heft 36 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1879, OCLC 992516308, S. 52 (Digitalisat).
  16. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Heft 35 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1882, OCLC 460588127, S. 150 (Digitalisat).
  17. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. Nach Regierungsbezirken, Verwaltungsdistrikten, … sodann mit einem alphabetischen Ortsregister unter Beifügung der Eigenschaft und des zuständigen Verwaltungsdistriktes für jede Ortschaft. LIV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1888, OCLC 1367926131, Abschnitt III, Sp. 993–994 (Digitalisat).
  18. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichniss für das Königreich Bayern : Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dez. 1890. Heft 58 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1892, OCLC 162230561, S. 150 (Digitalisat).
  19. a b K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis des Königreichs Bayern, mit alphabetischem Ortsregister. LXV. Heft der Beiträge zur Statistik des Königreichs Bayern. München 1904, DNB 361988931, OCLC 556534974, Abschnitt II, Sp. 1042 (Digitalisat).
  20. K. Bayer. Statistisches Bureau (Hrsg.): Gemeinde-Verzeichnis für das Königreich Bayern Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und dem Gebietsstand vom 1. Juli 1911. Heft 84 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1911, OCLC 162230664, S. 150 (Digitalisat).
  21. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 1076 (Digitalisat).
  22. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern – Bearbeitet auf Grund der Volkszählung vom 13. September 1950. Heft 169 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1952, DNB 453660975, OCLC 183218794, Abschnitt II, Sp. 927 (Digitalisat).
  23. a b Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern. Heft 335 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1973, DNB 740801384, OCLC 220710116, S. 174 (Digitalisat).
  24. Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 336 (Digitalisat).

Auf dieser Seite verwendete Medien

D-5-72-160-27 001.JPG
Autor/Urheber: Hamann M, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Schloss; Zweiflügelbau, der Nordflügel mit Ecksporen 1704 über Kern von 1574, der Südflügel 1719; mit Ausstattung; von der ursprünglichen Befestigung einzelner Rundturm, 1597, im 18. Jahrhundert erhöht; Kapellenflügel mit Evang.-Luth. Kirche, Mitte 18. Jahrhundert, um 1830 erweitert (= Haus Nummer 23); Kanzleigebäude, Mansarddachbau, bezeichnet 1792; Nebengebäude eingeschossiges Walmdachhaus, bezeichnet 1780; Ummauerung; Park, 18. Jahrhundert, im frühen 19. Jahrhundert in einen englischen Landschaftspark verwandelt.
D-5-72-160-27 007.JPG
Autor/Urheber: Hamann M, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Schloss; Zweiflügelbau, der Nordflügel mit Ecksporen 1704 über Kern von 1574, der Südflügel 1719; mit Ausstattung; von der ursprünglichen Befestigung einzelner Rundturm, 1597, im 18. Jahrhundert erhöht; Kapellenflügel mit Evang.-Luth. Kirche, Mitte 18. Jahrhundert, um 1830 erweitert (= Haus Nummer 23); Kanzleigebäude, Mansarddachbau, bezeichnet 1792; Nebengebäude eingeschossiges Walmdachhaus, bezeichnet 1780; Ummauerung; Park, 18. Jahrhundert, im frühen 19. Jahrhundert in einen englischen Landschaftspark verwandelt.