Weichersbach

Weichersbach
Gemeinde Sinntal
Koordinaten:50° 19′ N, 9° 40′ O
Höhe: 282 m ü. NHN
Fläche:12,99 km²[1]
Einwohner:791 (31. Dez. 2020)[1]
Bevölkerungsdichte:61 Einwohner/km²
Eingemeindung:1. Juli 1972
Postleitzahl:36391
Vorwahl:06664
Blick von der Burg Schwarzenfels in das Sinntal mit dem Ort Weichersbach und dem Südportal des Landrückentunnels
Blick von der Burg Schwarzenfels in das Sinntal mit dem Ort Weichersbach und dem Südportal des Landrückentunnels

Weichersbach ist ein Ortsteil der Gemeinde Sinntal im osthessischen Main-Kinzig-Kreis. Das Dorf liegt auf einer Höhe von 283 m ü. NN etwa 11 km südöstlich von Schlüchtern. Durch den Ort fließt die Schmale Sinn.

Geschichte

Ortsgeschichte

Die älteste erhaltene schriftliche Erwähnung von Weichersbach stammt aus dem Jahr 1311. In erhaltenen Urkunden wurde Weichersbach unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[2] Wichenspach (1311), Wychelsbach (1323), Wichersbach (1346) und Weichersbach (1360). Der Ort gehörte zum Gericht Altengronau, das 1333 als Reichslehen aus einer Erbschaft vom Haus Rieneck an die Herrschaft Hanau kam. Aus dem Gericht entstand im 15. Jahrhundert das Amt Schwarzenfels der Grafschaft Hanau, ab 1459 die Grafschaft Hanau-Münzenberg.

Im Jahre 1545 wird der Name Hans Lange genannt Binmoler, Müller zu Weichersbach, und seiner Frau Jela die die Hanauische Mühle zu Weichersbach gegen eine Jahresabgabe von 3 Gulden und 9 Schillinge Frankfurter Währung betrieben, erwähnt.

Die Grafschaft Hanau-Münzenberg schloss sich in der Reformation zunächst der lutherischen Konfession an, ab 1597 war sie reformiert. Kirchlich gehörte das Dorf zu Pfarrei von Mottgers.

1643 wurde das Amt Schwarzenfels – und damit auch Weichersbach – als Pfand zusammen mit anderen Sicherheiten der Landgrafschaft Hessen-Kassel übergeben. Es sollte für Hanauer Schulden bürgen, die im Zusammenhang mit der Befreiung der Stadt Hanau von der Belagerung durch kaiserliche Truppen 1636 gegenüber Hessen-Kassel entstanden waren. Hanau gelang es nicht mehr, dieses Pfand von Hessen-Kassel zu lösen. Das Amt wurde in der Folgezeit wie landgräfliches Eigentum verwaltet. Auch nachdem Hessen-Kassel 1736, nach dem Tod des letzten Hanauer Grafen, Johann Reinhard III., die Grafschaft Hanau-Münzenberg erbte, wurde es mit dieser nicht wieder vereinigt. Im 18. Jahrhundert befand sich in der Nähe die legendenumwobene Schlangenbuche.

Während der napoleonischen Zeit stand Weichersbach ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und dann von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt, Departement Hanau. 1813 fiel es an den 1803 zum Kurfürsten erhobenen Landgrafen von Hessen-Kassel zurück, der seine Lande ab 1815 als Kurfürstentum Hessen bezeichnete. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, durch die Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, gehörte Weichersbach zum Landkreis Schlüchtern. 1866 wurde das Kurfürstentum nach dem Preußisch-Österreichischen Krieg von Preußen annektiert.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Im Zuge der Gebietsreform in Hessen bildete sich am 1. Juli 1972 die Gemeinde Sinntal durch den freiwilligen Zusammenschluss der bisher selbständigen Gemeinden Mottgers, Schwarzenfels und Weichersbach.[3][4] Für Weichersbach wurde, wie für die übrigen Ortsteile von Sinntal, ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[5]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Weichersbach angehört(e):[2][6]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Weichersbach 804 Einwohner. Darunter waren 12 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 153 Einwohner unter 18 Jahren, 324 zwischen 18 und 49, 168 zwischen 50 und 64 und 159 Einwohner waren älter.[9] Die Einwohner lebten in 282 Haushalten. Davon waren 51 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 141 Paare mit Kindern, sowie 18 Alleinerziehende und 6 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 168 Haushaltungen lebten keine Senioren.[9]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
• 1549:31 Haushaltungen und der Zentgraf
• 1587:25 Schützen und 12 Spießer
• 1812:81 Feuerstellen, 703 Seelen
Weichersbach: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
  
703
1834
  
945
1840
  
929
1846
  
931
1852
  
925
1858
  
863
1864
  
829
1871
  
789
1875
  
731
1885
  
760
1895
  
720
1905
  
703
1910
  
756
1925
  
720
1939
  
749
1946
  
1.042
1950
  
1.013
1956
  
818
1961
  
818
1967
  
854
1970
  
846
1979
  
872
1990
  
909
1995
  
901
2000
  
869
2005
  
856
2010
  
844
2011
  
804
2015
  
838
2020
  
791
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: [2]; ab 1969: Gemeinde Sinntal[10]

Historische Religionszugehörigkeit

• 1885:755 evangelische (= 99,34 %), 5 katholische (= 0,66 %) Einwohner[2]
• 1961:792 evangelische (= 96,82 %), 26 katholische (= 3,18 %) Einwohner[2]

Infrastruktur

Literatur

  • Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis = Hanauer Geschichtsblätter 40. Hanau 2003, S. 424 f.
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen. Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen 14, 1926, S. 489.
  • Literatur über Weichersbach nach Register nach GND In: Hessische Bibliographie

Weblinks

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Trennung von Justiz (Justizamt Schwarzenfels) und Verwaltung.
  3. Am 1. Juli 1972 als Ortsbezirk zur Gemeinde Sinntal.

Einzelnachweise

  1. a b Gemeinde Sinntal – Gemeindeinformationen. Abgerufen am 12. November 2022.
  2. a b c d e f Weichersbach, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 5. November 2021). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1972. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 28, S. 1197, Punkt 851; 2. Abs. 1. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 4,4 MB]).
  4. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 376.
  5. Hauptsatzung. (PDF; 529 kB) §; 5. In: Webauftritt. Gemeinde Sinntal, abgerufen im Februar 2019.
  6. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  7. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 205 f. (online bei Google Books).
  8. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  9. a b Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original am 11. Juli 2021;.
  10. Haushaltssatzung für den Haushaltsplan 2019. (PDF; 2,8 MB) Statistische Angaben. Gemeinde Sinntal, S. 41, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2019.

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Autor/Urheber: J. Braukmann Milseburg, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Blick von der Burg Schwarzenfels in das Sinntal mit dem Ort Weichersbach und dem Südportal des Landrückentunnels. Im Hintergrund der Höhenzug "Breite First" (550 m)