Weißfleckenkolibri

Weißfleckenkolibri

Weißfleckenkolibri (Anthocephala berlepschi)

Systematik
Klasse:Vögel (Aves)
Ordnung:Seglervögel (Apodiformes)
Familie:Kolibris (Trochilidae)
Gattung:Anthocephala
Art:Weißfleckenkolibri
Wissenschaftlicher Name
Anthocephala berlepschi
Salvin, 1893

Der Weißfleckenkolibri (Anthocephala berlepschi) ist ein Seglervogel in der Familie der Kolibris (Trochilidae), der in Kolumbien endemisch ist. Der Bestand wird von der IUCN als „gefährdet“ (Vulnerable) eingestuft.

Merkmale

Der Weißfleckenkolibri erreicht eine Körperlänge von etwa 8,4 cm. Das Männchen hat einen schwarzen geraden Schnabel. Der vordere Oberkopf ist gelbbraunweiß, der Hinterkopf rötlich kastanienfarben. Der Rest der Oberseite schimmert grün. Hinter dem Auge (postokular) hat er einen weißen Fleck. Die Unterseite ist gräulich gelbbraun, der quadratisch geformte Schwanz bronzegrün mit weißen Spitzen und einer schwarzen Subterminalbinde, die sich aber nicht über die zentralen Steuerfedern zieht. Das Weibchen ähnelt dem Männchen, hat aber einen bräunlichen Oberkopf. Jungtiere ähneln ausgewachsenen Weibchen.[1]

Verhalten und Ernährung

Die Ernährungsgewohnheiten des Weißfleckenkolibris sind wenig erforscht.[2] Einzelne Exemplare wurden an den Blüten der Gesneriengewächse-Gattung Kohleria beobachtet. Hier scheint er Blüten anzufliegen, die an Wegesrändern liegen und zu den unteren Straten gehören und oft Sekundärvegetation ist.[3] Ein Männchen wurde beim Besuch der Orchideengattung Elleanthus beobachtet.[4]

Lautäußerungen

Der Gesang des Weißfleckenkolibris besteht aus einer langen Serie von tsip-Tönen, die er wiederholt und in einer Frequenz von 1,5 Tönen pro Sekunde von sich gibt.[2]

Fortpflanzung

Die Männchen versammeln sich an Leks im Inneren des geschützten Waldes. Dabei sitzen sie in ca. 2 bis 5 Metern über dem Boden auf den Ästen. Diese ökologische Anforderung der Art für die Brutzeit könnte ein Grund für die Bedrohung des Fortbestands sein, da dieser Lebensraum immer mehr zerstört wird. Im April wurden zwei Männchen mit wahrscheinlich entwickelten Hoden gesammelt, doch fehlen gesicherte Daten über Gonadenaktivitäten des Vogels.[3]

Verbreitung und Lebensraum

Verbreitungsgebiete (grün) von Weißfleckenkolibri

Der Weißfleckenkolibri bewegt sich in feuchten Wäldern, älterer Sekundärvegetation und an Waldrändern in Höhenlagen zwischen 1200 und 2500 Metern.[2] Populationen kommen im Reserva Natural Merenberg im Departamento del Huila, im Reservas Comunitarias de Roncesvalles und dem Reserva Natural Ibanascu im Departamento del Tolima vor.[5]

Migration

An ein und demselben Ort kann der Weißfleckenkolibri zu bestimmten Zeiten des Jahres recht häufig sein, aber in Zeiten von Nahrungsknappheit völlig fehlen. Wahrscheinlich korreliert die Phänologie mit seinen Hauptnahrungsquellen. Deswegen wird vermutet, dass er in den Höhenlagen wandert.[3]

Etymologie und Forschungsgeschichte

Die Erstbeschreibung des Weißfleckenkolibris erfolgte 1893 durch Osbert Salvin unter dem wissenschaftlichen Namen Anthocephala berlepschi. Das Typusexemplar wurde ihm von Hans Hermann Carl Ludwig von Berlepsch zugesandt. Als Sammelort gab er die Gegend um Bogotá an.[6] Nachdem Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte den Blassstirnkolibri der Gattung Adelomyia zugeordnet hatte[7], kamen Jean Louis Cabanis und Ferdinand Heine junior im Jahre 1860 zu dem Schluss, dass die Art eine eigene Gattung darstellt.[8][A 1] Der Gattungsname setzt sich aus den griechischen Wörtern ἄνθοςánthos für „Blume, Blüte“ und κεφαλήkephalḗ für „Kopf“ zusammen.[8] Das Artepitheton ist dem Mann gewidmet, der Salvin das Typusexemplar zugesandt hatte.[6] Lange galt der Weißfleckenkolibri als Unterart des Blassstirnkolibris. Heute wird er aufgrund von Analysen der mitochondrialen und nukleären DNA durch María Lozano-Jaramillo, Alejandro Rico-Guevara und Carlos Daniel Cadena in eine eigene Art gestellt. Die Autoren untermauerten ihre These mit ökologischen Nischenmodellen und stellten eine große klimatische Divergenz zwischen beiden Arten fest.[9] Die International Ornithologists’ Union folgt dieser Abspaltung.[10]

Literatur

  • Osbert Salvin: Anthocephala berlepschi. In: Bulletin of the British Ornithologists' Club. Band 3, Nr. 12, 1893, S. VIII (biodiversitylibrary.org).
  • Thomas Züchner, Eduardo de Juana, Peter Boesman, Christopher J. Sharpe: Tolima Blossomcrown (Anthocephala berlepschi). In: Thomas Scott Schulenberg (Hrsg.): Handbook of the Birds of the World Alive. Cornell Lab of Ornithology, Ithaca, NY 4. März 2020 (englisch, birdsoftheworld.org).
  • Jean Louis Cabanis, Ferdinand Heine junior: Museum Heineanum Verzeichniss der ornithologischen Sammlung des Oberamtmann Ferdinand Heine auf Gut St. Burchard vor Halberstadt. III. Theil, die Schrillvögel und die Zusammenstellung der Gattungen und Arten des 1–3, Theils enthalthend. R. Frantz, Halberstadt 1860 (biodiversitylibrary.org).
  • James A. Jobling: A Dictionary of Scientific Bird Names. Oxford University Press, Oxford 1991, ISBN 978-0-19-854634-4.
  • Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte: Talleau des Oiseauux-Mouches. In: Revue et Magasin de Zoologie Pure et Appliquée. Band 6, 1854, S. 248–257 (biodiversitylibrary.org).
  • Alejandro Rico-Guevara, Andrea Morales Rozo, Miguel Moreno-Palacios, Maria Lozano-Jaramillo in Luis Miguel Renjifo, Ángela Mariá Amaya-Villarreal, Jaime Burbano-Girón, Jorge Velásques-Tibatá: Libro rojo de aves de Colombia Ecosistemas abiertos, secos, insulares, acuáticos continentales, marinos, tierras altas del Darién y Sierra Nevada de Santa Marta y bosques húmedos del centro, norte y oriente del país. Band 2. Pontificia Universidad Javeriana. Instituto de Investigación de Recursos Biológicos Alexander von Humboldt, Bogotá, D.C. 2016, ISBN 978-958-716-980-5, S. 200–203.
  • Robert Stirling Ridgely, Steven Joseph Charles Gaulin: The Birds of Finca Merenberg, Huila Department, Colombia. In: The Condor. Band 82, Nr. 4, 1980, S. 379–391 (sora.unm.edu [PDF; 1,6 MB]).
  • María Lozano-Jaramillo, Alejandro Rico-Guevara, Carlos Daniel Cadena: Genetic Differentiation, Niche Divergence, and the Origin and Maintenance of the Disjunct Distribution in the Blossomcrown Anthocephala floriceps (Trochilidae). In: PLoS ONE. Band 9, Nr. 9, 2014, S. e108345, doi:10.1371/journal.pone.0116065.

Weblinks

Commons: Blassstirnkolibri (Anthocephala berlepschi) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Züchner u. a.
  2. a b c Thomas Züchner u. a.
  3. a b c Alejandro Rico-Guevara u. a. S. 200
  4. Robert Stirling Ridgely u. a. S. 382.
  5. Alejandro Rico-Guevara u. a. S. 201.
  6. a b Osbert Salvin, S. VIII.
  7. Charles Lucien Jules Laurent Bonaparte u. a., S. 253.
  8. a b Jean Louis Cabanis u. a., S. 72.
  9. María Lozano-Jaramillo (2016) u. a.
  10. IOC World Bird List Hummingbirds

Anmerkungen

  1. So schrieben die Autoren: Dagegen ist der von Bonaparte ganz ohne Bedenken von Gould schon mit weniger Entschiedenheit zu Adelomyia (!) gezogene Trochilus floriceps Gould als eigene Gattung Anthocephala .... aufzuführen:

Auf dieser Seite verwendete Medien

Anthocephala berlepschi map.svg
Autor/Urheber: Cephas, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Distribution map of southern subspecies of Anthocephala floriceps.
Blossomcrown.jpg
Autor/Urheber: Zieger M, Lizenz: CC BY-SA 4.0
bird at some flowers at UKUKU Rural Lodge