Weiße Burg Friesheim
Weiße Burg Friesheim | ||
---|---|---|
Friesheim, die „Weiße Burg“ | ||
Alternativname(n) | Schlendersburg, Quentelsburg, Burg Friesheim | |
Staat | Deutschland | |
Ort | Erftstadt-Friesheim | |
Burgentyp | Niederungsburg | |
Erhaltungszustand | Vorburg erhalten | |
Bauweise | Feldbrandstein | |
Geographische Lage | 50° 45′ N, 6° 46′ O | |
Die Weiße Burg ist eine Wasserburg und ein ehemaliger Rittersitz im Erftstadter Ortsteil Friesheim, im nordrhein-westfälischen Rhein-Erft-Kreis. Das Herrenhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, die Vorburg ist teilweise noch erhalten.
Geschichte
Fronhof des Kölner Domkapitels
Die Niederungsburg war wahrscheinlich die Nachfolgerin eines schon im 11. Jahrhundert urkundlich erwähnten Fronhofes,[1] der im 9. Jahrhundert im Besitz des Grafen Emundus von Friesheim war. Graf Emundus, der im Kölner Dom beigesetzt wurde, schenkte um 830 seinen Besitz „Friesheim“ dem Patron der Kölner Domkirche, dem heiligen Petrus,[2] dessen irdischer Güterverwalter der Erzbischof von Köln war. Bei der von Erzbischof Gunthar vorgenommenen „Güterumschreibung“ im Jahr 866[3] fiel die Villikation Friesheim dem Domkapitel zu.
Schlendersburg
Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg 1399, als der Kölner Dompropst Heinrich von Berg (de Monte) den Vasallen Winrich von Schlenderhan damit belehnte.[4][5]
Nach dem Verkauf der Burg durch die Nachkommen des Winrich von Schlenderhan an Johann von Munster im Jahr 1539[6] ließ dieser 1540 ein neues Herrenhaus bauen, das ein Offenhaus des Domkapitels sein musste.[7] Seit 1554 war die Familie von Hoemen-Odenkirchen Eigentümer,[8] danach seit 1568 die Familie von Harff,[9] von der sie 1592 an die Familie von Efferen zu Stolberg überging.[10][11]
Quentelsburg
Von ihnen kam die Burg 1661 an Ferdinand von Frenz,[12] dessen Nachkommen 1681 den freiadeligen Sitz in Friesheim an den Kölner Domherrn Thomas von Quentel und seinen Neffen Franz von Quentel verkauften. Sie wurde 1683 gegen eine Jahresrente von 200 Goldgulden an Dompropst und Domkapitel zum Allodialbesitz erklärt.[13][14]
Als Erzbischof Joseph Clemens, der Nachfolger des Erzbischofs Maximilian Heinrich die Güter seiner Gegner beschlagnahmen ließ, verlor Thomas von Quentel, sich für den vom französischen König Ludwig XIV. favorisierten Nachfolgekandidaten Wilhelm Egon von Fürstenberg eingesetzt hatte, seinen Besitz. Nachdem 1689 Schloss und Kellnerei in Lechenich von den französischen Verbündeten Wilhelm Egons von Fürstenberg in Brand gesteckt worden waren, wohnte der Lechenicher Oberkellner mehrere Jahre in Friesheim auf der beschlagnahmten Quentelsburg, deren Haus restauriert und deren Gebäude zum Teil neu errichtet waren. Zum Anwesen gehörte ein gepflegter Garten auf einer separaten Insel hinter der Burg.[15]
Im Jahre 1697 gelang es Franz von Quentel, die Burg und den dazugehörigen Besitz gegen eine Summe von 13000 Talern zurückzukaufen.[16] Danach blieb die Burg, 1773 als „Weiße Burg“ bezeichnet,[17] im Besitz seiner Nachkommen.
Weiße Burg
Nach dem Tod des letzten von Quentel im Jahre 1776 kam die Burg 1780 mit allem Zubehör, entsprechend dem Testament des Thomas von Quentel an das Kölner Hospital St. Revilien in der Stolkgasse,[18] bis der Besitz von der Armenverwaltung der Stadt Köln übernommen wurde.[19]
Im Jahre 1917 verkaufte die Stadt Köln die Burg mit dem größten Teil der Ländereien an den Landwirt Ludwig Leuffen. Von ihm erwarb die Familie Leser/Rath die Burg, die sich noch heute im Besitz ihrer Nachkommen befindet.[20][5]
Bis zum Zweiten Weltkrieg bestand die viereckige von einem Wassergraben umgebene Anlage aus der Vorburg und dem westlich am Wirtschaftshof gelegenen Herrenhaus. Von der Nordseite führte eine Brücke zu Hauptportal, über dem noch die Rollen für die Zugbrücke erhalten waren. Zu beiden Seiten des Portals lagen lange Wirtschaftsgebäude. An den äußeren Enden des fensterlosen östlichen Trakts befanden sich hohe Ecktürme aus unverputzten Ziegeln mit Schiefer gedeckten Dächern. Das Herrenhaus war ein zweistöckiger Bau. Am nördlichen Giebel des Hauses schloss sich ein Treppenturm an. Auf der Wetterfahne mit dem Wappen Efferen/ Metternich befand sich die Jahreszahl 1645.[21]
Im 19. Jahrhundert wurden vier gleichmäßige Fensterachsen eingebaut. Der Garten lag getrennt von der Burg auf einer eigenen Insel.[11]
Bei einem Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg im November 1943 wurde die Burg schwer getroffen. Das Wohnhaus wurde bis auf die Grundmauern zerstört, Teile der Vorburg stark beschädigt.[20][5]
Heutige Anlage
Am südlichen Ortsrand von Friesheim liegt an der Weilerswister Straße die von einem zweiteiligen Wassergraben umgebene Weiße Burg, deren Gräben vom unmittelbar vorbeifließenden Rotbach gespeist werden. Der weiße Anstrich des verputzten Ziegelmauerwerks wird als restaurierungsbedürftig angesehen. Die Vorburg ist U-förmig angelegt. An ihren äußeren Enden befindet sich jeweils ein Bastionsturm, von denen einer nach den Zerstörungen von 1943 wieder aufgebaut wurde, der andere ruinös erhalten blieb. Die Wirtschaftsgebäude der Vorburg wurden für die nach dem Zweiten Weltkrieg noch betriebene Landwirtschaft in vereinfachter Form wiederhergestellt, wobei das Dach auf der Ostseite nicht in Original getreuer Höhe aufgebaut wurde. Auch die bei Clemen genannten leicht geschweiften Stufengiebel fehlen.[21] Das bis auf die Grundmauern zerstörte Herrenhaus wurde nicht wieder aufgebaut.[20][5] Von der Nordseite führt eine Bogenbrücke über den Wassergraben zum Hauptportal. Der Rundbogen wird flankiert von zwei bossierten Pilastern. Darüber befindet sich ein schwerer Architrav, auf dem ein Dreiecksgiebel liegt.[21] In dem Giebelfeld ließ die Stadt Köln ihr Wappen anbringen.[20]
Die Vorburg wird heute überwiegend zur Unterbringung von landwirtschaftlichen Gerätschaften genutzt,[11] in dem zur Straße gelegenen Teil sind Wohnungen eingerichtet.[20]
Literatur
- Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel: Denkmäler in Erftstadt. Erftstadt 1998–2000.
- Karl und Hanna Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt. Erftstadt 1990–1998.
- Frank Kretzschmar: Erftstadt-Friesheim, Weiße Burg. In: Oberkreisdirektor des Erftkreises (Hrsg.): Kulturregion Erftkreis. Verluste einer Denkmal-Landschaft. Rheinland-Verlag, Köln 1991, ISBN 3-7927-1228-8, S. 46.
- Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. IV. Band Kreis Euskirchen. Düsseldorf 1900.
Weblinks
- Informationen zur Weiße Burg Friesheim (abgerufen am 10. April 2016)
Einzelnachweise
- ↑ Manfred Groten: Ein Urbarfragment des Domstiftes aus dem frühen 12. Jahrhundert, in: Jahrbuch des Kölner Geschichtsvereins, 70/1999, S. 5–11
- ↑ Friedrich Wilhelm Oediger: Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. 1. Band, Nachdruck, Düsseldorf 1978, Nr. 142a - mit Hinweis auf die Grabinschrift im Kölner Dom
- ↑ Friedrich Wilhelm Oediger: Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter. 1. Band, Nr. 213
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Akten 3C Bl. 4, veröffentlicht in Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt, Band I, Nr. 758
- ↑ a b c d Weiße Burg Friesheim auf erftstadt.de. Abgerufen am 10. April 2016.
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Akten 3C, Bl. 223, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band III, Nr. 1686
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Urkunde Nr. 2/2314, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band III, Nr. 1695
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Akten 3C, Blatt 263, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band III, Nr. 1805
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Akten 3C, Bl. 322-323, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band III, Nr. 1917
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Urkunde Nr. 2/D 15, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band IV, Nr. 2305
- ↑ a b c Frank Kretzschmar: Erftstadt-Friesheim, Weiße Burg. In: Oberkreisdirektor des Erftkreises (Hrsg.): Kulturregion Erftkreis. Verluste einer Denkmal-Landschaft. Rheinland-Verlag, Köln 1991, ISBN 3-7927-1228-8, S. 46.
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Akten 3E Bl. 5-13, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band IV, Nr. 2580
- ↑ HAStK: Bestand Armenverwaltung Urkunde 1/1811 und Urkunde 2/1812, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band V, Nr. 2706 und Nr. 2722
- ↑ Peter Simons: Friesheim, Geschichte der domkapitularischen Herrschaft, Köln 1933, S. 41–42
- ↑ HSTAD: Bestand Kurköln II 1611 Bl. 65-73 und Bl. 204-236, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band V, Nr. 2745
- ↑ HSTAD: Bestand Kurköln II 1611, Bl. 65-73 und 204-236
- ↑ HAStK: Bestand Domstift Akten Nr. 27I
- ↑ HAStK: Bestand Amenverwaltung Kasten 56 Akten Nr. 218, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band V, Nr. 2965
- ↑ Peter Simons: Friesheim, Geschichte der domkapitularischen Herrschaft, S. 42
- ↑ a b c d e Dieter Hoffsümmer, Friesheim: Weiße Burg, in: Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel: Denkmäler in Erftstadt, Erftstadt 1998–2000
- ↑ a b c Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band IV: Kreis Euskirchen, Düsseldorf 1900, S. 62–63
Auf dieser Seite verwendete Medien
Positionskarte Nordrhein-Westfalen, Germany. Geographische Begrenzung der Karte:
an icon for castles and fortresses
Weiße Burg Friesheim um 1900
Autor/Urheber: Horsch, Willy - HOWI, Lizenz: CC BY 3.0
Friesheim, Kölner Wappen der Weißen Burg