Waterloosäule
Die Waterloosäule ist eine 46,31 Meter hohe Siegessäule im hannoverschen Stadtteil Calenberger Neustadt. Sie wurde auf dem Waterlooplatz in den Jahren von 1825 bis 1832 nach einem Entwurf von Georg Ludwig Friedrich Laves errichtet. Gekrönt ist sie mit einer Statue der aus der römischen Mythologie hergeleiteten Siegesgöttin Victoria. Ihr Stil ist der klassischen Antike nachempfunden und orientiert sich an der dorischen Säulenordnung.
Beschreibung
Das Denkmal erinnert an den Sieg in der Schlacht bei Waterloo, den Großbritannien, Hannover und Preußen am 18. Juni 1815 gemeinsam gegen Napoléon I. errangen. Die Säule wurde auf Initiative von Angehörigen der ehemaligen King’s German Legion, jedoch erst nach knapp zehnjährigen, 1816 begonnenen Diskussionen und Planungen errichtet. Die Einweihung fand am 18. Juni 1832, dem Jahrestag der Niederlage Napoleons, statt.
Das Bauwerk erhebt sich über einem sechsstufigen Sockel samt würfelförmigem Unterbau mit der Widmungsinschrift: „DEN HELDEN VON WATERLOO DAS DANKBARE VATERLAND“. Namenstafeln der Gefallenen sowie erbeutete Kanonen ergänzen das Ensemble.
Durch den hohlen kannelierten Schaft mit einem Durchmesser von 3,75 Metern führt eine Wendeltreppe mit 189 Stufen bis zu der quadratischen Aussichtsplattform mit der auf einem Tambour und einer Kugel stehenden Figur der Victoria. Diese Statue wurde im Auftrage des Herzogs von Cambridge für den Preis von 200 Louis d’or unter Verwendung von zehn Zentnern Kupfer nach einem Entwurf des Bildhauers Heinrich Ludwig August Hengst von dem hannoverschen Hofspengler Conrad Beckmann (1780–1850) und seinem Sohn Franz (1811–1876) sowie verschiedener „Gehülfen“ gefertigt. Die Künstlersignatur findet sich in einer Gewandfalte nahe dem linken Fuß der Skulptur, wo auch eine gesondert angebrachte Tafel über weitere Details informiert.
Besteigungen
Bis in die 1990er Jahre ermöglichte der Verkehrsverein (heute Freundeskreis Hannover), dass die Plattform am Kopf der Säule bestiegen werden konnte, jedoch nur an Sonn- und Feiertagen und nur bei gutem Wetter. Der Aufstieg kostete einen Groschen. Seitdem war sie nicht mehr öffentlich zugänglich. Die Tageszeitung Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ) ermöglichte bis 2011 vier Jahre lang jeweils im Dezember einigen Lesern den Aufstieg im Rahmen der Aktion „Adventstürchen“. Zum Tag des offenen Denkmals am 8. September 2013 war die Säule auf Initiative der HAZ hin erstmals wieder öffentlich zugänglich. Wegen des starken Interesses öffnen ab 2014 die HAZ und die Baudenkmalstiftung Hannover als Teil der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Unterstützung der Stadt Hannover viermal jährlich die Säule für kostenlose Besteigungen, unter anderem am Tag des offenen Denkmals. Die Hannover Marketing & Tourismus GmbH bot von 2017 bis 2019 öffentliche Besteigungen der Waterloosäule an, zunächst an bestimmten Terminen während der Schulferien in Niedersachsen.
- Entwurfsskizze um 1835 mit Schnitten durch das Bauwerk
- Waterloosäule um 1850
- Waterloofeier 1899
- Victoria auf der Waterloosäule
- Künstlersignatur und ergänzender Text nahe dem linken Fuß der Victoria
Sonstiges
Anlässlich ihres ersten Staatsbesuchs der Bundesrepublik im Mai 1965 beabsichtigte Königin Elisabeth II. an der Waterloosäule einen Kranz für die King’s German Legion niederzulegen, was ihr jedoch die damalige Bundesregierung unter Ludwig Erhard aus Rücksicht auf die politischen Beziehungen zu Frankreich versagte.[1]
Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien brachten Unbekannte eine große Deutschlandflagge an der Victoria-Statue an. Offenbar war die schwere Stahltür zuvor nach einer Führung nicht ordnungsgemäß verschlossen gewesen.[2]
Siehe auch
- Denkmal für die Hannoveraner bei Waterloo in Belgien
Literatur
- Christine van den Heuvel: Die Waterloo-Säule in Hannover. In: Henning Steinführer u. a. (Hrsg.): Geschichte und Erinnerung in Niedersachsen und Bremen. 75 Erinnerungsorte. Wallstein Verlag, Göttingen 2021 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen; 314), ISBN 978-3-8353-3872-2, S. 267–274.
- 190 Stufen Stadtgeschichte. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 7. Dezember 2010 (online).
- Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, Handbuch und Stadtführer, 3., rev. Aufl. Hannover: Schäfer 1995, S. 188–189, ISBN 3-88746-313-7.
- Bildwerke aus drei Jahrhunderten in Hannover. Beschrieben von Gert von der Osten. Aufgenommen von Hildegard Müller. Hrsg. vom Kunstverein Hannover zu seinem 125-jährigen Bestehen. Bruckmann, München 1957, S. 84–85.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Paul Munzinger: Bis zur letzten Patrone. In: Süddeutsche Zeitung: Interview mit Brendan Simms. 18. Juni 2015, abgerufen am 4. Juli 2020.
- ↑ Fahne weht auf der Waterloosäule in: Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 2. Juli 2014, zuletzt abgerufen am 8. August 2014
Koordinaten: 52° 22′ 0″ N, 9° 43′ 39″ O
Auf dieser Seite verwendete Medien
Waterloosäule (Hannover)
Autor/Urheber: Conrad von Meding, Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Waterloosäule, Hannover, mit Deutschlandfahne (offenbar Spaßguerilla-Aktion 2014)
Autor/Urheber:
Originalzeichnung von 18xx, wahrscheinlich von Architekt Laves oder Gehilfe(n)
, Lizenz: Bild-PD-altWaterloosaeule Hannover Skizze
Autor/Urheber: Arieswings, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Victoria auf der Waterloosäule in Hannover
Waterloosäule
Autor/Urheber: Foto: Bernd Schwabe in Hannover, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Die Skulptur der aus der römischen Myhologie hergeleiteten Siegesgötting Victoria auf der Waterloosäule in Hannover wurde durch den Bildhauer August Hengst geschaffen und die Kupferschmiede Conrad und Franz Beckmann sowie verschiedene "Gehülfen". Die Künstlersignatur "Hengst" findet sich in einer Gewandfalte nahe dem linken Fuß der Skulptur. Dort informiert eine gesondert angebrachte Tafel auch über weitere Details ...