Wasterkingen

Wasterkingen
Wappen von Wasterkingen
Staat:Schweiz Schweiz
Kanton:Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk:Bülachw
BFS-Nr.:0070i1f3f4
Postleitzahl:8195 Wasterkingen
8196 Wil
Koordinaten:677889 / 271764
Höhe:393 m ü. M.
Höhenbereich:361–589 m ü. M.[1]
Fläche:3,96 km²[2]
Einwohner:586 (31. Dezember 2021)[3]
Einwohnerdichte:141 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
12,3 %
(31. Dezember 2021)[4]
Gemeindepräsident:Rolf Meyer
Website:www.wasterkingen.ch
Lage der Gemeinde
DeutschlandKanton ThurgauKanton SchaffhausenKanton SchaffhausenBezirk AndelfingenBezirk DielsdorfBezirk DietikonBezirk PfäffikonBezirk UsterBezirk WinterthurBezirk ZürichBachenbülachBassersdorfBülachDietlikonEglisauEmbrachFreienstein-TeufenGlattfeldenGlattfeldenHochfelden ZHHöri ZHHüntwangenKlotenLufingenNürensdorfOberembrachOpfikonRafzRorbasWallisellenWasterkingenWil ZHWinkel ZHKarte von Wasterkingen
Über dieses Bild
ww

Wasterkingen (im einheimischen zürichdeutschen Dialekt Waschterchinge[5], älter: Waschterchinde)[6] ist eine politische Gemeinde im Bezirk Bülach des Kantons Zürich in der Schweiz.

Wappen

Blasonierung

In Silber drei verkürzte rote Spitzen, überhöht von zwei roten Rosen

Geographie

Die Gemeinde Wasterkingen liegt in der südwestlichen Ecke des Rafzerfeldes an der Strasse nach Hohentengen. Die Siedlung liegt am Hang des Kalten Wangen. Ursprünglich bestand sie aus zwei Haufendörfern, die zusammengewachsen sind. Von der Gemeindefläche sind 46,3 % landwirtschaftliche Nutzflächen, 43,5 % ist Wald, 8,1 % ist Siedlungsfläche, und 2,0 % dienen dem Verkehr. Westlich befindet sich die Grenze zu Deutschland.

Geschichte

Luftbild (1964)

Das Dorf wurde 1102 als Wastachingin erstmals urkundlich erwähnt, damals als Teil der Landgrafschaft Klettgau. Die hohe Gerichtsbarkeit wurde 1408 von den Grafen von Sulz erworben, die niedere Gerichtsbarkeit lag bei den Freiherren von Tengen, ab 1496 bei der Stadt Zürich. Ab 1560 lag der Hauptanteil des Grundeigentums bei der Zürcher Familie Rordorf. Graf Johann Ludwig II. von Sulz verkaufte 1651 das Rafzerfeld mit allen Rechten an die Stadt Zürich.[7]

Wasterkingen war als Bauerndorf hauptsächlich auf Ackerbau und Rebbau angewiesen, seit dem 17. Jahrhundert spielte auch Strohflechterei in Heimarbeit eine Rolle. Ab 1798 war Wasterkingen eine Gemeinde (Munizipalität) im Bezirk Bülach, ab 1814 im Oberamt Embrach, und seit 1831 wieder im Bezirk Bülach. Eine Industrialisierung fand nicht statt, noch 2005 waren 55 % der Arbeitsplätze in der Gemeinde in der Landwirtschaft. Die Bevölkerung nahm zwischen 1870 und 1960 stetig ab, erst seit 1970 war wieder ein Bevölkerungswachstum zu verzeichnen, nun hauptsächlich durch den Zuzug von Wegpendlern.[7]

Hexenverfolgung

Der Wasterkinger Hexenprozess von 1701 war der letzte Hexenprozess im Zürcher Herrschaftsgebiet. Am 19. April 1701 schilderte der Eglisauer Landvogt Johann Jakob Hirzel in einem Schreiben an die Zürcher Obrigkeit, die Dorfleute von Wasterkingen hätten ihn gebeten, die gnädigen Herren über das Hexenunwesen in ihrer Gemeinde zu unterrichten. Angeklagt waren insgesamt 12 Personen. Insgesamt wurden nach langwierigem Verfahren sieben Frauen und ein Mann, alle aus Wasterkingen, wegen Bündnissen mit dem Teufel zum Tode verurteilt. Die Hauptangeklagte Elsbetha Rutschmann wurde zum Tod durch Verbrennung verurteilt, eine zu dieser Zeit bereits sehr unübliche Strafe, weitere sieben Angeklagte zum Tod durch Enthauptung.[8] In einer Gedenkveranstaltung 2001 in Rafz zum 300. Jahrestag des Prozesses verurteilten Regierungspräsident Markus Notter und Kirchenratspräsident Ruedi Reich diese Hinrichtungen als Justizmorde.[9]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung von Wasterkingen[7]
Jahr16341640170918361850190019502000201531. Juli

2016

Einwohner245109281386437353275560577572
  • Bevölkerungsdichte: 141.9 Einw./km²
  • Anzahl Privathaushalte: 212 (Stand: 2000)
  • Konfessionszugehörigkeit: 59,9 % evangelisch-reformiert, 17,5 % römisch-katholisch, 22,6 % andere oder keine konfessionelle Zugehörigkeit (Stand: 2010)

Politik

Die Wahl 2015 des Nationalrates hat folgendes Ergebnis ergeben: Die SVP hat 51,2 %, die SP 17,8 %, die FDP 8,1 %, die BDP 4,4 %, die glp 3,9 % und die Grünen 3,5 % der Wählerstimmen.[10]

Vereine

In Wasterkingen und dem umliegenden Rafzerfeld bestehen über 11 Sportvereine, bei denen man sich aktiv beteiligen kann.

Sehenswürdigkeiten

Literatur

  • David Meili: Hexen in Wasterkingen: Magie und Lebensform in einem Dorf des frühen 18. Jahrhunderts. Basel 1980.
  • Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB 365803049.
  • Zu den Wasterkingener Hexenprozessen: Johann Moritz Schwager, Beytrag zur Geschichte des Aberglaubens des gegenwärtigen Jahrhunderts, oder Erzählung von einem merkwürdigen Hexenproceß, der in dem Anfang desselben in D. im **schen Kreise geführt wurde. In: Beyträge zur Beförderung des vernünftigen Denkens in der Religion 4 (1783), S. 31–92 (Online; PDF; 13,7 MB)
  • Zu den Wasterkingener Hexenprozessen: Eduard Osenbrüggen, Studien zur Deutschen und Schweizerischen Rechtsgeschichte (1868), Publisher: Fr. Hurter, 1868, S. 414–418 (Online)
  • Otto Sigg: Hexenprozesse mit Todesurteil: Justizmorde der Zunftstadt Zürich. 2. Auflage. Selbstverlag, Zürich 2013.

Weblinks

Commons: Wasterkingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. BFS – generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Höhen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  2. Generalisierte Grenzen 2020. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2020 zusammengefasst. Abruf am 17. Mai 2021.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2021. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2021 zusammengefasst. Abruf am 13. März 2023
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2021. Bei späteren Gemeindefusionen Ausländeranteil aufgrund Stand 2021 zusammengefasst. Abruf am 13. März 2023
  5. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität von Neuchâtel. Verlag Huber, Frauenfeld/Stuttgart/Wien 2005, ISBN 3-7193-1308-5 und Éditions Payot, Lausanne 2005, ISBN 2-601-03336-3, S. 202.
  6. Heinz Gallmann: Zürichdeutsches Wörterbuch. 1. Auflage. Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2009, ISBN 978-3-03823-555-2, S. 670.
  7. a b c Ueli Müller: Waserkingen. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 21. Dezember 2012, abgerufen am 18. Dezember 2015.
  8. Otto Sigg, Hexenprozesse mit Todesurteil: Justizmorde der Zunftstadt Zürich; vom bösen Geist in Stadt und Land Zürich und im aargauischen Kelleramt 1. Auflage (2012), 199–204, 227f.
  9. Sigg (2012), S. 11.
  10. Wahlergebnisse Nationalrat 2015 (Memento vom 27. April 2016 im Internet Archive) – Webseite des statistischen Amtes des Kantons Zürich. Abgerufen am 16. Dezember 2015.

Auf dieser Seite verwendete Medien