Binnenwasserstraße

Binnenwasserstraße werden die Wasserstraßen, also schiffbare Verkehrswege, innerhalb einer Landmasse genannt. Darunter fallen größere Flüsse und Kanäle ebenso wie durch sie angebundene Binnenseen.

Abgrenzung

Wie im folgenden Kapitel erläutert, ist der Begriff ‚Binnenwasserstraße‘ nicht gleichbedeutend mit ‚Binnenschifffahrtsstraße‘.

Binnenwasserstraßen in Europa

Auf Grundlage des Abkommens European Agreement on Main Inland Waterways of International Importance (AGN) führt die Wirtschaftskommission für Europa (UNECE) eine Datenbank der entsprechenden Wasserstraßen. Die Liste enthält -neben einer Nummerierung analog zu den Europastraßen- die CEMT-Klassifizierung und nennt u. U. vorhandene Einschränkungen der Schiffbarkeit sowie Ausbauziele.[1]

Deutschland

Wasserwegenetz Deutschland und angrenzende

Die deutschen Binnenwasserstraßen sind überwiegend im Eigentum des Bundes und somit Bundeswasserstraßen. Daneben gibt es in einigen Bundesländern Landeswasserstraßen.

Es gelten schifffahrtsrechtlich:

Eine Binnenwasserstraße kann hinsichtlich der vorrangigen Nutzung und der dementsprechend geltenden Verkehrsregeln entweder eine Binnenschifffahrtsstraße sein oder eine Seeschifffahrtsstraße.[2] Unter entsprechenden technischen Voraussetzungen dürfen auch Binnenschiffe auf Seeschifffahrtsstraßen verkehren und Seeschiffe auch auf Binnenschifffahrtsstraßen.

Das sogenannte CEMT-Klassifizierungssystem ist in der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes am 24. März 1993 durch Erlass des Bundesverkehrsministeriums für die Klassifizierung der deutschen Binnenwasserstraßen eingeführt worden. Auskunft über die mögliche Befahrbarkeit gibt hier auch die Binnenschifffahrtsstraßen-Ordnung oder das Elektronische Wasserstraßen-Informationssystem ELWIS.

Frankreich

Siehe Liste der schiffbaren Flüsse und Kanäle in Frankreich

Litauen

Der Unterlauf der Memel verbindet als Wasserstraße E41 die Stadt Kaunas mit dem Kurischen Haff.

Polen

Polnische Binnenwasserstraßen

Polens wichtigste Wasserstraßen sind die Oder und Weichsel. Im Osten gibt es Anschluss an den Dnepr-Bug-Kanal.

Österreich

Wasserstraßen im Sinne des österreichischen Schifffahrtsrechts sind die Donau (einschl. Donaukanal in Wien) und ihre Nebengewässer sowie die Mündungsbereiche von March, Enns und Traun.

Niederlande

Niederländische Binnenwasserstraßen

Die Niederlande haben ein Binnenwasserstraßennetz von rund 6200 Kilometer Länge, das überwiegend aus Kanälen besteht.

Grundlagen der Klassifizierung

Die Binnenwasserstraßen werden nach Schiffbarkeit ihres Fahrwassers/ihrer Fahrrinne in Klassen je nach maximaler Größe der Schiffe untergliedert. Hierbei sind die Hauptabmessungen Länge und Breite entscheidend. Zulässige Abladetiefen, Höhe über der Wasserlinie und Tonnenangaben sind grundsätzlich variabel (z. B. wasserstandsabhängig), werden aber als zusätzliche Orientierungshilfe angegeben. Die europaweite Klassifikation dient der Förderung eines einheitlichen Binnenwasserstraßennetzes. Das von einer Arbeitsgruppe der Wirtschaftskommission für Europa der Vereinten Nationen (englisch: Economic Commission for Europe, ECE) 1992 erarbeitete Klassifizierungssystem ist von der Europäischen Verkehrsministerkonferenz (frz. CEMT, daher auch die Bezeichnung CEMT-Klassen) übernommen worden.

Definition der Klassen

KlasseLängeBreiteTiefgangTyp
VII28534,202,50 – 4,503x3 Leichter
VI c28022,802,50 – 4,503x2 Leichter
VI c19534,202,50 – 4,502x3 Leichter
VI b19522,802,50 – 4,502x2 Leichter
VI a11022,802,50 – 4,501x2 Leichter
V b18511,402,50 – 4,502x1 Leichter
V a11011,402,50 – 4,50Großes Rheinschiff
IV08509,502,50 – 3,00Europaschiff

Klasse 0

Mit dieser fiktiven Klasse werden nicht klassifizierte Wasserstraßen bezeichnet, auf denen trotzdem regelmäßig Schifffahrt, z. B. durch Sportboote oder Ausflugsschiffe, stattfindet.

Klassen I–III

Péniche oder Spits, 38,5x 5,0 m

Regionale Klassen für kleinere Binnenschiffstypen, im Detail unterschiedlich definiert östlich und westlich der Elbe. Klasse I–III entspricht der Péniche bzw. dem Groß-Finow-Maß, BM-500 und Gustav-Koenigs-Klasse. Gilt z. B. für die Saar von Saarbrücken bis Saargemünd, km 91,40 – km 64,98.

Klasse IV (Europawasserstraße)

Kabinenfahrgastschiff auf dem Maindreieck (Höhe Würzburg)

Als Europawasserstraße wird jeder Kanal und Fluss bezeichnet, der es den sogenannten Europaschiffen erlaubt, diese Wasserstraße zu befahren. Das Europaschiff ist ein Binnenschiff und hat eine einheitlich festgelegte Größe, die für alle europäischen Wasserstraßen Gültigkeit hat. Das Europaschiff hat folgende Abmessungen: Länge 85 m × Breite 9,50 m × Tiefgang 2,50 – 3,00 m.

Klasse Va

Binnentanker vom Typ Großes Rheinschiff

Bezeichnet Binnenwasserstraßen, die vom sogenannten „Großen Rheinschiff“ oder Großmotorgüterschiff befahren werden können. Das Große Rheinschiff hat die Abmessungen: Länge 110 m × Breite 11,40 m × Tiefgang 2,50 m – 4,50 m.

Klasse Vb

Bezeichnet Binnenwasserstraßen, die von Schubverbänden mit zwei Leichtern hintereinander gekoppelt befahren werden können. Ein Schubverband mit zwei Leichtern hat hierbei die Abmessungen: Länge 172 m – 185 m × Breite 11,40 m × Tiefgang 2,50 – 4,50 m. Dieser Schiffstyp ist auf allen vorgenannten Wasserstraßen außer dem Neckar beheimatet. Der Main hat nur von der Mündung bis Kilometer 174,20 Vb, danach bis Kilometer 384,07 Va, die Mosel hat von der Mündung bis an die deutsch-französische Grenze, Kilometer 242,20, Klasse Vb, die Saar von km 87,20 bis zur Mündung bei Konz.

Klasse VIa

Schubschiff Bratislava im Schubverband mit zwei Schubleichtern auf der Donau (Höhe Wien)
Koppelverband mit drei Leichtern, ungefähr 10.000 Tonnen Kohle

Bezeichnet Binnenwasserstraßen, die von Schubverbänden mit zwei Leichtern nebeneinander gekoppelt, befahren werden können. Ein Schubverband mit zwei Leichtern hat hierbei die Abmessungen: Länge 110 m × Breite 22,80 m × Tiefgang 2,50 m – 4,50 m

Klasse VIb

Wie Klasse VIa, jedoch mit vier, also zwei nebeneinander + zwei davor. Die Abmessungen können dabei eine Länge von 195 m × Breite 22,80 × Tiefgang 2,50 – 4,50 betragen. Diese Schiffstypen sind nur auf den ganz großen Binnenwasserstraßen, wie Rhein, Donau, Rhone und Waal, beheimatet.

Klasse VIc

Wie Klasse VIb, jedoch mit sechs Leichtern, entweder 3x2, oder 2x3 Leichter. Maximale Abmessung 280 m × 22,80 m, oder 195 m × 34,20 m. Diese Zusammenstellungen verkehren nur auf Mittel- und Niederrhein, von Bad Salzig bis zur niederländischen Grenze, in Abhängigkeit vom Wasserstand.

Klasse VII

Wie Klasse VIb, jedoch mit neun Leichtern im Verband 3×3, also drei Reihen zu je drei Schiffen nebeneinander. Die Abmessungen betragen dabei Länge 285 m × Breite 34,20 m × Tiefgang 2,50 – 4,50 m.

Flüsse und Kanäle mit Wasserstraßenklasse (Beispiele)

Flüsse
GewässerKlassevon – bis
DonauVIunterhalb von Regensburg
DonauVboberhalb bis Main-Donau-Kanal
ElbeVavon tschechischer Grenze bis Wittenberge
ElbeVIbvon Wittenberge bis zum Hamburger Hafengebiet
ElbeVaunterhalb des Hamburger Hafengebiets
Fulda0zwischen Kassel und Hann. Münden
Lahn0zwischen Wetzlar und der Mündung
MainVbim unteren Teil
MainVaim oberen Teil
MoselVbbis an französische Grenze
RheinVIbBasel bis Bad Salzig (km 564,3)
RheinVIcvon Bad Salzig bis niederländische Grenze
WeserVIbunterhalb Bremen
WeserIVoberhalb Bremen
Kanäle
GewässerKlassevon – bis
Datteln-Hamm-KanalIV(teilweiser Ausbau auf Vb läuft)
Dortmund-Ems-KanalIV(teilweiser Ausbau auf Vb läuft)
VbHafen Dortmund – Abzweigung des Wesel-Datteln-Kanals
Elbe-SeitenkanalVb
Main-Donau-KanalVb
MittellandkanalVb
Nord-Ostsee-KanalVIb
Rhein-Herne-KanalVbDuisburg-Ruhrorter Häfen – Hafen Victor
IVHafen Victor – Abzweigung des Dortmund-Ems-Kanal (Ausbau auf Vb läuft)
Wesel-Datteln-KanalVb

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. The network of inland waterways in Europe and its parameters (unece.org)
  2. Gliederung Bundeswasserstraßen: (Memento desOriginals vom 27. Mai 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wsv.de
    • Zitat: „Der größte Teil der Binnenwasserstraßen beider Kategorien sind zugleich Binnenschifffahrtsstraßen. Binnenwasserstraßen sind Seeschifffahrtsstraßen, wenn sie, wie die Unterläufe von Warnow, Trave, Elbe, Weser und Ems sowie der Nord-Ostsee-Kanal, überwiegend der Seeschifffahrt dienen. Seeschiffe befahren - soweit ihre Bauart dies zulässt - im sog. Binnen-See-Verkehr auch Binnenschifffahrtsstraßen. Umgekehrt dürfen Binnenschiffe, die bestimmte Voraussetzungen erfüllen, auf Seeschifffahrtsstraßen verkehren.“
    • Liste derjenigen Binnenwasserstraßen, auf denen die Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung gilt

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