Wasserstoffhandel

Wasserstoffhandel umfasst alle Tätigkeiten rund um den Handel mit dem Rohstoff Wasserstoff. Darunter fallen die kommerzielle Wasserstoffherstellung, die dazu notwendige kommerzielle Wasserstoffspeicherung, sowie auch die Umwandlung in für die Endverbraucher nutzbare Energie. Im Allgemeinen wird vom Wasserstoffantrieb gesprochen, im Speziellen von der Brennstoffzelle. Die Bedeutung des Wasserstoffhandels besteht darin, dass Produzenten europaweit ihre Überkapazitäten anbieten und Konsumenten den fehlenden Bedarf decken können. Für die Energiewende ist Wasserstoff ein wichtiger Energieträger.

Im Unterschied zu fossilen Brennstoffen ist der Wasserstoffkreislauf in sich geschlossen und erzeugt keine schädlichen Emissionen. Im Unterschied zum CO2-Handel, wo man sein schlechtes Gewissen nur kompensiert, erzeugt man beim Wasserstoffhandel keine Abfallstoffe und seine Umweltbilanz und ökologischer Fußabdruck bleibt minimal und ein schlechtes Gewissen entsteht gar nie.

Die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) hat aktuell ein Defizit an CO2-neutral (grün) hergestelltem Wasserstoff. Vorübergehend werden rund 1,6 t Wasserstoff aus fossilem Ursprung getankt.[1] Die Energiewende gelingt erst, wenn grün hergestellter Wasserstoff flächendeckend produziert wird und auch eine effiziente Logistikinfrastruktur aufgebaut ist. Die EU-Kommission will dazu innerhalb von 30 Jahren rund 470 Mrd. Euro an Fördergelder investieren.[2]

Aktuell bestehen absurde Situationen, dass Bürger für „nicht-produzierten“ Strom 635 Mio. EUR an Entschädigungszahlungen an die Stromproduzenten leisten müssen. An windreichen Tagen müssen häufig ganze Windparks abgeschaltet werden, weil die Leitungen bereits voll sind. Zwischen 5 und 6,5 TWh an möglichem Ökostrom wird nicht produziert.[3] Mit diesem Überschussstrom ließen sich 750.000 Wasserstoff-Fahrzeuge betreiben. Derweil ist in Niedersachsen grün hergestellter Wasserstoff knapp.

In der Schweiz gibt es eine Firma die eine Pionierrolle einnimmt und beim Wasserkraftwerk Gösgen grünen Wasserstoff produziert.[4] Mit einem 2 MW Elektrolyseur wird jährlich rund 300 Tonnen Wasserstoff aus erneuerbarer Quelle produziert. Damit werden 7 Wasserstofftankstellen in der Schweiz beliefert. Die Produktion stösst bereits im zweiten Jahr seiner Geschichte an seine Kapazitätsgrenzen. Die Nachfrage ist grösser als die Produktionsmenge.

Im Sommer 2021 gaben die Rheinhäfen Basel bekannt einen Wasserstoff Hub im Raum Basel zu planen.[5]

Aktuell besteht die absurde Situation, dass Chemiefirmen in der Schweiz grosse Mengen an Wasserstoff übrig hätten, die als Abfallprodukt aus chemischen Prozessen entstehen. Anstatt das dieser Wasserstoff verwendet wird um Fahrzeuge zu betanken, wird der Wasserstoff verbrannt und somit sinnlos verpufft.

Die Firma Hyundai ist aktuell der einzige Serienproduzent von wasserstoffbetriebenen Nutzfahrzeuge und hat im Juli 2020 die ersten 10 Hyundai H2 Xcient[6] LKWs nach Europa[7] verschifft. Alle LKWs wurden in die Schweiz geliefert[8] und sind aktuell im Einsatz für verschiedene Grossverteiler, unter anderem für Migros und Coop.

In der Sendung makro, auf 3sat, am 25. August 2020[9] wurde die Idee vorgestellt, in Afrika grünen Wasserstoff herzustellen und diesen dann per Schiff oder Pipeline nach Deutschland zu fördern.

Gemäß einer Vorstudie von DB Energie, ist es technisch und auch rechtlich möglich, Wasserstoff per Bahn zu transportieren.[10] Es wäre mit aktueller Technologie bereits heute schon möglich, Wasserstoff per Pipeline zu transportieren, sofern denn die Infrastruktur vorhanden wäre, und erst am Zielort wieder auf die nötigen 350 bar bzw. 700 bar zu verdichten.[11]

Wasserstoffhandel ist von der Energiesteuer befreit.

Im Juli 2020 publizierte die EU ihre Strategie zum Wasserstoffhandel. Die Industrie dringt auf Standards.[12]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Spatenstich für weltweit erste Wasserstofftankstelle für Passagierzüge in Niedersachsen. 28. Juli 2020, abgerufen am 12. August 2020.
  2. EU-Kommission will 470 Milliarden Euro in Wasserstoff investieren. 9. Juli 2020, abgerufen am 13. August 2020.
  3. ARD: Wasserstofftechnologie - zu Unrecht in der Nische. In: Panorama 3. NDR, abgerufen am 13. August 2020.
  4. Bundesamt für Energie BFE: Forschung und Cleantech. Abgerufen am 10. Mai 2021.
  5. Benjamin Wieland: Rheinhäfen: Wasserstoff soll Mineralöl ablösen. Abgerufen am 12. September 2021.
  6. Erste Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge Hyundai XCIENT Fuel Cell sind unterwegs nach Europa ( Shipping). Abgerufen am 9. Mai 2021 (deutsch).
  7. Die ersten schweren Brennstoffzellen-Nutzfahrzeuge Hyundai XCIENT Fuel Cell sind unterwegs nach Europa. 8. Juli 2020, abgerufen am 9. Mai 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  8. Einzigartiges Wasserstoff-Ökosystem mit grünem Wasserstoff und Hyundai H2-Elektro-Nutzfahrzeugen startet ab 2020 in der Schweiz. Abgerufen am 9. Mai 2021 (Schweizer Hochdeutsch).
  9. 3Sat: Wasserstoff-Grüner Boom. In: makro. 25. August 2020, abgerufen am 25. August 2020.
  10. Studie: Wasserstoff kann per Bahn transportiert werden. 6. August 2020, abgerufen am 13. August 2020.
  11. Wann lohnt sich der Transport von Wasserstoff per Wasserstoffpipeline? In: EMCEL. 16. Juli 2019, abgerufen am 13. August 2020.
  12. Christian Schaudwet: Industrie dringt auf Standards für Wasserstoffhandel. In: tagesspiegel.de. 7. Juli 2020, abgerufen im August 2020.