Wasserschlacht von Frankfurt

Als Wasserschlacht von Frankfurt (in manchen Medien auch Regenschlacht von Frankfurt genannt) wird das letzte Zwischenrundenspiel der Gruppe B bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 zwischen den Nationalmannschaften der Bundesrepublik Deutschland und Polen am 3. Juli 1974 bezeichnet.

Ausgangslage

Polen und die Bundesrepublik Deutschland hatten beide ihre ersten Spiele gegen Schweden und Jugoslawien gewonnen. Nach dem damaligen Modus ohne Halbfinalspiele entschied das Spiel über den Finaleinzug, der Tabellenzweite erreichte das Spiel um Platz 3. Aufgrund der besseren Tordifferenz genügte der Bundesrepublik Deutschland ein Unentschieden, während Polen siegen musste.

Vor Spielbeginn stellte sich der Tabellenstand nach der zu jener Zeit angewandten Zwei-Punkte-Regel wie folgt dar:

RangLandTorePunkte
1Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland6:24:0
2Polen Polen3:14:0
3SchwedenSchweden Schweden2:50:4
4Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien1:40:4

Das Spiel

Spielverlauf

Kurz vor dem Spiel hatte ein Wolkenbruch das Spielfeld im Frankfurter Waldstadion unbespielbar gemacht, doch der enge Spielplan des WM-Turniers führte zur Entscheidung, das Spiel stattfinden zu lassen. Die Feuerwehr befreite mit Pumpen und Walzen das Feld von den gröbsten Wassermassen, so dass der österreichische Schiedsrichter Erich Linemayr mit 30-minütiger Verspätung das Spiel vor 62.000 Zuschauern schließlich anpfeifen konnte.

Deutschland spielte ganz in weißem, Polen ganz in rotem Dress.

Aufgrund der schwierigen Platzverhältnisse war ein Kurzpassspiel, eine der Stärken der spielerisch starken Polen, kaum möglich, da der Ball oft abgebremst wurde. Der deutsche Torhüter Sepp Maier galt wegen mehrerer abgewehrter Bälle als besonders stark, mehrfach wurden polnische Torversuche auch von Pfützen vor seinem Tor vereitelt. Nach einem Foul von Jerzy Gorgoń an Bernd Hölzenbein hielt der polnische Torhüter Jan Tomaszewski den von Uli Hoeneß geschossenen Elfmeter. Gerd Müller entschied die Partie in der 76. Minute für Deutschland.

Der deutsche Kapitän Franz Beckenbauer wurde später zitiert: „Bei normalen Spielverhältnissen hätten wir vermutlich keine Chance gehabt.“[1] Der polnische Stürmer Grzegorz Lato dementierte später polnische Verschwörungstheorien, die Platzwarte hätten nur eine Seite vom Wasser befreit, um den Polen zu schaden: „So ein Quatsch, erstens gab es ja einen Wechsel in der Pause und zweitens hatten wir die Seitenwahl.“[1]

Spieldaten

BR DeutschlandPolen
BR Deutschland
3. Juli 1974, 16.00 Uhr in Frankfurt am Main (Waldstadion)
Ergebnis: 1:0 (0:0)
Zuschauer: 62.000
Schiedsrichter: Erich Linemayr (Osterreich Österreich)
Spielbericht
Polen
Sepp MaierBerti Vogts, Paul Breitner, Georg Schwarzenbeck, Franz Beckenbauer (C)ein weißes C in blauem KreisRainer Bonhof, Ulrich Hoeneß, Wolfgang OverathJürgen Grabowski, Gerd Müller, Bernd Hölzenbein
Cheftrainer: Helmut Schön
Jan TomaszewskiAntoni Szymanowski, Jerzy Gorgoń, Władysław Żmuda, Adam MusiałKazimierz Deyna (C)ein weißes C in blauem Kreis, Henryk Kasperczak (80. Lesław Ćmikiewicz), Zygmunt Maszczyk (80. Kazimierz Kmiecik) – Grzegorz Lato, Jan Domarski, Robert Gadocha
Cheftrainer: Kazimierz Górski
Tor 1:0 Müller (76.)
Verschossener Elfmeter Tomaszewski hält Foulelfmeter von Hoeneß (53.)

Abschlusstabelle und weiterer Verlauf

RangLandTorePunkte
1Deutschland Bundesrepublik BR Deutschland7:26:0
2Polen Polen3:24:2
3SchwedenSchweden Schweden4:62:4
4Jugoslawien Sozialistische Föderative Republik Jugoslawien2:60:6

Deutschland erreichte damit das Finale gegen die Niederlande (2:1) und wurde zum zweiten Mal Weltmeister. Die polnische Mannschaft konnte im Spiel um den dritten Platz Titelverteidiger Brasilien schlagen (1:0), was den bis dahin besten Abschluss Polens bei einer Weltmeisterschaft darstellte – dieser Erfolg konnte acht Jahre später in Spanien gegen Frankreich wiederholt werden – und der bisher einzige Sieg gegen Brasilien ist.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Artikel zum Spiel auf Spiegel Online

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