Wasja Götze

Wasja Götze (* 1941 in Altmügeln bei Oschatz in Sachsen) ist ein deutscher Maler, Dichter, Grafiker und Liedermacher.

Leben

Götze arbeitete nach dem Studium an der Hochschule für industrielle Formgestaltung Halle, Burg Giebichenstein in Halle (Saale) als Bühnenbildner, zunächst für die Volksbühne Berlin, dann für das Deutsche Theater Ostberlin und das Landestheater Halle. 1976 folgte in Halle/Saale die erste Einzelausstellung in der Galerie Marktschlößchen, die auf staatlichen Druck vorzeitig abgebrochen wurde. Nach der Unterschrift unter die Protestnote gegen die Biermann-Ausbürgerung 1976, weiteren Einzelausstellungen und teilweise durch staatliche Organe verbotenen Konzerten als Liedermacher wird ihm 1982 die Ausbürgerung aus der DDR angedroht, die er jedoch umgeht. An seinen ausgereisten Freund Kurt Bartsch schreibt er später, im Sommer 1989: „Wer jetzt aus der DDR abhaut, ist bekloppt! Hoffnungslosigkeit? Nicht die Spur! Wir wissen, dass wir dabei sein werden, wenn diese absurde Gesellschaft ihre letzte absurde Pirouette drehen und auf Arsch und Schnauze zugleich landen wird.“.[1] In den 1980er Jahren hatte er sich zunehmend aus dem gegenkulturellen Leben zurückgezogen. „Obwohl Wasja Götze ahnte, vom Staatssicherheitsdienst beobachtet zu werden, ließ er keine Gelegenheit aus, unter seinen Berufskolleginnen und Kollegen, darüber hinaus unter Personen seines Umfeldes, den Reformdruck zu stärken, für den er in Halle (Saale) zum herausragenden Repräsentanten wurde.“[2] Er ist der Vater des Malers Moritz Götze.

Werk

Götze gilt als eine der originellsten Figuren der DDR-Gegenkultur der 1960er und 1970er Jahre. Er malte, schrieb Gedichte, komponierte, musizierte und agierte gegen staatlich verordnete kommunistische Engstirnigkeit. Die Petersberg-Rallye, eine künstlerisch inspirierte Fahrradrallye, die über Jahrzehnte ein subversiver Ausdruck gegen staatlichen Einheits-Druck darstellte, geht auf seine Initiative zurück. In seinen Bildern arbeitet er schon früh, neben Willy Wolff und Hans Ticha als einer der wenigen Künstler in der DDR, mit Stilelementen der der westlichen Pop Art. Diese kombiniert er oft mit Versatzstücken realsozialistischer Phänomene und persönlichen Erfahrungen und war deswegen schon staatlichen Organen ein Dorn im Auge. Insgesamt wurde er von 15 Inoffiziellen Mitarbeitern des MfS überwacht, die bei deren regelmäßigen „Walz-Touren“ mit seinem Freund Matthias Griebel in den Wäldern der DDR teilweise in Handlungsnot gerieten.[3] Seit den 1980er Jahren sind nur noch in unregelmäßigen Abständen Werke von ihm entstanden. In den 1990er Jahren folgten einige Ausstellungen; im Herbst 2008 die Veröffentlichung eines von ihm illustrierten Kinderbuches.

Literatur

  • „Forum Kunst und Forschung, Avantgarde '95“ (Ausstellungskatalog, 1995), ISBN 3-89336-152-9
  • Irene Böhme (Hrsg.): Kurt Bartsch/Wasja Götze »In all dem herrlichen Chaos«. Briefe von 1982 bis 1989. Mitteldeutscher Verlag, Halle/Saale, 2017, ISBN 978-3-95462-881-0
  • „Wasja Götze INMITTEN AM RANDE“ (Ausstellungskatalog, Halle/S. 2016), 260 Seiten incl. DVD und LP, ISBN 978-3-945377-46-8
  • Wolfgang Hütt: Gefördert. Überwacht. Reformdruck bildender Künstler der DDR. Das Beispiel Halle, Stekovics, Wettin, 2004, ISBN 3-89923-073-6
  • „Das Hupon“ (Kinderbuch, 2008), ISBN 978-3-939468-30-1
  • „Wasja Götze beziehungsweise Moritz Götze“ (Ausstellungskatalog, 1998), ISBN 3-931509-76-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. zitiert nach: Horch und Guck, Heft 11. 1/1994. (Seite 5)
  2. Wolfgang Hütt: Eulenspiegeleien zwischen Burg Giebichenstein und Petersberg, in: Wolfgang Hütt: Gefördert. Überwacht. Reformdruck bildender Künstler der DDR. Das Beispiel Halle, Stekovics, Wettin, 2004, S. 159–167.
  3. vgl. Paul Kaiser, Claudia Petzold: Boheme und Diktatur in der DDR. Berlin 1997, S. 238ff