Waschtag
Der Waschtag war vor der Verfügbarkeit von Waschmaschinen zur Reinigung der gesamten Wäsche bestimmt.
Die Häufigkeit des Waschtages richtete sich nach Art der Textilien: alle ein bis zwei Wochen die „Kleine Wäsche“ (Hemden etc.) und einmal im Monat die „Große Wäsche“ (Hosen, Röcke, Bettwäsche etc.). Er nahm ein bis zwei Tage in Anspruch. Er wurde an festen Tagen oft als Gemeinschaftsaktion der Frauen einer Familie oder Hausgemeinschaft erledigt, oder an Tagen, an denen keine anderen wichtigen Arbeiten (Heuen, Ernten) anstanden bzw. diese wegen schlechten Wetters nicht ausgeführt werden konnten. Unvermeidliche Arbeiten wurden so weit wie möglich zugunsten des Waschens reduziert, etwa indem nicht gekocht, sondern ein vorbereitetes Essen (z. B. Eintopf) lediglich aufgewärmt wurde. In städtischen Mehrfamilienhäusern war die Benutzung der gemeinschaftlichen Waschküche, des zum Trocknen der Wäsche dienenden Dachbodens usw. durch die einzelnen Mietparteien oft nach einem genauen Plan geregelt.
Ablauf des Waschtages
Waschen
Die gesamte Wäsche wurde am Vorabend in heißem Seifenwasser eingeweicht, die weiße und bunte Wäsche sowie die Arbeitskleidung wurden getrennt eingeweicht und gewaschen. Zunächst wurde die weiße Wäsche gewaschen; sie wurde gekocht und gestampft, dann aus dem Kessel/Topf genommen und im Zuber mit Kernseife durch Reiben, Walken und Schwenken gewaschen. Die übrige Wäsche wurde danach im selben Wasser gewaschen, Textilien aus Wolle zuletzt (hier können feine Wollfasern im Wasser zurückbleiben). Schließlich wurde die Wäsche ausgespült und dann ausgewrungen bzw. gemangelt.
Da sich die Seife in weichem Wasser besser löste wurde dieses oft mit Hilfe von (Buchen-)Asche weich gemacht („das Buchen“). Die Wäsche wurde in den Zuber gefüllt, darüber das Aschtuch (ein großes feines Leintuch) ausgebreitet und mit gesiebter Asche bestreut. Über das Tuch mit der Asche wurde dann das heiße Wasser gegossen.
Trocknen und Bügeln
Die Wäsche wurde draußen auf Leinen hängend oder auf Wiesen liegend getrocknet. Bei schlechtem Wetter musste sie in der Waschküche selbst oder am Ofen getrocknet werden. Die trockene Wäsche wurde gebügelt oder heiß gemangelt. Herrenhemden und Kragen wurden gestärkt, damit sie mehrere Tage getragen werden konnten.
Innovative Waschhilfen
Die erste bahnbrechende Erleichterung war 1907 das erste selbsttätige Waschmittel: es nahm den Hausfrauen das anstrengende und zeitraubende Reiben, Schwenken und Walken der Wäsche ab.
Zeitgleich kamen Wäscheschleudern auf, die das Auswringen oder Mangeln überflüssig machten.
Diese Neuerungen und nicht zuletzt die Urbanisierung trugen allerdings auch dazu bei, dass sich die Arbeit des Waschens aus der öffentlichen Wahrnehmung in den Haushalt verlagerte.
Literatur
- Jutta Brendow, Gerhard Kessler, Gisela Meyer: Die große Wäsche. Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung im Kurmuseum Bad Wildungen, Kurmuseum, Bad Wildungen 1998, ISBN 3-87077-059-7.
- Elisabeth Helming; Barbara Scheffran: Die grosse Wäsche. Eine Ausstellung des Landschaftsverbandes Rheinland, Rheinisches Museum, Brauweiler, Rheinland, Köln 1988, ISBN 3-7927-1057-9 (= Führer und Schriften des Rheinischen Freilichtmuseums und Landesmuseums für Volkskunde in Kommern, Band 34 / Schriften des Rheinischen Museumsamtes. Band 42).
- Barbara Orland: Wäsche waschen. Technik- und Sozialgeschichte der häuslichen Wäschepflege. rororo 17736, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1991, ISBN 3-499-17736-6 (Zugleich Dissertation Technik- und Sozialgeschichte der häuslichen Wäschepflege in Deutschland seit dem 18. Jahrhundert, an der FU Berlin 1991).
- Gudrun Silberzahn-Jandt: Wasch-Maschine: zum Wandel von Frauenarbeit im Haushalt. Jonas, Marburg 1991, ISBN 3-89445-119-X.
- Günter Wagner: Waschmittel: Chemie, Umwelt, Nachhaltigkeit. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiley-VCH, Weinheim 2010, ISBN 978-3-527-32678-5.
Weblinks
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: unidentified photographer from an unidentified place, probably in Germany, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Acht Arbeitsplätze anstelle einer automatisierten Wäscherei, an einem unidentifizierten Ort, vermutlich für einen herrschaftlichen Haushalt in Deutschland, um 1890: Sieben Wäschefrauen und ein Wäscher arbeiten mit Waschzuber, Waschbrett (auch Wäscheruffel genannt), Auswringen per Handarbeit, einer Gießkanne zum Bleichen auf dem Boden mit Sonnenstrahlen ("Zeigt her, Eure Füße, zeigt her, Eure Schuh ..."), einer Frau mit Wäscheklammern im umgehängten Beutel und sowie einem Hausmädchen mit Wechselgriff-Bügeleisen. Das Foto wurde im Kabinettformat entwickelt.
(c) Alltagskulturen im Rheinland, CC BY 3.0
Waschen am Gemeindebrunnen - 1. Bauchen
Neidenbach 1978 – 32 min Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Gabriel Simons
Wenn das „Bauchfass“, in dem die schmutzige Wäsche aufbewahrt wird, voll ist, legt man am Waschtag einen mit Buchenasche gefüllten Sack darüber. Beim Übergießen mit heißem Wasser ergibt sich die Lauge, die die Wäsche durchtränkt und den Schmutz löst. Sie wird am
Auslauf des Fasses aufgefangen, neu erwärmt und immer wieder oben aufgeschüttet.(c) Alltagskulturen im Rheinland, CC BY 3.0
Waschen am Gemeindebrunnen - 2. Bleichen und Pleueln
Neidenbach 1978 – 38 min Aufnahme/Schnitt/Kommentar: Gabriel Simons
Die gebauchte Wäsche bringen die Frauen zur gemeinschaftlichen Waschanlage am Gemeindebrunnen. Auf dem Waschbord wird der Schmutz mit Holzgeräten („Pleuel“) herausgeschlagen. Anschließend bleicht man die gepleuelten und ausgespülten Wäschestücke auf der Wiese.