Warszawa (Automarke)
Warszawa war eine polnische Automarke von Fabryka Samochodów Osobowych, kurz FSO aus Warschau. Zwischen 1951 und 1973 wurden 250.471 Exemplare hergestellt.
Fahrzeuge
M 20
Ab November 1951 wurde der sowjetische GAZ-M20 Pobeda zunächst aus zugelieferten Teilen in der Warschauer Fabrik montiert. Bis Ende 1956 erfolgte nach und nach auch die Produktion der Teile in Polen. Die Fließhecklimousine hatte vier Türen. Beim Triebwerk handelte es sich um einen Vierzylinder-Ottomotor mit OHV-Ventilsteuerung (in Reihe B×H 82×100, Hubraum 2120 cm³), der anfangs 50 PS, später 70 PS/52 kW bei 4000/min leistete.
Der Warszawa genannte Wagen wurde später unter anderem auch als Krankentransportwagen, Filmvorführwagen und als Pick-up geliefert.[1] 1957 erhielt die Front einen neuen Kühlergrill.
Auf Basis des M 20 wurden ab 1959 die Kleintransporter ZUK und Nysa hergestellt.
203/204 und 223/224
Das weiterentwickelte Nachfolgemodell 203 erschien 1964 mit Stufenheckkarosserie sowie 1967 als Kombi. Außerdem wurden Lieferwagen und Pick-ups auf dieser Basis hergestellt. Antriebsseitig handelte es sich weiterhin um den 2,1 l-Vierzylindermotor mit 70 PS und 3-Gang-Schaltgetriebe. Auch am veralteten Fahrwerk mit Längsblattfedern und Hebelstoßdämpfern änderte sich nichts. Die weit hochgezogene Bugpartie und die gedrungene Gesamtform des Vorgängertyps blieben weitgehend unverändert. Die Modifikationen der Karosserie ergaben Verbesserungen für die Sichtverhältnisse und das Kofferraumvolumen. Eine Taxi-Ausführung hatte unter anderem vorn Einzelsitze und serienmäßig einen Dachgepäckträger.[2] Der Hersteller bewarb die komfortable Innenausstattung, den hohen Federungskomfort auch auf schlechten Straßen, sowie das wirksame Heiz- und Belüftungssystem des robust anmutenden Wagens.[3]
Sowohl die Warszawa-Typen als auch der GAZ M-21 Wolga waren für ihren enormen Kraftstoffverbrauch in der Praxis berüchtigt. In Belgien wurden daher kleinere Stückzahlen des Wolga M-21 bei Scaldia mit Dieselmotoren von Perkins und Peugeot ausgestattet, die einen um 30 bis 40 % geringeren Spritverbrauch aufwiesen. Die enorme Kraftstoffeinsparung löste auch im sozialistischen Lager Bemühungen aus, den Warszawa 203 serienmäßig mit Perkins-Dieselmotoren auszustatten.[4] Tatsächlich blieb es in der Serie jedoch stets beim Ottomotor.
1969 musste er in 223 umbenannt werden, weil der französischen Kfz-Hersteller Peugeot gegen die Bezeichnung mit einer dreistellige Zahl mit „0“ in der Mitte vorging, die er sich schon länger hatte schützen lassen.
Im Jahr 1970 betrug der Jahresausstoß 13 000 Fahrzeuge.[5]
203 (Baujahr 1964) | |
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Bauzeit | 1964–1973 |
Motor | Vierzylinder-OHV-Viertakt-Ottomotor, wassergekühlt |
BohrungxHub | 82x100 mm |
Hubraum | 2120 cm³ |
Verdichtung | 7,5:1 |
Leistung | 70 PS / 4000 min−1 |
Drehmoment | 15 kpm / 2500 min−1 |
Getriebe | 3-Gang-Schaltgetriebe |
Fahrgestell | Rahmenbauweise |
Federung vorn | Schraubenfedern |
Federung hinten | Längsblattfedern |
Bremsen | Trommeln vorn/hinten |
Bereifung | 6,40-15 |
Radstand | 2700 mm |
Länge × Breite × Höhe | 4740 mm × 1695 mm × 1565 mm |
Leergewicht | 1420 kg |
Bodenfreiheit | 19 cm |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h |
Stückzahl | ? |
Produktionszahlen WARSZAWA
Gesamtproduktion mehr als 254.421 Fahrzeuge.[6][7] 72.834 Fahrzeuge wurden in 25 Länder exportiert. 26.655 nach Bulgarien. 21.142 nach Ungarn 8.050 nach China 5.653 nach Rumänien 2.217 in die Türkei
Jahr | 1951 | 1952 | 1953 | 1954 | 1955 | 1956 | 1957 | Summe bis Ende 57 |
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WARSZAWA | 75 | 1.600 | 4.015 | 25.031 |
Jahr | 1958 | 1959 | 1960 | 1961 | 1962 | 1963 | 1964 | 1965 |
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WARSZAWA | 14.825 |
Jahr | 1966 | 1967 | 1968 | 1969 | 1970 | 1971 | 1972 | 1973 | Summe |
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WARSZAWA | 17.768 | 4.200 | 254.421 |
Vom GAZ-M20 Pobeda wurden in Nischni Nowgorod (zum Vergleich) von 1946 bis 1958 genau 235.997 Fahrzeuge gebaut.
210
Dieses Modell von 1964 mit einer moderneren glatten, von der italienischen Carrozzeria Ghia gezeichneten Stufenheck-Karosserie blieb ein Prototyp. Dieser Wagen sollte den mittlerweile stark veralteten 203/223 ablösen. Als beschlossen wurde, die Zusammenarbeit mit Fiat wieder aufleben zu lassen und den Polski Fiat 125p zu bauen, wurde das Projekt des Warszawa 210 aufgegeben.
Sonstiges
Ein 1958er Warszawa, der sich fast 19 Jahre im Besitz von Karol Józef Wojtyła (Papst Johannes Paul II.) befand, wurde im Mai 2006 bei eBay zum Kauf angeboten. Die Versteigerung endete am 2. Juni 2006 mit einem Angebot von 98.900 US-$. 2012 wurde dieses Fahrzeug vom Immobilienmakler Marek Schramm erworben.[8][9]
Literatur
- Personenkraftwagen aus Zeran in: Kraftfahrzeugtechnik, Heft 1/1952, S. 13 und 3/1952, S. 90
- Bernard Vermeylen: FSO: Das Fundament der polnischen Autoindustrie. In: Autos aus dem Ostblock, Verlag Delius Klasing, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-7688-3149-9; S. 67–70
- Roger Gloor: Nachkriegswagen 1945–1960. Hallwag-Verlag, Bern und Stuttgart 1986, ISBN 3-444-10263-1
- Technische Einzelheiten des "M-20 Warszawa" in: Kraftfahrzeugtechnik, Heft 7/1953, S. 215–217
- Roger Gloor: Personenwagen der 60er Jahre. Hallwag-Verlag, Bern 1984, ISBN 3-444-10307-7
Weblinks
- (PL) WARSZAWA (FSO) (Memento vom 10. Januar 2017 im Internet Archive) Auf gtue-oldtimerservice.de.
Einzelnachweise
- ↑ Nutzkraftwagen auf M-20 Warszawa. In: Kraftfahrzeugtechnik, Heft 6/1960, S. 228.
- ↑ Warszawa 203. In: Kraftfahrzeugtechnik 4/1965, S. 142–143.
- ↑ Warszawa 203. In: Kraftfahrzeugtechnik 9/1964, S. 354.
- ↑ Dieselmotor für polnische Transporter und PKW. In: Kraftfahrzeugtechnik. 9/1967, S. 284.
- ↑ Die Produktionsstätte des Polski-Fiat. In: Kraftfahrzeugtechnik 2/1971, S. 37, 40–41.
- ↑ Andy Thompson: Autos aus Osteuropa von 1945 bis 1990. Heel, Königswinter 2012, ISBN 978-3-86852-604-2, S. 222–227.
- ↑ Ost-Automobile. Garant, Renningen 2012, ISBN 978-3-7359-1295-4, S. 88,98,131.
- ↑ https://www.lvz.de/
- ↑ https://www.thueringer-allgemeine.de/leben/land-und-leute/ilmenauer-faehrt-im-privatwagen-von-papst-johannes-paul-ii-nach-rom-id220024819.html
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Um protótipo do Warszwa 210
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FSO Warszawa 204 P at Muzeum Inżynierii Miejskiej in Kraków
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Samochód marki FSO Warszawa 223 na prezentacji podczas Rajdu Pojazdów Zabytkowych w Lublinie