Wanzensamen
Wanzensamen | ||||||||||||
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Grauer Wanzensame (Corispermum marschallii), Illustration | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Corispermum | ||||||||||||
L. |
Die Wanzensamen (Corispermum L.) sind eine Pflanzengattung der Unterfamilie Corispermoideae innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Früher wurden sie zur Familie der Gänsefußgewächse (Chenopodiaceae) gestellt.
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Die Wanzensamen sind einjährige Pflanzen. Junge Pflanzenteile besitzen eine charakteristische Behaarung aus verzweigten Trichomen. Ihre wechselständig angeordneten, sitzenden Laubblätter sind flächig, linealisch oder elliptisch und ganzrandig. Sie sind wenig oder kaum fleischig.
Blüten
Die Blütenstände sind Ähren. Die Blüten sitzen einzeln in der Achsel eines blattartigen Tragblatts, Vorblätter (Brakteolen) fehlen. Die Blüten sind zwittrig. Die Blütenhülle besteht meist aus drei trockenhäutigen, unten miteinander verbundenen Tepalen, die keine Leitbündel besitzen und die Blütezeit (Anthese) nicht überdauern. Bei einigen Arten fehlt die Blütenhülle auch ganz. Es sind drei Staubblätter vorhanden. Die Pollenkörner sind vom „Chenopodium-Typ“. Der kugelförmige Fruchtknoten trägt zwei freie Narbenäste.
Früchte
Zur Fruchtzeit verlängern sich die Achsen des Blütenstandes. Die Frucht ist deutlich zusammengedrückt, elliptisch oder breit-elliptisch, mit Stützgewebe aus Makrosklereiden. Ihre Oberfläche ist kahl oder behaart. Am Rand ist die Frucht breiter oder schmaler geflügelt. Die vertikalen Samen enthalten einen hufeisenförmigen Embryo, der das reichlich vorhandene Nährgewebe (Perisperm) umgibt.
Chromosomenzahl
Die Chromosomenzahl der bisher untersuchten Arten ist 2n = 18.
Photosyntheseweg
Alle bisher untersuchten Arten zeigen eine Blattanatomie ohne Kranzschicht (Corispermum-Typ) und sind C3-Pflanzen[1].
Verbreitung
Die Wanzensamen-Arten sind in den gemäßigten Zonen von Europa, Asien und Nordamerika verbreitet. Einige Arten sind außerhalb ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes in Eurasien und Nordamerika eingeführt worden, beispielsweise Corispermum declinatum und Corispermum pallasii.
Viele Arten sind Psammophyten, wachsen also auf sandigen Böden.
In Deutschland kommen zwei Arten vor, Grauer Wanzensame und Schmalflügeliger Wanzensame[2].
Systematik
Die Gattung Corispermum wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, 4 aufgestellt[3]. Die Typusart ist Corispermum hyssopifoliumL. Die Gattung Corispermum gehört zur Tribus Corispermeae, der einzigen Tribus der Unterfamilie Corispermoideae innerhalb der Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae). Phylogenetische Untersuchungen bestätigen die Monophylie der Gattung.[4]
Zur Gattung Wanzensamen (Corispermum) zählen mindestens 65 Arten. Die Gattung Corispermum wurden bisher in verschiedene Sektionen eingeteilt, die nach Forschungen von Juan Juan Xue & Ming Li Zhang 2011 aber nicht die phylogenetischen Verwandtschaftsverhältnisse abbilden. Stattdessen sind mehrere natürliche Kladen erkennbar (genannt „Sektionen“, aber ohne gültige Benennung)[4]:
- Cladus 1: Sie haben breit elliptische oder kugelförmige Früchte, die oben deutlich ausgerandet sind und breite Fruchtflügel aufweisen. Diese Arten kommen hauptsächlich in Ostasien vor:
- Cladus 2: Bei ihnen ist die Frucht oben nicht ausgerandet. Diese Arten kommen hauptsächlich im nordwestlichen China vor:
- Corispermum tylocarpumHance: Sie kommt in China und in der östlichen Mongolei vor.[5]
- Corispermum pamiricumIljin: Sie kommt in zwei Varietäten in Zentralasien, in Gansu, Xinjiang und in Xizang vor.[5]
- Corispermum patelliformeIljin: Sie kommt in China und in der Mongolei vor.[5]
- Corispermum dutreuiliiIljin: Sie kommt in China und in Zentralasien vor.[5]
- Cladus 3: Bei ihnen sind die Fruchtmerkmale sehr vielgestaltig, so dass hier wohl noch weitere Untergliederungen erfolgen werden:
- Corispermum candelabrumIljin: Sie kommt in China vor.[5]
- Corispermum chinganicumIljin: Sie kommt in zwei Varietäten in China, in der Mongolei und im südöstlichen Sibirien vor.[5]
- Corispermum declinatumSteph. ex Stev.: Sie kommt in China, in der Mongolei, im südlichen Sibirien und in Nordasien vor und ist in Osteuropa ein Neophyt.[5]
- Corispermum dilutum(Kitag.) Tsien & G.G.Ma: Sie kommt in China vor.[5]
- Corispermum elongatumBunge: Sie kommt in China, im südöstlichen Sibirien und in Russlands Fernem Osten vor.[5]
- Corispermum heptapotamicumBunge: Sie kommt im östlichen Kasachstan, in Gabnus und Xinjiang vor.[5]
- Corispermum lepidocarpumGrub.: Sie kommt im östlichen Xizang vor.[5]
- Corispermum macrocarpumBunge: Sie kommt im westlichen Liaoning und in Russlands Fernem Osten vor.[5]
- Corispermum mongolicumIljin: Sie kommt in China, in der Mongolei und im westlichen Sibirien vor.[5]
- Corispermum stauntoniiMoq.: Sie kommt in China vor.[5]
- Corispermum tibeticumIljin: Sie kommt in Pakistan, Kaschmir, Zentralasien, in Qinghai und in Xizang vor.[5]
- Corispermum zaidamicumR.F.Huang
- Cladus 4: Bei ihnen sind die Früchte oben abgerundet, sie haben einen breiten Fruchtflügel:
- Weitere, noch nicht auf ihre phylogenetische Zuordnung untersuchte Arten (Liste ist nicht vollständig):
- Corispermum afghanicumPodlech: Sie kommt im östlichen Afghanistan vor.[6]
- Corispermum aralocaspicumIljin: Sie kommt vom europäischen Russland bis Afghanistan und das südwestliche Sibirien vor.[6]
- Ysopblättriger Wanzensame (Corispermum hyssopifoliumL.)
- Schmalflügeliger Wanzensame (Corispermum intermediumSchweigg.)[7]
- Grauer Wanzensame (Corispermum marschalliiStev.)
- Corispermum papillosum(O.Kuntze) Iljin: Sie kommt in Zentralasien vor.[6]
Literatur
- I.C.Hedge: Corispermum. In: Karl Heinz Rechinger et al. (Hrsg.): Flora Iranica, Band 172 – Chenopodiaceae. Graz, Akad. Druck, 1997, S. 110–114. (Abschnitte Beschreibung, Systematik)
- Alexander P. Sukhorukov: Fruit anatomy and its taxonomic significance in Corispermum (Corispermoideae, Chenopodiaceae). In: Willdenowia, Band 37, 2007, ISSN 0511-9618, S. 63–87, doi:10.3372/wi.37.37103. (Abschnitte Beschreibung, Chromosomenzahl, Verbreitung, Systematik)
Einzelnachweise
- ↑ Gudrun Kadereit, Thomas Borsch, Kurt Weising, und Helmut Freitag: Phylogeny of Amaranthaceae and Chenopodiaceae and the evolution of C4 photosynthesis, In: International Journal of Plant Science, Volume 164, Issue 6, 2003, S. 959–986. ISSN 1058-5893, doi:10.1086/378649
- ↑ Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4, S. 94.
- ↑ Erstveröffentlichung eingescannt bei biodiversitylibrary.org.
- ↑ a b Juan Juan Xue & Ming Li Zhang: Monophyly and infrageneric variation of Corispermum L. (Chenopodiaceae), evidence from sequence data psbB-psbH, rbcL and ITS, In: Journal of Arid Land, Volume 3, Issue 4, 2011, S. 240–253. doi:10.3724/SP.J.1227.2011.00240 (zurzeit nicht erreichbar), PDF.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u Dezhao Chen, Dianxiang Zhang, Kai Larsen: Corispermum Linnaeus.- textgleich online wie gedrucktes Werk, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Chenopodiaceae. Science Press und Missouri Botanical Garden Press, Beijing und St. Louis 2010
- ↑ a b c Datenblatt Corispermum bei POWO = Plants of the World Online von Board of Trustees of the Royal Botanic Gardens, Kew: Kew Science.
- ↑ Pertti Uotila, 2011: Chenopodiaceae (pro parte majore) . – In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity. Corispermum intermedium. Eintrag bei Euro+Med Plantbase
Weblinks
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Corispermum hyssopifolium
Corispermum marschallii Steven
- Original Caption
- Marschall-Wanzensame, Corispermum marschallii