Wandermuschel

Wandermuschel
Wandermuschel (Dreissena polymorpha)

Wandermuschel (Dreissena polymorpha)

Systematik
Überordnung:Imparidentia
Ordnung:Myida
Überfamilie:Dreissenoidea
Familie:Dreikantmuscheln (Dreissenidae)
Gattung:Dreissena
Art:Wandermuschel
Wissenschaftlicher Name
Dreissena polymorpha
(Pallas, 1771)
Wandermuscheln mit verschiedener Färbung und Zeichnung
Byssusfäden der Wandermuschel
Durch die Verbreitung und Massenvermehrung der Wandermuscheln können sich Ökosysteme stark verändern.

Die Wandermuschel (Dreissena polymorpha), auch Zebramuschel genannt, gehört zu den Vertretern der Autolamellibranchiata, einer Teilklasse der Klasse der Muscheln (Bivalvia). Sie gehört zu den wenigen Süßwassermuscheln, die ein freischwimmendes Larvenstadium durchlaufen.

Aussehen

Die Wandermuschel zeichnet sich durch die charakteristische dreikantige, kahnartige Form aus. Sie erreicht eine Länge von 26–40 mm bei einer Breite von 17–20 mm. Die Schalen sind dunkelbraun bis schwarz gefärbt, durchbrochen von hellbraunen Streifen.

Herkunft

Früheste belegte Nachweise der Wandermuschel in Europa stammen aus dem Miozän (vor 5,3–23 Mio. Jahren). Bis zum 18. Jahrhundert nahm die Population in Europa stetig ab. Danach setzte durch den Schiffsverkehr eine Wiedereinwanderung, vom Schwarzen Meer kommend, donauaufwärts ein. Die Muscheln heften sich an Schiffsrümpfe oder gelangen als Larven über das Ballastwasser der Schiffe in den neuen Lebensraum. Seither traten mehrere Besiedlungswellen mit Individuenzahlen von bis zu 100.000 Tieren pro Quadratmeter auf. Aufgrund des weltweiten Schiffsverkehrs breitet sich seit den 1980er Jahren die Wandermuschel zunehmend in den großen Seen Nordamerikas aus. Durch ihre starke Filterwirkung hat sich die Sichttiefe im Eriesee verdoppelt.

Problematik

Die Wandermuschel ist eine sehr konkurrenzstarke Art, die sich an Wasserpflanzen und Großmuscheln heftet. Dies führt zu einer starken Verbreitung und Störung der natürlichen Artenvielfalt der Ökosysteme. Demnach ist sie eine invasive Form der Neobiota. Enten und Wasservögel und vor allem Karpfen profitieren dagegen von dieser neuen Nahrungsquelle. So vervierfachte sich am Bodensee seit dem Auftreten der Wandermuschel die Anzahl an überwinternden Wasservögeln, wobei sie in seichten Bereichen die Biomasse an Muscheln um über 90 % reduzieren.[1]

Daneben nehmen Schäden in Kühlwassersystemen durch Fouling in Rohrleitungen und Wärmeübertragern stark zu. Derartige Verschmutzungen lassen sich jedoch durch leistungsfähige Filter zuverlässig verhindern. Zudem ist bekannt, dass Kaliumchlorid giftig auf die Muschel wirkt, ohne dass ähnlich negative Auswirkungen auf andere Wasserlebewesen bisher bekannt sind.

Bioindikatoren

Wandermuscheln dienen als Bioindikatoren für das limnische Ökosystem. Sie sind unter anderem als Bioindikatoren besonders geeignet, weil sie

  • weit verbreitet sind,
  • eine breite ökologische Valenz sowie
  • eine sedentäre Lebensweise besitzen,
  • mit allen im Wasser gelösten und suspendierten Inhaltsstoffen in engem Kontakt stehen sowie
  • direkt aus dem Wasser Schadstoffe aufnehmen.

Daher werden sie seit Jahren von der Umweltprobenbank des Bundes gesammelt, archiviert und auf verschiedene umweltrelevante Stoffe analysiert.[2][3] Dadurch können zum Beispiel Veränderungen der Methylquecksilbergehalte untersucht und Rückschlüsse auf die Umweltqualität gezogen werden.[4]

Saprobienindex

Der Saprobienindex der Wandermuschel beträgt 2,2.[5]

Literatur

  • Ian J. Killeen, David Aldridge, Graham Oliver: Freshwater bivalves of Britain and Ireland. (Occasional publication Field Studies Council, 82). 114 S., Field Studies Council, Shrewsbury 2004, ISBN 1-85153-892-5.
  • Zadory, Lilla (1983) Raumbewertung mit Hilfe einer Wandermuschel. Geowissenschaften in unserer Zeit; 1, 3; 86–89; doi:10.2312/geowissenschaften.1983.1.86.

Einzelnachweise

  1. Weber et al: Strong impact of wintering waterbirds on zebra mussel (Dreissena polymorpha) populations at Lake Constance, Germany. 19. Juli 2005, abgerufen am 6. Juli 2021.
  2. M. Rossbach, J. D. Schladot und P. Ostapczuk: Specimen Banking, Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg, 1992.
  3. Gerhard Wagner et al.: Richtlinie zur Probenahme und Probenbearbeitung: Dreikantmuschel (Dreissena polymorpha) (Entwurf) (PDF; 346 kB) Umweltbundesamt, Januar 2003.
  4. Krause, M., Reher, S., Rüdel, H.: Methylquecksilber-Konzentrationen in Dreikantmuscheln und Miesmuscheln - Schadstoffmessung im Rahmen der Umweltprobenbank des Bundes. Jahrestagung der Gesellschaft Deutscher Chemiker, München, 7.–8. Oktober 2003 (Zusammenfassung beim Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie).
  5. Meyer, Detlef.: Makroskopisch-biologische Feldmethoden zur Wassergütebeurteilung von Fliessgewässern : mit Artenlisten für anfangende und geübte Untersucher und detaillierten Beschreibungen und Abbildungen der Indikatororganismen. 4., unveränd. Auflage. BUND, Hannover 1990, ISBN 3-9800871-4-X.

Weblinks

Commons: Wandermuschel – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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Dreissena polymorpha.png
Autor/Urheber: Dan Minchin, Lizenz: CC BY 2.5

Examples of Alien Species in Europe and the Mediterranean Basin.

The zebra mussel (Dreissena polymorpha), introduced from Russia via shipping canals to non-native areas in Europe in the 18th and 19th centuries and later to North America, where it has large negative impacts