Wanderlust

Der Wanderer über dem Nebelmeer (Caspar David Friedrich)
Der Wanderer über dem Nebelmeer
Caspar David Friedrich, 1818
Öl auf Leinwand
94,8 × 74,8 cm
Kunsthalle Hamburg

Wanderlust beschreibt die Lust am Wandern, den steten inneren Antrieb, sich zu Fuß die Natur und die Welt abseits oder auch nahe der Heimat zu erschließen.

Näheres

Im neuzeitlichen Deutsch wurde der Begriff stark durch die Romantik geprägt: »Wandern, ja Wandern ist meine Lust« – so in den Studentenwanderliedern von Joseph von Eichendorff und später von Joseph Victor von Scheffel. In den Wandervereinen des 19. Jahrhunderts und im Wandervogel nach 1900 wurde es institutionalisiert und durch Liedgut und Schrifttum der Jugendbewegung so populär, dass es als Germanismus auch im Englischen übernommen worden und dort seit etwa 1902 nachgewiesen ist.[1] Auch in anderen Sprachen wie Italienisch, Dänisch oder Irisch wurde Wanderlust als Begriff für Fernweh übernommen.

Literarische Beispiele

Das bekannte Frankenlied von Scheffel mag als Illustration dienen. Seine erste Strophe lautet:

Wohlauf, die Luft geht frisch und rein,
Wer lange sitzt, muss rosten.
Den allerschönsten Sonnenschein
Lässt uns der Himmel kosten.
Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid
Der fahrenden Scholaren:
Ich will zur schönen Sommerzeit
Ins Land der Franken fahren!

 

Ein weiteres Beispiel ist das Volkslied Das Wandern ist des Müllers Lust[2] von Wilhelm Müller, wobei mit „Wandern“ hier statt der Freizeitbeschäftigung die Wanderjahre (Walz) gemeint sind:

Das Wandern ist des Müllers Lust.
Das Wandern ist des Müllers Lust!
Das Wah-han-dern!
Das kann kein rechter Müller sein,
Dem niemals fiel das Wandern ein.

 

Der Refrain des Beat-Songs Wanderlust vom Album Around the Sun (2004) der US-Rock-Band R.E.M. lautet:

I got my signals crossed.
It's overwhelming because
I'm all alone and I can't get back,
get back with my wanderlust.
Ich bin total entzückt.
Und überwältigt, denn
ich bin allein und kann nicht zurück,
bei all meiner Wanderlust.

Siehe auch

Literatur

  • Wolfgang Albrecht, Hans-Joachim Kertscher (Hg.): Wanderzwang – Wanderlust. Formen der Raum- und Sozialerfahrung zwischen Aufklärung und Frühindustrialisierung (= Hallesche Beiträge zur europäischen Aufklärung; 11), Niemeyer, Tübingen 1999, ISBN 3-484-81011-4

Quellen

  1. Eintrag in www.etymonline.com, abgerufen 4. Dezember 2007
  2. Wilhelm Müller: Wanderschaft bei wikisource

Auf dieser Seite verwendete Medien

Caspar David Friedrich - Wanderer above the sea of fog.jpg
Der Wanderer steht als Rückenfigur im Zentrum der Komposition. Er blickt hinab auf ein schier undurchdringliches Nebelmeer inmitten von felsiger Landschaft - eine Metapher für das Leben als ominöse Reise ins Ungewisse.