Walter Schulz (Cellist)

Walter August Wilhelm Schulz (* 27. September 1893 in Frankfurt (Oder); † 21. Januar 1968 in Berlin) war ein deutscher Cellist, Gambist und Hochschullehrer. Von 1945 bis 1948 war er Direktor der Staatlichen Hochschule für Musik Weimar.

Leben

Schulz wurde 1893 in Frankfurt/Oder geboren. Nachdem er eine Berliner Realschule besucht hatte, studierte er privat von 1912 bis 1916 Violoncello bei Hugo Dechert in Berlin. Von 1916 bis 1918 gehörte er dem Blüthner-Orchester an. 1918 wurde er Cellist beim Berliner Philharmonischen Orchester. 1920 erhielt er eine Stelle als 2. Solocellist des Berliner Philharmonischen Orchesters.

1926 wurde er Konzertmeister und 1. Solocellist als Nachfolger von Eduard Rosé beim Nationaltheaterorchester Weimar, wo er bis 1936 tätig war.[1] Ab 1933 war er Lehrer für Violoncello und Kammermusik an der staatlichen Musikschule ebenda. 1934 erhielt er eine außerordentliche und 1947 eine ordentliche Professur an der Staatlichen Hochschule für Musik Weimar. Von Juli 1945 bis März 1948 war er kommissarischer Direktor bzw. erster Nachkriegsdirektor der Einrichtung.[2] In seiner Amtszeit hatten 2-Jahres-Pläne Gültigkeit, die die Musikhochschule zum Marxismus-Leninismus verpflichten sollten.[3]

Im Jahr 1951 wurde er Professor an der Leipziger Musikhochschule.

Ab 1926 trat er als Solist und Kammermusiker auf. Kammermusikalisch spielte er im Reitz-[4] und Bosse-Quartett sowie im Dahlke- und Weimarer-Trio. Außerdem trat er als Gambist in Erscheinung. Schulz gab u. a. die Suiten für Violoncello solo von Max Reger heraus. 1941 veröffentlichte er Grifftechnische Studien für fortgeschrittene Cellisten.

Von 1928 bis 1933 war er Logenmitglied in Jena. Während der Zeit des Nationalsozialismus lebte er zurückgezogen. Er galt zwar als politisch deutschnational, der NSDAP blieb er allerdings fern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er Mitglied der KPD.[5]

Schulz, evangelisch, war verheiratet und Vater des Sängers Hanns-Herbert Schulz (1927–2006), der unter dem Namen Hanns Petersen auftrat.

Schriften (Auswahl)

  • Violoncell-Schule (= Hofmeister-Schulen. Nr. 41). Hofmeister, Leipzig 1951 (Neudrucke 1954 und 1960).

Literatur

  • Rudolf Vierhaus (Hg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie (DBE). Band 9: Schlumberger – Thiersch. 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, K. G. Saur, München 2008, ISBN 978-3-598-25039-2, S. 285f.
  • Margot Backhaus: Schulz, Walter. In: Gabriele Baumgartner, Dieter Hebig (Hrsg.): Biographisches Handbuch der SBZ, DDR. Band 2: Maassen – Zylla. Saur, München 1997, ISBN 3-598-11177-0, S. 826.
  • Wolfram Huschke: Zukunft Musik: Eine Geschichte der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Böhlau, Köln u. a. 2006, ISBN 3-412-30905-2, S. 311ff.
  • Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. 2. Ed., Kopf, Kiel 2009, ISBN 978-3-00-037705-1, S. 6833.
  • Gerassimos Avgerinos: Künstler-Biographien: die Mitglieder im Berliner Philharmonischen Orchester von 1882–1972. Selbstverlag, Berlin 1972, S. 148.
  • Erich H. Müller (Hg.): Deutsches Musiker-Lexikon. W. Limpert-Verlag, Dresden 1929.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Wolfram Huschke: Zukunft Musik: Eine Geschichte der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Böhlau, Köln u. a. 2006, ISBN 3-412-30905-2, S. 205.
  2. Wolfram Huschke: Zukunft Musik: Eine Geschichte der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Böhlau, Köln u. a. 2006, ISBN 3-412-30905-2, S. 569.
  3. Annette Seemann: Weimar. Eine Kulturgeschichte. Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63030-9, S. 351.
  4. Jürgen Stegmüller: Das Streichquartett. Eine internationale Dokumentation zur Geschichte der Streichquartett-Ensembles und Streichquartett-Kompositionen von den Anfängen bis zur Gegenwart (= Quellenkataloge zur Musikgeschichte. Band 40). Noetzel, Wilhelmshaven 2007, ISBN 978-3-7959-0780-8, S. 202.
  5. Wolfram Huschke: Zukunft Musik: Eine Geschichte der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar. Böhlau, Köln u. a. 2006, ISBN 3-412-30905-2, S. 313f.