Walter Plathe

Walter Fritz Ernst Plathe (* 5. November 1950 in Berlin) ist ein deutscher Theater- und Filmschauspieler.[1]

Leben

Herkunft

Walter Plathe wuchs bei seiner alleinerziehenden Mutter in der Rosenthaler Vorstadt im Ost-Berliner Ortsteil Mitte auf und wollte zunächst Tierarzt werden. Deshalb erlernte er den Beruf des Fachverkäufers für Zooartikel, in dem er anfangs auch arbeitete.[2] Nebenher trat er im Jugendstudio des Kabaretts Die Distel auf.

Karriere in der DDR

Nach dem Besuch der Staatlichen Schauspielschule in Berlin ab 1968 wurde er 1971 an das Staatstheater Schwerin und 1976 an das Berliner Theater der Freundschaft, (Theater an der Parkaue) engagiert. Seit 1972 wirkte er als Schauspieler vor der Kamera in über 70 Film-und-Fernsehproduktionen mit.[3][4] Einem breiten Publikum wurde er durch zahlreiche Film- und Serienrollen des Fernsehens der DDR bekannt,[5] unter anderem als Knecht Wilm Sichler in Märkische Chronik und als Co-Pilot Paul Mittelstedt in Treffpunkt Flughafen.[6][7]

Hinzu kamen ab den 1980er-Jahren auch Einsätze als Moderator und Conférencier. So führte er im Juni 1986 und im Dezember 1987 durch den Kessel Buntes, eine der bedeutendsten Unterhaltungssendungen des DDR-Fernsehens. 1988 moderierte er hier auch mit Gesagt ist gesagt eine eigene Unterhaltungssendung.[8] Im Sommer 1989 trat er als Gast bei dem unter anderem vom Verband der Journalisten der DDR organisierten 20. Solidaritätsbasar der Berliner Journalisten auf dem Berliner Alexanderplatz auf[9] und war am 14. September in der DDR-Unterhaltungssendung SpielSpaß mit Hans-Georg Ponesky zu Gast.[10]

Karriere nach der Wende

Plathe flüchtete im Spätsommer 1989 in die Bundesrepublik und wohnte anschließend einige Jahre lang in Hamburg.[2] 1990 war er an der Komödie Winterhuder Fährhaus an der Seite von Evelyn Hamann in dem Lustspiel So bin ich nun mal von Donald R. Wilde zu sehen.

Große Bekanntheit auch in den alten Bundesländern erlangte er schließlich durch seine Hauptrolle des Dr. Ulrich Teschner in der ZDF-Fernsehserie Der Landarzt, die er von 1992 bis 2009 verkörperte.[11] 1993 wurde im Auftrag des ZDF ein „Walter Plathe Special“ mit dem Titel Kein perfekter Mann, in welchem er eine Doppelrolle übernimmt, produziert und gesendet.[12] Außerdem war Plathe Gast in anderen Fernsehserien, u. a. Derrick. 1999 war er zusammen mit Harald Juhnke und Günter Pfitzmann Mitbegründer des Zille-Museums in Berlin,[13] welches 2002 im Nikolaiviertel eröffnet wurde.

Als Otto-Reutter-Interpret war er 2010 mit einem Programm des Theaters am Kurfürstendamm als Heinrich Zille auf Tournee. 2015 und 2017 übernahm er bei den Burgfestspielen Jagsthausen die Rolle des Götz von Berlichingen.[14]

Privates

Plathe lebt in Berlin-Mitte. Er war zweimal verheiratet und hat aus erster Ehe einen Sohn.[15] In zweiter Ehe war er von 1999 bis 2008 mit der Schauspielerin Victoria Sturm verheiratet, die ebenfalls in der Serie Der Landarzt mitspielte (1999 bis 2008).

In seiner 2017 erschienenen Autobiografie Ich habe nichts ausgelassen bekannte er sich erstmals öffentlich zur Bisexualität.[15]

Nach einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt, Plathe lag sechs Wochen im Koma, infolge eines körperlichen Zusammenbruchs musste er 2022 das Sprechen und Gehen komplett neu erlernen.[16]

Filmografie (Auswahl)

Theater

  • 1977: Horst Hawemann: Tschapai … Tschapai … Tschapajew – Regie: Joachim Siebenschuh/Mirjana Erceg (Theater der Freundschaft Berlin)
  • 1977: Erich Köhler: Das kleine Gespenst (Prahli) – Regie: Wolfgang Engel (Theater der Freundschaft)
  • 1978: Eugen Eschner: Frühlingskapriolen – Regie: Mirjana Erceg (Theater der Freundschaft)
  • 1978: Lutz Dechant: Paul und Maria – Regie: Joachim Siebenschuh (Theater der Freundschaft)
  • 1978: Margarete Steffin: Wenn er einen Engel hätte – Regie: Wolfgang Engel (Theater der Freundschaft)
  • 1978: Dieter Süverkrüp: Das Auto Blubberbumm – Regie: Herbert Fischer (Theater der Freundschaft)
  • 2009: Horst Pillau: Zille – Regie: Klaus Gendries (Theater am Kurfürstendamm)[17][18]
  • 2018: Candide – Regie: Winfried Schneider (Staatsoperette Dresden)
  • 2018: Der fröhliche Weinberg – Regie: Christian Filips (Literarisches Colloquium Berlin)
  • 2019: Monsieur Pierre geht online (Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater)[19]

Hörspiele

Auszeichnungen

Literatur

  • Walter Plathe: Ich habe nichts ausgelassen. Biografie, Neues Leben, Berlin 2017, ISBN 978-3-355-01848-7.
  • Walter Plathe: Habe die Ehre ... Zille. Eulenspiegel Verlag, Berlin 2020, ISBN 978-3-359-01176-7.

Einzelnachweise

  1. Walter Plathe | Schauspieler. Abgerufen am 23. August 2024.
  2. a b WDR 4: Fragebogen Walter Plathe. Sendung vom 9. Februar 2016, abgerufen am 10. Dezember 2016.
  3. Walter Plathe | filmportal.de. Abgerufen am 23. August 2024.
  4. OFDb - Walter Plathe (Darsteller). Abgerufen am 23. August 2024.
  5. Walter Plathe. Abgerufen am 23. August 2024.
  6. imfernsehen GmbH & Co KG: Filmografie Walter Plathe. 20. Dezember 2022, abgerufen am 23. August 2024.
  7. Walter Plathe - Serien, Sendungen auf TV Wunschliste. Abgerufen am 23. August 2024.
  8. Ralph Kotsch: Punktewettstreit, der noch einige Reserven hat. in Neues Deutschland, 16. August 1988.
  9. Neues Deutschland: 200000 beim Solidaritätsbasar der Berliner Journalisten. 26./27. August 1989.
  10. Neues Deutschland: Bildschirm aktuell. 11. September 1989.
  11. Uwe Mantel: ZDF: "Landarzt" Teschner schließt seine Praxis. In: DWDL.de. 25. September 2007, abgerufen am 13. August 2023.
  12. Kein perfekter Mann bei crew united, abgerufen am 28. Januar 2021.
  13. Zille-Museum in Berlin. Abgerufen am 18. Januar 2016.
  14. „Götz“-Premiere bei den Burgfestspielen Jagsthausen: Walter Plathe in der Titelrolle des Ritters mit der eisernen Hand. Burgfestspiele Jagsthausen, 19. Juni 2017, abgerufen am 9. August 2018.
  15. a b Schauspieler Walter Plathe outet sich als bisexuell. Queer.de, 8. März 2017, abgerufen am 9. August 2018.
  16. "Ich lag sechs Wochen im Koma": ZDF-Star Walter Plathe sah "dem Tod ins Auge". 3. Juli 2024, abgerufen am 23. August 2024.
  17. http://www.komoedie-berlin.de/produktionen/zille.html
  18. Walter Plathe in Uraufführung als "Zille" gefeiert. In: morgenpost.de. 23. Februar 2009, abgerufen am 11. Februar 2024.
  19. Komödie am Kurfürstendamm: Monsieur Pierre geht online. In: Komödie am Kurfürstendamm. Komödie am Kurfürstendamm, 17. März 2019, abgerufen am 17. März 2019.
  20. Alzey ehrt Walter Plathe mit Weinkulturpreis vom 20. April 2009.
  21. Bier gegen den Durst, Wein für die Sinne – Walter Plathe erhält Scheupreis@1@2Vorlage:Toter Link/www.wormser-zeitung.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Dezember 2018. Suche in Webarchiven) vom 11. Juli 2009