Walter Michael Brod

Walter Michael Brod (* 25. Februar 1912 in Würzburg; † 20. Februar 2010 ebenda) war Hausarzt, Geburtshelfer, Kunstsammler, Studentenhistoriker und Gönner der Universität Würzburg.

Leben

Walter Michael Brod wurde als Sohn des Arztes, Sanitätsrats und Kunstsammlers Dr. Adam Michael Brod (* 24. Dezember 1874; † 25. Juni 1960) geboren. Er stammt aus einer alten Würzburger Fischer- und Schifferfamilie. Bei seiner Geburt war die Neue Universität am Sanderring neu. Die meisten der königlichen Universitätskliniken befanden sich im Juliusspital und der Südflügel der Residenz wurde noch als Wohnraum des bayerischen Königs genutzt.

Im Jahr 1931 legte er sein Abitur am Neuen Gymnasium in Würzburg ab. Er sollte Nachfolger seines Vaters in dessen renommierter chirurgischer Privatklinik werden und studierte ab dem Wintersemester 1931/32 Humanmedizin in Würzburg, Breslau und Freiburg im Breisgau.

Nach dem Abschluss des Studiums mit dem Staatsexamen im Jahr 1936 in Würzburg erhielt er im Jahr 1937 die ärztliche Approbation und promovierte. Im Jahr 1938 begann die klinische Ausbildung als chirurgischer Assistent am Würzburger Juliusspital und am Detmolder Landeskrankenhaus. Daraufhin wurde er Landarztassistent im unterfränkischen Maroldsweisach. Im Jahr 1939 wurde er als Stabsarzt und Chef einer Luftwaffensanitätsstaffel zur Wehrmacht eingezogen. Ab 1945 war er in französischer Kriegsgefangenschaft.

Neben der Medizin interessierte sich Walter Brod schon früh für Geschichte. Nach seiner Entlassung aus der französischen Kriegsgefangenschaft in 1946 war er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter beim Wiederaufbau des Mainfränkischen Museums, wo er sich insbesondere der studentischen Sammlungen annahm. Nach dem Krieg ließ er sich im Jahre 1947 als praktischer Arzt und Geburtshelfer in Würzburg nieder, da die Klinik seines Vaters beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 zerstört wurde.

Ernst Magnus-Alsleben, der die Medizinische Poliklinik seit 1920 leitete, der Chirurg Fritz König, welchen Brod als Hausarzt betreute, der Gynäkologe Carl Joseph Gauß und sein Doktorvater, der Kinderarzt Hans Rietschel waren unter anderem seine ihn prägenden akademischen Lehrer.[1] Im Jahre 1969 erhielt er die Anerkennung als Arzt für Allgemeinmedizin. Als Arzt ging er 1977 in den Ruhestand. Er wohnte mit seiner Frau Liselotte im Gerbrunner Weg 5.

Mitgliedschaft und Engagement

Walter Brod wurde im Dezember 1931 beim Corps Moenania recipiert („Mainländer“), wo er 17 Partien focht. Er beteiligte sich maßgeblich an der Rekonstitution des Corps im Jahre 1948. Bei Moenania war Brod zunächst Archivar, später sogar zweiter Vorsitzender des Altherrenvereins. Er war ab 1976 Herausgeber der "Mainländer-Nachrichten", der internen Zeitschrift des Corps.

Außerdem war er Mitbegründer (1948) und Ehrenmitglied des Vereins Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V.,Hilfsarbeiter im neu entstandenen Mainfränkischen Museum und Obermeister der Fischerzunft[2].

Mäzen der Universität

Hochschulkunde

Im Dezember 1976 wurde er zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Hochschulkunde gewählt. Ab seinem Eintritt in den Ruhestand 1977 übernahm Walter Brod von Albin Angerer die ehrenamtliche Leitung über das Institut für Hochschulkunde (IfH) an der Universität Würzburg.[3] Literaturgeschenke von ihm kamen den Instituten für Geschichte und für Geschichte der Medizin zugute. Auch das Martin von Wagner Museum bedachte er mit grafischen Blättern und wertvollen Dauerleihgaben.

Bis 1986 betreute Brod als Kurator der Kösener Sammlungen auch das Kösener Archiv. Mit der Stadt Würzburg und den Verbänden konnte er in 1978 eine Finanzierungsvereinbarung aushandeln, welche die Aufstellung eines geregelten Etats für Sach- und Personalkosten ermöglichte. Auch der Umzug des Instituts für Hochschulkunde aus der Domerschulstraße in das neue Bibliotheksgebäude am Hubland fiel in seine Amtszeit.

Forschung

Fast 600 Werke zeugen von seiner eigenen Forschungstätigkeit, vor allem auf dem Gebiet der Lokalgeschichte, darunter Bücher, Zeitschriftenbeiträge und Fachartikel. Als langjähriger Leiter des Würzburger Instituts für Hochschulkunde ließ er jüngere Forscher an seinen Kenntnissen teilhaben.

Grafiksammlung

In den Nachkriegsjahren baute er die herausragende Grafiksammlung seines Vaters, deren größte Schätze beim Luftangriff verbrannt waren, systematisch aus. Auf diese Weise entstand eine der größten Spezialsammlungen zur Topografie von Franken und Würzburg. Diese einzigartige Sammlung Würzburger Stadtansichten überließ er unter anderem als Dauerleihgabe der Universitätsbibliothek, damit sie der Forschung zur Verfügung steht. Ein von ihm und Bibliotheksdirektor Gottfried Mälzer[4] herausgegebener illustrierter Katalog von 1987 mit dem Titel „Würzburg – Bilder einer alten Stadt“ dokumentiert ihre Fülle.

Auszeichnungen

Werke

  • Walter Michael Brod: 70 Jahre Mainländer! Rede von AH Brod I auf der Weihnachtskneipe 2001. In: Andreas Mettenleiter (Hrsg.): Tempora mutantur et nos? Festschrift für Walter M. Brod zum 95. Geburtstag. Mit Beiträgen von Freunden, Weggefährten und Zeitgenossen. Akamedon, Pfaffenhofen 2007 (= Aus Würzburgs Stadt- und Universitätsgeschichte. Band 2), ISBN 3-940072-01-X, S. 294–296.
  • Walter Michael Brod: Die wehrsportliche Betätigung des aktiven Corps während der Ferien. In: Corps Moenania (Würzburg).
  • Der Rückgang des Sommergipfels der Säuglingssterblichkeit. Eine statistische Betrachtung zur Entwicklung der Sommersäuglingssterblichkeit in der Kreishauptstadt Würzburg, Würzburg 1936, DNB 369383303 (Medizinische Dissertation Universität Würzburg 1937, 21 Seiten, 3 Tabellen).
  • mit Heinz Otremba (Hrsg.): Würzburger Porträts : Lebensbilder von 95 berühmten Würzburgern. Echter Verlag, Würzburg 1982, ISBN 3-429-00778-X
  • Dankesworte anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Universität Würzburg (= Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10) (1992), S. 471–473
  • Würzburg – Bilder einer alten Stadt von Walter Michael Brod und Gottfried Mälzer

Literatur

  • Hubert Scheuer: Walter M. Brod Moenaniae 70 Jahre alt, DCZ 83 (1982), S. 138f.; Theiß: Deutsche Gesellschaft für Hochschulkunde ehrte Dr. Walter Brod, DCZ 1/1992, S. 14.
  • Jürgen Weber: Laudatio auf Walter M. Brod anläßlich der Verleihung der Kulturmedaille der Stadt Würzburg. In: Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 17, 1998, S. 559 f.
  • Andreas Mettenleiter (Hrsg.): Tempora mutantur et nos? Festschrift Walter M. Brod (= Aus Würzburgs Stadt- und Universitätsgeschichte, Band 2), Akamedon, Pfaffenhofen 2007, ISBN 3-940072-01-X.
  • Andreas Mettenleiter: Selbstzeugnisse, Erinnerungen, Tagebücher und Briefe deutschsprachiger Ärzte. Nachträge und Ergänzungen. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 19 (2000), S. 459–524; S. 466b („Brod, Adam Michael“ und „Brod, Walter Max[!]“)
  • Veröffentlichungen (490 Titel bis 2002): Walter Fiedler-Barth unter Mitarbeit von Christina Barth: Dr. med. Walter M. Brod: Bibliographie 1932-2002, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 22 (2003), S. 548–566.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter M. Brod: Dankesworte anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Universität Würzburg. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 471–473; S. 471 f.
  2. Vorstellung des Jubiläumsbuchs der Fischerzunft, Mainpost vom 17. März 2010
  3. Walter M. Brod: Dankesworte anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Universität Würzburg. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 472
  4. Walter M. Brod: Dankesworte anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde der Universität Würzburg. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 473