Walter Heitler
Walter Heinrich Heitler (* 2. Januar 1904 in Karlsruhe; † 15. November 1981 in Zürich) war ein deutscher Physiker.
Laufbahn
Walter Heitler studierte ab 1922 an der Technischen Hochschule Karlsruhe, der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (heute Humboldt-Universität) und ab 1924 der Ludwig-Maximilians-Universität München theoretische Physik. Zu seinen Lehrern in München gehörte unter anderem auch Arnold Sommerfeld. 1926 promovierte er bei Karl Ferdinand Herzfeld in München. Die Dissertation wurde unter dem Titel Zwei Beiträge zur Theorie konzentrierter Lösungen in den Annalen der Physik veröffentlicht.[1] Von 1926 bis 1927 war er als Stipendiat der Rockefeller Foundation am Institut für Theoretische Physik der Universität Kopenhagen bei Niels Bohr tätig und anschließend bei Erwin Schrödinger an der Universität Zürich. Gemeinsam mit Fritz London legte er 1927 in Zürich ein Modell für die kovalente Bindung im Wasserstoff-Molekül vor, mit dem die Grundlage für die Valenzstrukturtheorie der Quantenchemie gelegt wurde. Diese Arbeit beeinflusste auch den jungen Linus Pauling, der zu dieser Zeit als Guggenheim-Stipendiat bei Schrödinger arbeitete. Die quantenmechanische Beschreibung chemischer Bindungen wurde zu einem Hauptforschungsgebiet Heitlers.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Heitler, der nach den Kriterien der Nazis als Jude galt, 1933 nach Großbritannien. In Großbritannien war Heitler zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bristol bei Nevill Francis Mott tätig. 1934 war er mit dem ebenfalls emigrierten Hans Bethe an der Entwicklung der Theorie der Bremsung von Elektronen (Bremsstrahlung, Bethe-Heitler-Formel) durch Materie beteiligt. In den 1930er Jahren publizierte er Arbeiten zur Quantentheorie der Strahlung und zur kosmischen Strahlung. Nach der militärischen Niederlage Frankreichs im Westfeldzug 1940 wurde Heitler für einige Monate als vermeintlich „feindlicher Ausländer“ auf der Isle of Man interniert.
1941 wurde er Professor am Dublin Institute for Advanced Studies. Die Stelle war ihm durch den mittlerweile dort tätigen Schrödinger vermittelt worden. 1949 wurde er als Professor an die Universität Zürich berufen; dort war er bis 1974 Direktor des Instituts für theoretische Physik.[2]
Seit 1960 arbeitete er verstärkt über philosophische und ethische Probleme naturwissenschaftlicher Forschung. In seinen Veröffentlichungen versuchte er, anhand von Beispielen aus Mathematik, Physik, Biologie und Psychologie die sinnliche Erfahrungswelt für die übersinnliche, geistige oder transzendente Welt durchsichtig zu machen. Insbesondere in seiner Schrift Die Natur und das Göttliche wandte er sich dabei auch an ein breites Leserpublikum. Von seiner christlichen Überzeugung her war es ihm ein zentrales Anliegen, Beziehungen zwischen der physischen Erfahrungswelt und der metaphysischen Offenbarungswelt anhand von Texten aus dem Alten und Neuen Testament aufzudecken.
Auszeichnungen
Heitler wurde 1948 als Mitglied („Fellow“) in die Royal Society aufgenommen.[3] 1954 erhielt er einen Ehrendoktortitel der National University of Ireland.[4] Auch die Universität Göttingen und die Universität Uppsala verliehen ihm einen Ehrendoktortitel.[2] 1968 wurde er mit der Max-Planck-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft ausgezeichnet, im gleichen Jahr wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. 1969 erhielt er den Marcel-Benoist-Preis.[2] 1977 erhielt er die Goldene Medaille der Humboldt-Gesellschaft.
Schriften
- The Quantum Theory of Radiation (London: Oxford University Press, 1949).
- Elementare Wellenmechanik. Mit Anwendungen auf die Quantenchemie, 2. Auflage (Braunschweig: Vieweg, 1961).
- Der Mensch und die naturwissenschaftliche Erkenntnis (Braunschweig: Vieweg, 1970), ISBN 3-528-07116-8.
- Naturphilosophische Streifzüge (Braunschweig: Vieweg, 1970), ISBN 3-528-08284-4.
- Naturwissenschaft ist Geisteswissenschaft (Zürich: Die Waage, 1972).
- Wahrheit und Richtigkeit in den exakten Wissenschaften (Wiesbaden: Steiner, 1972).
- Die Natur und das Göttliche (Zug: Klett und Balmer, 1974), ISBN 3-7206-9001-6.
- Gottesbeweise? und weitere Vorträge (Zug: Klett und Balmer, 1977), ISBN 3-264-90100-3.
Weblinks
- Literatur von und über Walter Heitler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Walter Heitler im O-Ton im Online-Archiv der Österreichischen Mediathek
- Walter Heitler im Mathematics Genealogy Project (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Walter Heitler: Zwei Beiträge zur Theorie konzentrierter Lösungen. Annalen der Physik, Band 385, Heft 15, S. 629–671 (1926), doi:10.1002/andp.19263851502
- ↑ a b c Walter Heitler: Schöpfung - Die Öffnung der Naturwissenschaft zum Göttlichen. Die Arche, Zürich 1979, S. 47.
- ↑ Eintrag zu Heitler; Walter Heinrich (1904 - 1981) im Archiv der Royal Society, London
- ↑ National University of Ireland, Honorary Degrees Awarded; zuletzt besucht am 16. April 2022.
Personendaten | |
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NAME | Heitler, Walter |
ALTERNATIVNAMEN | Heitler, Walter Heinrich; Heitler, Walter H. |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Physiker |
GEBURTSDATUM | 2. Januar 1904 |
GEBURTSORT | Karlsruhe |
STERBEDATUM | 15. November 1981 |
STERBEORT | Zürich |
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Walter Heinrich Heitler (* 2. Januar 1904 in Karlsruhe; † 15. November 1981 in Zürich), vermutlich 1937 anlässlich eines Kolloquiums mit Nobelpreisträgern.