Walter Haesler

Walter Theodor Haesler (* 25. Dezember 1926 in Baden[1]) ist ein Schweizer Psychologe, Psychotherapeut und Kriminologe.

Leben und Wirken

Haesler promovierte 1954 in Psychologie an der Universität Neuenburg mit einer Arbeit über das Hilfswerk Kinder der Landstrasse.[2] Er wurde Leiter des psychotherapeutischen Dienstes der Strafanstalt Saxerriet und gründete u. a. mit Kurt Marti, Klaus Schädelin und Hans Martin Sutermeister die sog. Schweizerischen Gefangenengewerkschaft, deren langjähriger Präsident er war.[3] 1972 gründete er die Schweizerische Arbeitsgruppe für Kriminologie und war einige Jahre lang ihr Präsident.[4] Haesler war zudem chargé de cours an der Universität Heidelberg.[5]

Er ist mit einer Psychotherapeutin verheiratet und lebt in Brugg.

Kritik

1. Haesler zählt gemäss Thomas Huonker zu einer Gruppe von Forschern der 1950er und 1960er Jahre, die unkritisch mit persönlichkeitsverletzenden Daten des 'Hilfswerks' umgingen. Nach Thomas Huonker zitierte Haesler unkritisch die Arbeiten von Jörger, Moritz Tramer, Robert Ritter und Rudolf Waltisbühl, verwendete dieselben Codenamen für die Familien, die Jörger und der 'Hilfswerk'-Leiter Siegfried geprägt hatten, und übernahm auch deren Werturteil über diese 'familles errantes'. Seine Dissertation sei über weite Teile eine Zusammenfassung und Uebersetzung der 'Hilfswerk'-Akten[6]

2. Die "Gefangenengewerkschaft" wurde von der politischen Linken zunehmend kritisiert, gar keine Gewerkschaft im eigentlichen Sinne zu sein bzw. die Interessen der Schweizer Justizbehörden zu vertreten; der Verein löste sich in den 1980er Jahren auf.

Schriften

  • Offender Therapy in a Swiss Prison, In: International Journal of Offender Therapy and Comparative Criminology. Band 12 (September 1968), Nr. 3, S. 127–132.
  • Der Selbstmord. Grüsch: Rüegger, 1986
  • Viktimologie Grüsch: Rüegger, 1986
  • Politische Kriminalität und Wirtschaftskriminalität. Diessenhofen: Rüegger, 1984
  • Psychisch abnorme und drogenabhängige Rechtsbrecher. Diessenhofen: Rüegger, 1984
  • Kindesmisshandlung. Diessenhofen: Rüegger, 1983
  • Weibliche und männliche Kriminalität Diessenhofen: Rüegger, 1982
  • Stigmatisierung durch Strafverfahren und Strafvollzug. Diessenhofen: Rüegger, 1981
  • Die Beziehungen des infantilen psychoorganischen Syndroms zur Kriminalität. Diessenhofen: Rüegger, 1979

Weblinks

Einzelnachweise

  1. International Directory of Psychologists. 1980, S. 489.
  2. vgl. Walter T. Haesler: Les enfants de la grand-route. Neuchâtel: Delachaux and Niestlé, 1955. OCLC 644702958
  3. vgl. Kurt Marti, Hektor Leibundgut, Klaus Bäumlin und Bernard Schlup: Notizen und Details 1964–2007, Zürich 2010
  4. vgl. Benjamin F. Brägger: 30 Jahre der Schweizerischen Arbeitsgruppe für Kriminologie (SAK) – Ein kurzer Rückblick in: Schweizerische Zeitschrift für Kriminologie 1 2004; online online (Memento des Originals vom 17. September 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kriminologie.ch
  5. vgl. Marc Ancel (Hrsg.): Revue de science criminelle et de droit pénal comparé. Sirey, 1983, S. 749
  6. vgl. Thomas Huonker: Wissenschaft und Jenische in der Schweiz. In: Broschüre zur Ausstellung „Die Fahrenden. Die Jenischen zwischen Vinschgau, Oberinntal, Graubünden, Schwaben und Bayern“, 2001