Walter Beyerlin

Walter Beyerlin (1967)

Walter Beyerlin (* 23. Juni 1929 in Reutlingen[1]; † 9. Dezember 2015 in Münster) war ein deutscher evangelischer Theologe und Alttestamentler.

Studium

Noch während seiner Schulzeit am Seminar Blaubeuren wurde Walter Beyerlin zum Kriegsnotdienst eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft. Er holte 1949 das Abitur nach. Im Anschluss an ein sogenanntes kirchliches Dienstjahr trat er 1950 ins Tübinger Stift ein. Bis 1954 studierte Beyerlin evangelische Theologie in Tübingen, Göttingen und Basel, außerdem Arabisch und Akkadisch an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er schloss das Studium ab mit der ersten evangelisch-theologischen Dienstprüfung der Württembergischen Landeskirche (1954), worauf er als Vikar und Pfarrverweser in Ulm und Stuttgart tätig war. Außerdem arbeitete er als Hilfsreferent im württembergischen Oberkirchenrat sowie als Stiftsrepetent in Tübingen.

1955/56 bekam Beyerlin die Gelegenheit zu einem Post-Graduate-Studium an der Universität Edinburgh (Prof. Norman Porteous[2]). Er kehrte nach Tübingen zurück und promovierte 1956 (Die Kulttraditionen Israels in der Verkündigung des Propheten Micha). Als Assistent von Artur Weiser habilitierte er sich 1960 mit der Arbeit Die jahwistischen und elohistischen Sinaiüberlieferungen traditionsgeschichtlich untersucht (1961 veröffentlicht unter dem Titel: Herkunft und Geschichte der ältesten Sinaitraditionen). Darin versuchte er, eine Reihe von Traditionen in die vorstaatliche Zeit Israels zurückzuverfolgen, nämlich den Gottesnamen JHWH, die Konzeption der Gottesepiphanie, des Bundesschlusses, Elemente des Dekalogs und des Kultes. Diese Arbeit fand internationale Beachtung; 1965 erschien in Oxford eine englische Übersetzung.

Lehre

Von 1963 bis 1972 war Walter Beyerlin Professor für Altes Testament an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Er wandte sich zunehmend der Psalmenforschung zu und veröffentlichte mehrere Monographien zu einzelnen Psalmen.

1973 folgte Beyerlin einem Ruf an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er bis zu seiner Emeritierung 1994 eine Professur für Altes Testament innehatte. Hier kam als neuer Schwerpunkt die Zusammenarbeit mit der Altorientalistik, insbesondere der Ugarit-Forschung, hinzu. Frucht dieser interdisziplinären Zusammenarbeit war das von Beyerlin mitherausgegebene Religionsgeschichtliche Textbuch zum Alten Testament (1975).

Veröffentlichungen (in Auswahl)

  • Die Rettung der Bedrängten in den Feindpsalmen der Einzelnen auf institutionelle Zusammenhänge untersucht (= Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments. Band 99) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1970 (online)
  • Weisheitliche Vergewisserung mit Bezug auf den Zionskult: Studien zum 125. Psalm (= Orbis biblicus et orientalis. Band 68) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1985 (online)

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Traueranzeige Prof. Dr. Walter Beyerlin (Westfälische Nachrichten 16.12.2015). In: Traueranzeigen im Münsterland. Abgerufen am 19. September 2018.
  2. Nr. 1218: Semesterakten SS 1956. In: Findbuch Ephoratsbestände. Archiv des Evangelischen Stifts Tübingen, abgerufen am 19. September 2018 (Empfehlungsschreiben von Prof. Norman Porteous, Edinburgh, für Walter Beyerlin).

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Autor/Urheber: Magnussen, Friedrich (1914-1987), Lizenz: CC BY-SA 3.0 de
Professor für Altes Testament an der Christian-Albrechts-Universität (CAU).