Waldemar von Mohl

Waldemar Arthur von Mohl (* 6. September 1885 in Ponarien, Ostpreußen; † 1. März 1966 in Bad Segeberg) war ein deutscher Jurist und Landrat während der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus.

Leben

Waldemar von Mohl war Angehöriger der Familie Mohl und Sohn des Juristen Ottmar von Mohl und der Wanda von der Groeben (* 1854; † 1910). Er war der Enkel des Robert von Mohl. Er machte sein Abitur an der Landesschule Pforta. Danach studierte er in Paris, von 1904 bis 1906 am New College in Oxford und danach bis 1908 in Königsberg und Halle. 1909 absolvierte er sein Gerichtsreferendariat, 1910 wurde er in Heidelberg promoviert. Anschließend begann er seine Karriere im preußischen Regierungsdienst, zunächst als Referendar, ab 1914 als Regierungsassessor.

Der nationalkonservative von Mohl war in der Weimarer Republik Regierungsrat im Preußischen Innenministerium und wurde am 3. Februar 1921 vom sozialdemokratischen Minister Carl Severing als Nachfolger des Sozialdemokraten Arthur Zabel zum Landrat des Kreises Bordesholm vorgeschlagen.[1] Er wurde von der SPD und der „bürgerlichen Einheitsliste“ im Kreistag gewählt und amtierte bis zur Auflösung des Kreises 1932. Von 1932 bis 1945 war er Landrat des Kreises Segeberg. Waldemar von Mohl war Mitglied der NSDAP seit 1937, geriet aber mehrmals unter Druck des örtlichen SA-Führers und Kreisleiters Werner Stiehr.[2] Der Landrat hat außerdem den jüdischen Kaufmann Jean Labowski mehrmals vor einer Zwangstrennung von seiner nichtjüdischen Frau und ihren gemeinsamen Töchtern geschützt. Mit Hilfe von Mohls und der örtlichen Polizei wurde Labowski vor dem Zugriff der Gestapo bewahrt, indem er im Polizeigefängnis versteckt wurde. Waldemar von Mohl überlebte den Krieg in Bad Segeberg.[3] Ende April 1945 hatte Reichsfinanzminister Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk seinen Wohnsitz beim Landrat Mohl. Über die Bundesstraße 432 fuhr dieser von dort täglich nach Eutin und Plön, um dort an Gesprächen der verbliebenen Reichsregierung teilzunehmen. Als Karl Dönitz mit der letzten Reichsregierung am 2. Mai 1945 nach Flensburg-Mürwik flüchtete, verließ auch von Krosigk den Wohnsitz beim Landrat und flüchtete zum Sonderbereich Mürwik, wo er später von den Briten verhaftet und später verurteilt wurde.[4] Von Mohl aber wurde nach dem Kriegsende von den Briten 1945 als Stadtdirektor eingesetzt.[5] Nach dem Krieg wurde von Mohl im Entnazifizierungsprozess der britischen Besatzung in die Gruppe V („Entlastete“) eingestuft[6] und mit Hilfe Labowskis rehabilitiert.

1953 wurde von Mohl zum Kreisvorsitzenden des Deutschen Roten Kreuzes gewählt und 1959 mit dessen Goldenem Ehrenzeichen geehrt.[7] Ende der 1960er Jahre wurde in Bad Segeberg eine Straße nach ihm benannt. Dennoch blieb von Mohls Rolle in der nationalsozialistischen Diktatur nie unumstritten und führte 2013 auf politischen Druck hin zu einem durch den Kreis Segeberg in Auftrag gegebenen Gutachten[8]. In der Zusammenfassung kommt es zum Schluss, dass von Mohl „als typisches Beispiel für die Rolle traditioneller Eliten im Dritten Reich eingeordnet werden (kann), die durch Anpassungsbereitschaft und zum Teil vorauseilende Selbstgleichschaltung zu Akteuren des NS-Unrechtsregimes wurden, auch wenn sie der NS-Ideologie innerlich fern standen“.[9]

Waldemar v. Mohl heiratete in erster Ehe 1914 Agnes von Pfuel (1884–1920) und nach deren Tod 1922 seine Schwägerin Freda von Pfuel (1883–1964), beide Töchter von Gustav von Pfuel.[10] Anton von Mohl (* 28. März 1916; † 16. April 2013), Oberstleutnant, Kommandeur des Panzeraufklärungsbataillons 6, Rechtsritter des Johanniterordens, war sein Sohn.[11] Dieser war verheiratet mit Irmgard (geborene von Leyser), Tochter des General der Infanterie Ernst von Leyser. 1922 erbte er mit seinem Bruder Hans das 1889 vom Vater erworbene Schloss Arnshaugk (ehem. Beustsches Haus) in Thüringen. Dort lebte auch teilweise seine jüngste Schwester Doris, die mit dem Bildhauer und einem der ersten Bauhaus-Schüler Karl Johannes Hermann verheiratet war.

Literatur

  • Sebastian Lehmann unter Mitarbeit von Uwe Danker: Mohlgutachten: Zur Rolle des Landrats Waldemar von Mohl in der NS-Zeit, PDF, in: Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein, 24 (2013), Malente 2013, S. 165–200. ISBN 978-3-933862-47-1.
  • Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945, Dölling und Galitz, Hamburg 2001. ISBN 3-933374-92-8.

Weitere Literatur

  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser Teil B (Briefadel) 1937. Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft. 29. Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1936, S. 399 f.
  • Neustädter Kreisbote, Jg. 29, Nr. 24 / 2018 v. 1. Dez. 2018, S. 18.: „Was der Neustädter Kreisbote berichtete“ – vor 100 Jahren in unserer Stadt

Einzelnachweise

  1. Vgl. Arno Panzer: Vom Landkreis Kiel zum Landkreis Bordesholm 1867 bis 1932, in: 100 Jahre Kreis Rendsburg. Ein Rückblick 1867 bis 1967, Druckhaus Möller, Rendsburg 1968, S. 39 f.
  2. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945, Dölling und Galitz, Hamburg 2001, S. 37.
  3. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945, Dölling und Galitz, Hamburg 2001, S. 48.
  4. Jörg Wollenberg: Spurensuche hinter den Mauern des Vergessens, in: Heinrun Herzberg und Eva Kammler (Hrsg.): Biographie und Gesellschaft. Überlegungen zu einer Theorie des modernen Selbst, in: Biographie- und Lebensweltforschung; 10, Campus Verlag, Frankfurt/New York 2011. S. 202. ISBN 978-3-593-39495-4.
  5. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945, Dölling und Galitz, Hamburg 2001, S. 48.
  6. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945, Dölling und Galitz, Hamburg 2001, S. 66.
  7. Vgl. Gerhard Hoch: Die Amtszeit des Segeberger Landrats Waldemar von Mohl 1932–1945 Hamburg: Dölling und Galitz, 2001, S. 66.
  8. Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte: „Gutachterliche Stellungnahme zur Rolle des Landrats Dr. Waldemar von Mohl im Kreis Segeberg 1932–1945“. Hrsg. Universität Flensburg.
  9. IZRG - Ebd., S. 25, siehe auch Sebastian Lehmann, s.o., Demokratische Geschichte. Jahrbuch für Schleswig-Holstein, 24 (2013), Malente 2013, S. 192. ISSN 0932-1632
  10. v. Rappard, Pfuel (Pfuhl, Phull), in: Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A (Uradel), Band XX, Band 93 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv e.V., C. A. Starke, Limburg a. d. Lahn 1988, S. 335. ISSN 0435-2408
  11. Spiegel Online: DAS MONOKEL DER ARMEE - DER SPIEGEL 8/1967. In: SPIEGEL ONLINE - Aktuelle Nachrichten. 25. März 2017, abgerufen am 21. Februar 2024. ISSN 2195-1349