Waldburg (Burg)

Waldburg
Die Waldburg (Mai 2014)

Die Waldburg (Mai 2014)

StaatDeutschland
OrtWaldburg
Entstehungszeitum 1000 bis 1100
BurgentypHöhenburg, Gipfellage
ErhaltungszustandErhalten oder wesentliche Teile erhalten
Ständische StellungFürsten
Geographische Lage47° 46′ N, 9° 43′ O
Höhenlage772 m
Waldburg (Baden-Württemberg)
Waldburg (Baden-Württemberg)

Die Waldburg ist die Stammburg des Truchsessen- und Reichsfürstengeschlechts Waldburg. Sie stammt aus dem 12. Jahrhundert und steht auf der Gemarkung der Gemeinde Waldburg im Landkreis Ravensburg in Oberschwaben.

Geographische Lage

Die Westansicht der Waldburg
Die Nordwestansicht der Waldburg

Die Gipfelburg befindet sich auf einer natürlichen Erhebung, einem Drumlin aus der Würmeiszeit, in 772 Meter Höhe. Die erhöhte Lage mit Fernsicht (bei geeigneter Wetterlage) westlich bis zum Hohentwiel bei Singen, nördlich bis zum Ulmer Münster, östlich weit in das Alpenvorland und südlich bis weit in die Schweizer Alpen machte die Waldburg im frühen 19. Jahrhundert zu einem wichtigen trigonometrischen Punkt der Vermessung des Königreiches Württemberg. Für diesen Zweck wurde die Altane auf das Dach aufgesetzt. Der steile Drumlin bietet schon durch seinen sehr großen Böschungswinkel einen fast idealen militärischen Schutz für eine Burganlage, erschwerte aber auch den Bau und Ausbau über sieben Jahrhunderte erheblich.

Die Burg war bis in die 1980er Jahre stark bewaldet. Durch gezielte Schlagrodung Anfang der 1990er Jahre zur Wiedereröffnung für die Öffentlichkeit 1996 wurde der Blick auf die Burg wieder in den alten Zustand versetzt. Sowohl tagsüber als auch nachts mit Beleuchtung ist die Burg ein sehr markanter und wichtiger Orientierungspunkt in Oberschwaben. Die Waldburg finden Sie im Dreiländereck Deutschland, Österreich und der Schweiz zwischen den Städten Wangen im Allgäu, Ravensburg und Lindau am Bodensee.

Angebliche Sicht bis zum Mont Blanc

Über Jahrzehnte wurde und wird damit geworben, dass man den über 300 km entfernten Mont Blanc bei besten Sichtbedingungen von der Aussichtsplattform der Waldburg sehen könne. Diese irrige Annahme beruht auf einer Panoramazeichnung des Ravensburger Professors und Pfarrers Albert Steudel (1822–1890), der von mehreren Aussichtspunkten im Umfeld des Bodensees Alpenpanoramen erstellte.[1] Mit modernen technischen Hilfsmitteln[2] stellte sich jedoch heraus, dass es sich bei dem vermeintlichen Mont Blanc lediglich um das etwa sechs Kilometer hinter dem Eiger stehende, zu den Berner Alpen gehörende, 3641 m hohe Goldenhoren handelt, das rechts hinter dem Eiger hervorschaut. Das Goldenhoren trägt, wie der Mont Blanc, eine Firnkappe[3] und ist 190 km von der Waldburg entfernt.[2] Auch weicht die Richtung, in der der Mont Blanc steht, um +1,1° von der, die Albert Steudel annahm, ab.[4] Die auf über 300 km beachtliche Erdkrümmung sowie die zwischen der Waldburg und dem Mont Blanc stehenden Gebirge (unter anderem der 3136 m hohe Sattel zwischen Gspaltenhorn und Tschingelspitz) verhindern, dass man den höchsten Alpenberg von der Waldburg aus sehen kann.

Geschichte

Die Waldburg von Südosten

Die erste Gründung der Burg geht auf das 11. Jahrhundert zurück. In dieser Zeit erhielt die Familie von Waldburg von den Welfen ein Amtslehen. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde die Burg grundlegend umgebaut, der Palas wurde bis zum zweiten Obergeschoss neu errichtet.

Bei allen 3 Stauferkaisern (Friedrich I Barbarossa, Heinrich VI, Friedrich II) hatten die Waldburger das Amt des Truchsessen inne. Dieses Amt ist ein Erbamt auf der Waldburg. Seit 1222 führen die Waldburger das Stauferwappen als eigenes Wappen auf der Waldburg. Während der Regierungszeit von Stauferkaiser Friedrich II war der Kronschatz des Heiligen Römischen Reiches auf der Waldburg untergebracht.

1525 wurde von Georg von Waldburg der deutsche Bauernkrieg niedergeschlagen. Dies ist bis heute ein Ereignis dass die weltpolitische Geschichte beeinflußt. Ist doch der Bauernkrieg einer der vielen Mosaiksteine die im Nachgang die Trennung der Kirche eingeläutet hat. Peter Blickle (Historiker) hat dies so erklärt: Wäre der Bauernkrieg verloren gegangen wäre dies in etwa so gewesen wie wenn die Französische Revolution 200 Jahre früher stattgefunden hätte. Der Bauernkrieg wurde mit dem Vertrag von Weingarten beendet.

Maximilian Willibald war ein Waldburger der auch Kunstsammler war. Auf ihn geht die Anschaffung der Amerikakarte zurück. Die Amerikakarte von Martin Waldseemüller ist heute ein Stück Weltdokumentenerbe. Martin Waldseemüller druckte zum ersten Male den Namen Amerika in eine Weltkarte. 1901 wurde die verschollene Karte in den Archiven der Waldburg wiederentdeckt. Das Original der Karte ist heute in der Kongressbibliothek in Washington zu sehen. Auf der Waldburg wird ein Faksimile der Amerikakarte gezeigt.

Im Jahr 1327 wurde die Kirche St. Magnus zu Füßen der Burg erbaut.

Mitte des 16. Jahrhunderts unter Truchsess Georg IV. von Waldburg wurde die Burg zu einem schlossähnlichen Wohn- und Herrschaftssitz ausgebaut. Ab dem 17. Jahrhundert wurde die Burg nur noch sporadisch von der Familie von Waldburg bewohnt, und die Bautätigkeit nahm ab.

Heutige Nutzung

Heute beherbergt die Burg in ihrem Palas ein Museum und ist von Mitte März bis Anfang November zur Besichtigung geöffnet. Das Museum auf der Waldburg zeigt die Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches, der Bauernkrieg wird thematisiert, ein Faksimile der Amerikakarte von Martin Waldseemüller ist in der Dauerausstellung zu sehen (Weltdokumentenerbe). Das Museum bietet für Schülerpädagogik und junge Menschen spezielle Angebote. Es besteht die Möglichkeit für Besucher Rüstungen und Kettenhemden (Repliken) anzuziehen.Dabei ist auch eine Aussichtsplattform auf dem Dach des Palas zugänglich, auf der sich ein trigonometrischer Punkt befindet. Hier ist der Bodensee, die Alpenkette und Oberschwaben zu sehen. Ein 360 Grad Panoramablick. Die Burgkapelle wird für kirchliche Trauungen verwendet. Teile des Museums und der Gewölbe stehen auch für Hochzeitsfeiern zur Verfügung. Zu den Öffnungszeiten des Museums wird im Innenhof der Waldburg gastronomische Bewirtung angeboten. Spezielle mittelalterliche Veranstaltungen gibt es zu bestimmten Zeiten. Es werden die Rauhnächte thematisiert. Zu Pfingsten gibt es ein großes Ritterturnier mit Lanzenstechen. Die Waldburg gehört zu den privat geführten Museen in Deutschland und kommt ohne öffentliche Förderung aus.

Zitate

„Dem Reisenden, der aus Franken und Baiern herüber kommt, empfehlen wir den Besuch der Waldburg, die wie geschaffen ist zu einer Rundsicht.“

Literatur

  • Max Graf zu Waldburg-Wolfegg (Hrsg.): Die Waldburg in Schwaben. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008, ISBN 978-3-7995-1069-1 (umfassende Darstellung mit einem 110-seitigen Aufsatz zu Baubestand und Baugeschichte der Waldburg von Stefan Uhl).
  • Hans Ulrich Rudolf (Hrsg.), Berthold Büchele, Ursula Rückgauer: Stätten der Herrschaft und Macht – Burgen und Schlösser im Landkreis Ravensburg (= Oberschwaben – Ansichten und Aussichten. Band 9). Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2013, ISBN 978-3-7995-0508-6, S. 363–368.
  • Hubert Graf Waldburg-Wolfegg: Gedanken über die früheste Geschichte unserer Familie. Buch- und Offsetdruckerei Walter Sauter, Kisslegg-Brunnen 1986, DNB 996171355.

Weblinks

Commons: Waldburg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. steudel waldburg – ZVAB. Abgerufen am 18. Mai 2019.
  2. a b Gipfelermittlung vom Standort Burg Waldburg mit www.peakfinder.org
  3. Bilder vom Goldenhoren auf https://www.franzulrich.ch/Bergtouren/Jungfrau/index.html
  4. Gipfelermittlung mit der digitalen Schweizer Landeskarte (www.geoadmin.ch)

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Die Westansicht der Waldburg