Wald-Gelbstern
Wald-Gelbstern | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Wald-Gelbstern (Gagea lutea) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Gagea lutea | ||||||||||||
(L.) Ker Gawl. |
Der Wald-Gelbstern (Gagea lutea), auch Gewöhnlicher Gelbstern oder Wald-Goldstern genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Gelbsterne (Gagea).
Beschreibung
Merkmale
Der Wald-Gelbstern ist eine zierliche, ausdauernde krautige Pflanze. Als Zwiebelgeophyt bildet er unterirdische Zwiebeln als Überdauerungsorgane aus. Diese kennzeichnen fleischige Schuppen, welche aus einer Verdickung der Blattscheiden entstehen. Er erreicht Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimetern, was in etwa der Höhe seiner Blütenstände entspricht.
Der Wald-Gelbstern entwickelt ein grundständiges linealisches Laubblatt, das bis zu 10 Millimetern breit ist und schwache Kiele zeigt. An der Spitze läuft das Laubblatt kapuzenartig aus. Die fadenförmigen Jugendblätter sind 5-kantig – im Gegensatz zu den anderen heimischen Gelbstern-Arten, bei denen die fadenförmigen Jugendblätter rund, dreikantig sind oder einen V-förmigen Querschnitt aufweisen[1]. Unter dem Blütenstand werden zwei blattartige, bewimperte Hochblätter ausgebildet, welche erkennbar kürzer als das Grundblatt sind. Ansonsten ist der Stängel kahl.
Meist wenige Blüten stehen an einem kahlen Blütenstiel in scheindoldigen Blütenständen zusammen. Die zwittrigen Blüten sind dreizählig. Die sechs goldgelben Blütenhüllblätter sind 12 bis 15 Millimeter lang und laufen meist stumpf aus.
Die fachspaltige Kapselfrucht enthält viele Samen.
Der Wald-Gelbstern ist hexaploid mit einer Chromosomenzahl von 2n = 72.
Ökologie
Der Wald-Gelbstern ist ein frühjahrsgrüner Zwiebel-Geophyt. Als Frühblüher zieht er frühzeitig ein und ist daher im Sommer nicht mehr sichtbar.[2] Die zu Ende der letzten Vegetationsperiode in die Zwiebel geleiteten und dort gespeicherten Assimilationsüberschüsse bilden das Reservoir für den zeitigen Austrieb und den Aufbau des Sprosssystems im nächsten Jahr.[2] Die Zwiebel sichert auch die Vegetative Vermehrung. Selten erfolgt diese auch über Brutzwiebeln, sogenannte Bulbillen, im Blütenstandsbereich. Es liegt dann eine Pseudoviviparie vor.[2]
Seine Blüten sind vormännliche, geruchlose, „Nektar führende Scheibenblumen“. Der Nektar wird in Septalnektarien, d. h. zwischen den Fruchtknotenfächern, gebildet. Bestäuber sind kleine Fliegen, Käfer und Bienen. Bei feuchtem Wetter und vor dem Abblühen ist Selbstbestäubung möglich. Die Blütezeit ist zwischen März und Mai.[2]
Die Samen werden über den Wind und durch Ameisen ausgebreitet (für die ein Elaiosom ausgebildet ist). Die Fruchtreife ist von Mai bis Juni.[2]
Vorkommen
Der Wald-Gelbstern besitzt ein disjunktes europäisch-ostasiatisches Verbreitungsgebiet. In Europa liegt der Verbreitungsschwerpunkt von Ostfrankreich bis zum Ural, von Süd-Norwegen und Süd-Schweden im Norden bis Norditalien und dem Balkangebirge im Süden. In Ostasien reicht das Gebiet von Kamtschatka über Sachalin bis zu den Japanischen Inseln. In den Allgäuer Alpen steigt er in Bayern nahe der Koblachhütte nördlich von Warth (Vorarlberg) in eine Höhenlage von bis zu 1920 Meter auf.[3]
Der Wald-Gelbstern kommt in Edellaubwäldern, Auwäldern, Gebüschen, an Bachrändern und in Wiesen vor. Er wächst auf feuchten, nährstoffreichen Mullböden der collinen bis montanen Höhenstufe, besonders über Kalk.
Der Wald-Gelbstern gedeiht meist an schattigen Standorten. Er wächst häufig in Gemeinschaft mit dem Bärlauch. Auch kann man ihn in Gemeinschaft mit dem Gelben Windröschen antreffen. Er ist in Mitteleuropa eine Verbandscharakterart des Alno-Ulmion.[4]
Taxonomie
Die Neukombination zu Gagea lutea(L.) Ker Gawl. wurde durch John Bellenden Ker Gawler veröffentlicht. Synonyme für Gagea lutea(L.) Ker Gawl. sind beispielsweise: Gagea erubescensBesser, Gagea burnatiiA.Terracc., Gagea silvatica(Pers.) Loudon, Gagea reverchoniiDegen.
Trivialnamen
Für den Wald-Gelbstern bestehen bzw. bestanden auch die weiteren deutschsprachigen Trivialnamen: Ackerzwiebel, Ahmdamsblom (Mecklenburg), Erdnüss (Ostpreußen), Feldzwiebel, Gelbstern (Württemberg), Gerstbleaml (Tirol im Pinzgau), Gilbstern (Thüringen), Goldstern, Haberschmirgel (Schlesien), Stern aus Bethlehem (Ulm) und Ziegenlauch (Ostpreußen).[5]
Bildergalerie
Literatur
- Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verbesserte und erweiterte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Unter Mitarbeit von Theo Müller. 7., überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1994, ISBN 3-8252-1828-7.
- Rudolf Schubert, Klaus Werner, Hermann Meusel (Hrsg.): Exkursionsflora für die Gebiete der DDR und der BRD. Begründet von Werner Rothmaler. 13. Auflage. Band 2: Gefäßpflanzen. Volk und Wissen, Berlin 1987, ISBN 3-06-012539-2.
- Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv. CD-ROM, Version 1.1. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2002, ISBN 3-494-01327-6.
Einzelnachweise
- ↑ Bestimmungsschlüssel Gagea
- ↑ a b c d e Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6.
- ↑ Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. ISBN 3-8001-3131-5
- ↑ Georg August Pritzel, Carl Jessen: Die deutschen Volksnamen der Pflanzen. Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze. Philipp Cohen, Hannover 1882, S. 156, archive.org
Weblinks
- Wald-Gelbstern. FloraWeb.de
- Wald-Gelbstern. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Gagea lutea (L.) Ker Gawl. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel aus: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants. 1986, ISBN 3-87429-263-0 bei Den virtuella floran. (schwed.)
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Bernd Haynold, Lizenz: CC BY 2.5
Gagea lutea, Hohenloher Land, Germany
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Grundblatt mit Kapuzenspitze
Taxonym: Gagea lutea ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Kreuttal, Bezirk Mistelbach, Niederösterreich - ca. 200 m.ü.A.
Autor/Urheber: Kenraiz, Krzysztof Ziarnek, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Fruit of Gagea lutea. Polczyn Zdroj (NW Poland)
Autor/Urheber: Wanderfee11, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Gagea lutea Pollenkorn 400x
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Ganze Pflanzen
Taxonym: Gagea lutea ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Praunsberger Wald bei Niederhollabrunn, Bezirk Korneuburg, Niederösterreich - ca. 300 m ü. A.
Autor/Urheber: Stefan.lefnaer, Lizenz: CC BY-SA 4.0
Blütenstand (Ausschnitt), Stängelblätter am Rand spinnwebig bewimpert
Taxonym: Gagea lutea ss Fischer et al. EfÖLS 2008 ISBN 978-3-85474-187-9
Fundort: Floridsdorfer Aupark, Wien-Floridsdorf - ca. 160 m ü. A.
Autor/Urheber: User:Tigerente, Lizenz: CC-BY-SA-3.0
Gagea lutea, Hinteregger Alm ~1.200 m, Styria, Austria