Wahlbezirk Böhmen 124

Wahlbezirk Böhmen 124
LandÖsterreich-Ungarn
KronlandBöhmen
Wahlkreisnummer124
TypLandgemeindenwahlkreis
RegionHartmanitz, Wallern, Kalsching
Anwesende Bevölkerung 54.732  (1910)
UmgangssprachenDeutsch (98,2 %), Böhmisch (8,2 %)
Wahlberechtigte11.856  (1911)
Abgeordnete

Der Wahlbezirk Böhmen 124 war ein Wahlkreis für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus im österreichischen Kronland Böhmen. Der Wahlbezirk wurde 1907 mit der Einführung der Reichsratswahlordnung geschaffen und bestand bis zum Zusammenbruch der Habsburgermonarchie.

Geschichte

Nachdem der Reichsrat im Herbst 1906 das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Männerwahlrecht beschlossen hatte, wurde mit 26. Jänner 1907 die große Wahlrechtsreform durch Sanktionierung von Kaiser Franz Joseph I. gültig. Mit der neuen Reichsratswahlordnung schuf man insgesamt 516 Wahlbezirke mit je einem zu wählenden Abgeordneten, die durch Direktwahl mit allfälliger Stichwahl bestimmt wurden. Der Wahlkreis Böhmen 124 umfasste die Gerichtsbezirke Hartmanitz, Wallern und Kalsching ohne die Gemeinden Berlau und Neudorf sowie die Gemeinden Außergefild, Buchwald, Fürstenhut, Gansau, Kaltenbach, Klösterle, Korkushütten, Kuschwarda, Landstraßen, Neugebäu, Obermoldau und Rabitz (alle Gerichtsbezirk Bergreichenstein), Brenntenberg, Christelschlag, Chrobold, Frauenthal, Oberahid, Obersablat, Oberschlag, Pfefferschlag, Repeschin, Rohn, Sablat, Schreinetschlag, Wolletschlag und Zaborz (alle Gerichtsbezirk Prachatitz), Albrechtsried, Langendorf und Swina (alle Gerichtsbezirk Schüttenhofen), Bositz Kollowitz und Obergroschum (alle Gerichtsbezirk Retolitz) sowie die Gemeinden Roschowitz und Sabor (beide Gerichtsbezirk Budweis). Ausgenommen waren jedoch die Städte Prachatitz und Wallern (Wahlbezirk 94).[1] Aus der Reichsratswahl 1907 ging der Deutsche Agrarier Wenzel Grössl als Sieger hervor. Grössl verstarb jedoch 1910, woraufhin ihm bei der Reichsratsersatzwahl sein Parteikollege Rudolf Paulik nachfolgte. Paulik konnte sein Mandat auch bei der regulären Reichsratswahl 1911 erfolgreich verteidigen.

Wahlergebnisse

Reichsratswahl 1907

Die Reichsratswahl 1907 wurde am 14. Mai 1907 (erster Wahlgang)[2] sowie am 23. Mai 1907 (Stichwahl)[3] durchgeführt.

Erster Wahlgang

KandidatParteiWahlkreis-
stimmen
Stimmanteil
Leopold VogelSozialdemokratische Arbeiterpartei245327,2 %
Wenzel GrösslDeutsche Agrarpartei234325,9 %
H. WaldekDeutsche Fortschrittspartei176819,6 %
J. SchobelChristlichsoziale Partei170018,8 %
Agrarier6507,2 %
Tschechischer Zählkandidat290,3 %
Sonstige Parteien901,0 %
Wahlberechtigte: 11.725, Ungültige/Leere Stimmen: 144, Wahlbeteiligung: 78,3 %

Stichwahl

KandidatParteiWahlkreis-
stimmen
Stimmanteil
Wenzel GrösslDeutsche Agrarpartei541167,1 %
Leopold VogelSozialdemokratische Arbeiterpartei264932,9 %
Wahlberechtigte: 11.725, Ungültige/Leere Stimmen: 99, Wahlbeteiligung: 69,6 %

Reichsratsersatzwahl 1910

Nach dem Tod von Wenzel Gössl am 2. Oktober 1910 wurden die Ersatzwahlen am 8. März 1911 (erster Wahlgang)[4] sowie am 16. März 1911 (Stichwahl)[5] durchgeführt.

Erster Wahlgang

KandidatParteiWahlkreis-
stimmen
Stimmanteil
Anton WeberSozialdemokratische Arbeiterpartei409045,6 %
Rudolf PaulikDeutsche Agrarpartei274030,6 %
Alois WinterChristlichsoziale Partei212023,7 %
Sonstige Parteien110,1 %
Wahlberechtigte: 11.856, Ungültige/Leere Stimmen: 93, Wahlbeteiligung: 76,5 %

Stichwahl

KandidatParteiWahlkreis-
stimmen
Stimmanteil
Rudolf PaulikDeutsche Agrarpartei498454,3 %
Anton WeberSozialdemokratische Arbeiterpartei420345,7 %
Wahlberechtigte: 11.845, Ungültige/Leere Stimmen: 64, Wahlbeteiligung: 78,1 %

Reichsratswahl 1911

Die Reichsratswahl 1911 wurde am 13. Juni 1911[6] sowie am 20. Juni 1911 (Stichwahl)[7] durchgeführt.

Erster Wahlgang

KandidatParteiWahlkreis-
stimmen
Stimmanteil
Anton WeberSozialdemokratische Arbeiterpartei315844,1 %
Rudolf PaulikDeutsche Agrarpartei220530,8 %
Alois WinterChristlichsoziale Partei149220,8 %
Karl BohlDeutschradikale Partei3074,3 %
Sonstige Parteien60,1 %
Wahlberechtigte: 11.856, Ungültige/Leere Stimmen: 78, Wahlbeteiligung: 61,1 %

Stichwahl

KandidatParteiWahlkreis-
stimmen
Stimmanteil
Rudolf PaulikDeutsche Agrarpartei406552,0 %
Anton WeberSozialdemokratische Arbeiterpartei375748,0 %
Wahlberechtigte: 11.856, Ungültige/Leere Stimmen: 84, Wahlbeteiligung: 66,7 %

Einzelnachweise

  1. Reichsgesetzblatt für die im Reichsrath vertretenen Königreiche und Länder 1907, IX. Stück, Nr. 17: „Gesetz vom 26. Jänner 1907 betreffend die Wahl der Mitglieder des Abgeordnetenhauses des Reichsrates“
  2. Artikel in: Arbeiter-Zeitung, 9. Mai 1907, S. 5 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/aze
  3. Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 24. Mai 1907, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  4. Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 9. März 1911, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  5. Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 17. März 1911, S. 2 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  6. Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 14. Juni 1911, S. 4 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab
  7. Artikel in: Prager Abendblatt. Beilage zur Prager Zeitung / Prager Abendblatt, 21. Juni 1911, S. 3 (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/pab

Literatur

Auf dieser Seite verwendete Medien

Wappen Königreich Böhmen.png
Wappen des Königreichs Böhmen