Wahl zur Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin 1920

1919Wahl zur
Stadtverordnetenversammlung 1920
1921
in Prozent
 %
40
30
20
10
0
38,4
17,2
16,9
11,4
7,1
4,2
3,7
1,1
Insgesamt 225 Sitze

Die Wahl zur Stadt­verord­neten­ver­sammlung von Berlin 1920 fand am 20. Juni 1920 statt und war die erste Wahl zur Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin. Die Wahl wurde durch das Groß-Berlin-Gesetz erforderlich, durch das mit Wirkung vom 1. Oktober 1920 zahlreiche Vororte nach Berlin eingemeindet wurden. Die Wahlbeteiligung lag bei 64,7 %.[1] Sieger der Wahl war die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) unter Hermann Weyl mit 38,4 % und 48 Mandaten. Der zweite Platz ging an die SPD unter Hugo Heimann und der dritte an die Deutsche Volkspartei (DVP) unter Wilhelm Caspari.

Weitere Parteien waren Deutschnationale Volkspartei (DNVP), Deutsche Demokratische Partei (DDP), Deutsche Zentrumspartei, Reichspartei des deutschen Mittelstandes (WVgg), die Liste „Parteienlose Frauenvereinigung“ und der konservative Einzelkandidat Karl Steiniger.

Gebildet wurde eine Koalition aus USPD und SPD unter Hermann Weyl.

Wahlvorschläge

Bei der ersten Wahl zur Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin haben insgesamt 12 Parteien bzw. Vereinigungen Listen eingereicht.[2] Darunter auch alle sechs Parteien, die seit der letzten Berliner Stadtverordnetenwahl im Jahr 1919 in der Stadtverordnetenversammlung vertreten waren. Die USPD, die SPD, die DDP und die Zentrumspartei traten in allen 15 Wahlkreisen an, die DVP und die DNVP in allen bis auf den XIII. Wahlkreis. Erstmals zur Wahl standen die Wirtschaftliche Vereinigung, die in insgesamt 12 Wahlkreisen vertreten war, und die von Anna von Gierke gegründete Parteilose Frauenvereinigung, die in 10 Wahlkreisen zur Wahl stand. Vier Vereinigungen hatten in jeweils nur einem Wahlkreis einen Kreiswahlvorschlag eingereicht. Unter diesen der Bund für Handel und Gewerbe E. V. im Wahlkreis XII. (Bezirk Neukölln), der Interessenverein für Handel und Gewerbe, Berlin-Lichtenberg im Wahlkreis XIV. (Bezirk Lichtenberg) und der Wirtschaftsverband Groß-Berlin im Wahlkreis XV. (Bezirke Weißensee, Pankow und Reinickendorf). Im Wahlkreis XIII. (Bezirke Treptow und Köpenick) trat der ehemalige Verbandsdirektor des Zweckverbandes Groß-Berlin Karl Steiniger mit einer eigenen Liste an, die den Namen Liste Dr. Steiniger trug.

Zusätzlich zu den Kreiswahlvorschlägen haben acht Parteien jeweils noch einen Stadtwahlvorschlag eingereicht, an den in der Regel die Kreiswahlvorschläge der gleichen Partei angeschlossen waren. Bei der Sitzzuteilung wurden auf die Stadtwahlvorschläge die Reststimmen der angeschlossenen Kreiswahlvorschläge übertragen, die bei der Sitzzuteilung in den Wahlkreisen noch nicht berücksichtigt wurden.

Für Stadtwahlvorschläge gab es außerdem noch die Möglichkeit einer Listenverbindung. Die Stadtwahlvorschläge Wirtschaftsverband Groß-Berlin E. V. und Parteilose Frauenvereinigung waren eine solche eingegangen, sodass sie bei der Sitzzuteilung den anderen Stadtwahlvorschlägen gegenüber als ein Wahlvorschlag galten.[3]

KreiswahlvorschlagWahlkreisStadtwahlvorschlag(Anm.)
IIIIIIIVVVIVIIVIIIIXXXIXIIXIIIXIVXV
Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD)
Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD)
Deutsche Demokratische Partei (DDP)Deutsche Demokratische Partei (DDP)
Zentrumspartei (Z)Zentrumspartei (Z)
Deutsche Volkspartei (DVP)Deutsche Volkspartei (DVP)
Deutschnationale Volkspartei (DNVP)Deutschnationale Volkspartei (DNVP)
Wirtschaftliche Vereinigung (WVgg)Wirtschaftsverband Groß-Berlin E. V.1
Parteilose FrauenvereinigungParteilose Frauenvereinigung1
Bund für Handel und Gewerbe E. V.(aktuell keine Angabe)
Liste Dr. Steiniger(aktuell keine Angabe)
Interessenverein für Handel und Gewerbe, Berlin-Lichtenberg(aktuell keine Angabe)
Wirtschaftsverband Groß-Berlin(aktuell keine Angabe)
(Anm.) 
die Angaben zu den angeschlossenen Stadtwahlvorschlägen beziehen sich hier nur auf die Wahlkreise I. bis VI. und XI., da momentan Angaben über die Anschlusserklärungen der Kreiswahlvorschläge in den restlichen acht Wahlkreisen fehlen[4][3]
1 
die Stadtwahlvorschläge des Wirtschaftsverbandes Groß-Berlin E. V. und der Parteilosen Frauenvereinigung waren miteinander verbunden, sodass sie bei der Sitzzuteilung als ein Wahlvorschlag galten[3]

Ergebnis

Gesamtergebnis (Groß-Berlin)

Partei (Kürzel)ErgebnisSitze[5]
Stimmen%
USPD38,486
SPD17,239
DVP16,938
DNVP11,426
DDP7,116
WVgg4,29
Z3,78
Liste Dr. Steiniger1,12
Bund für Handel und Gewerbe E. V.1
Interessenverein für Handel und Gewerbe, Berlin-Lichtenberg
Wirtschaftsverband Groß-Berlin
Parteilose Frauenvereinigung
Gültige Stimmen1.649.322[6]100,0225
Ungültige Stimmen3.562*0,2
Wähler und Wahlbeteiligung1.652.884*64,7
Wahlberechtigte2.554.147100,0
* 
Die Anzahl der ungültigen Stimmen ist aus der alten Angabe abzüglich der später als für zu Unrecht ungültig erklärten Stimmen errechnet. Die Anzahl der Wähler insgesamt ist wiederum aus der so errechneten Anzahl der ungültigen Stimmen einschließlich der offiziellen Angabe der gültigen Stimmen errechnet.[7]

Ergebnis im alten Berliner Stadtgebiet (Wahlkreise I. bis VI.)

1919Wahl zur Stadtverordnetenversammlung 1920
Ergebnis der Wahlkreise I. bis VI.
 %
50
40
30
20
10
0
44,0
16,8
14,9
10,7
6,0
4,0
3,6
0,02
keine
Parteilos. Frauenv.
Sonst.
Gewinne und Verluste
im Vergleich zu 1919
 %p
 12
 10
   8
   6
   4
   2
   0
  -2
  -4
  -6
  -8
-10
-12
-14
-16
+11,0
−14,9
+10,3
+0,2
−8,5
−1,7
+3,6
+0,02
−0,01
Parteilos. Frauenv.
Sonst.
Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Fehler in der Farbeingabe - Dunkel
Partei (Kürzel)ErgebnisSitze
Stimmen%+/−Anzahl+/−
USPD370.09044,0+ 11,048+ 1
SPD141.80616,8– 14,917– 29
DVP125.26714,9+ 10,315+ 9
DNVP90.06510,7+ 0,29– 7
DDP50.6046,0– 8,64– 17
Z33.5654,0– 1,6– 8
WVgg30.1103,6
Parteilose Frauenvereinigung1570,0
Gültige Stimmen841.664100,093– 51
Ungültige Stimmen5.5430,7+ 0,5
Wähler und Wahlbeteiligung847.20765,2+ 7,6
Wahlberechtigte1.300.177100,0

[8][9]

Amtliche Quellen

Einzelnachweise

  1. S. 60, Wahl zur Stadtverordnetenversammlung von Berlin am 20. Juni 1920 (PDF; 135 kB), Amt für Statistik Berlin-Brandenburg
  2. Bekanntmachung betreffend das Gesamtergebnis der Stadtverordnetenwahlen. In: Tägliche Rundschau. Nr. 310, vom 6. Juli 1920, Zweite Beilage, abgerufen am 11. März 2022
  3. a b c Friedenauer Lokal-Anzeiger. Jahrg. 27, Nr. 134, vom 17. Juni 1920, S. 3, abgerufen am 11. März 2022
  4. Bekanntmachung betreffend die Veröffentlichung der vom Kreiswahlausschuß zugelassenen Kreis- und Bezirksverordnetenwahlvorschläge für die erstmaligen Wahlen zur Stadtverordnetenversammlung und zu den Bezirksversammlungen der neuen Stadtgemeinde Berlin am 20. Juni 1920. In: Vossische Zeitung. Jahrgang 1920, No. 297, vom 15. Juni 1920, S. 13–14, abgerufen am 11. März 2022
  5. Bericht über die allgemeine Verwaltung des Magistrats für die Zeit vom 1. April 1918 bis 30. September 1920. (= Verwaltungsbericht des Magistrats zu Berlin für die Rechnungsjahre 1918/20. No. 1). Berlin 1921, S. 2, abgerufen am 2. Januar 2022
  6. Berichterstattung des Ausschusses für die Wahlprüfung und die Verteilung der auf der Stadtliste usw. gewählten Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung auf die Bezirksversammlungen. In: Stenographische Berichte über die öffentlichen Sitzungen der Stadtverordnetenversammlung der Stadt Berlin. Siebenundvierzigster Jahrgang. 1920. 2. Sitzung vom 26. August 1920, S. 14, abgerufen am 2. März 2022
  7. Ortsnachrichten für Friedenau und Schöneberg. Wahlquotient: 7312. In: Friedenauer Lokal-Anzeiger. Jahrg. 27, Nr. 143, vom 28. Juni 1920, S. 2, abgerufen am 2. März 2022
  8. https://www.wahlen-in-deutschland.de/wpBerlin.htm
  9. Wahl zur Stadtverordnetenversammlung und zu den Bezirksversammlungen am 20. Juni 1920. (nur Wahlkreise I. bis VI.) In: Statistisches Jahrbuch der Stadt Berlin. 34. Jahrgang, enthaltend die Statistik der Jahre 1915 bis 1919 sowie Teile von 1920. Berlin 1920. S. 886, abgerufen am 12. Dezember 2021

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