Waffenrüstung Gottes

Epheser 6,8–18 von Papyrus 46 (circa 175–225 n. Chr.)

Die Waffenrüstung Gottes (griechisch πανοπλίαν τοῦ Θεοῦpanoplian tou Theou) oder geistliche Waffenrüstung ist eine Metapher aus dem sechsten Kapitel des Epheserbriefs in der Bibel. Der Autor ruft die Empfänger auf, sich sechs Attribute anzueignen, um dem Bösen beziehungsweise den Angriffen des Teufels (6,11 ) zu widerstehen, und verwendet eine militärische Rüstung als Bild dafür.

Wortlaut

„Darum legt die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr am Tag des Unheils widerstehen, alles vollbringen und standhalten könnt! Steht also da, eure Hüften umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Brustpanzer der Gerechtigkeit, die Füße beschuht mit der Bereitschaft für das Evangelium des Friedens. Vor allem greift zum Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle feurigen Geschosse des Bösen auslöschen. Und nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes!“

Epheser 6,13–17 

Inhalt

Rekonstruktion der Ausrüstung eines römischen Auxiliar­soldaten um 175 n. Chr.
Pugio, der für das Wort Gottes steht
RüstungsteilGriechischIm Text zugeschriebene Bedeutung
GürtelΠεριζωσαμενοιperisossamenoiWahrheit
BrustpanzerθώραξthoraxGerechtigkeit
Schuheὑποδησάμενοι τοὺς πόδαςhypodēsamenoi tous podasBereitschaft für das Evangelium des Friedens
SchildθυρεὸςthyreosGlaube
HelmπερικεφαλαίαperikephalaiaHeil
SchwertμάχαιραmachairaWort Gottes

Die Teile der Rüstung sind von der Ausrüstung Römischer Legionäre inspiriert. Dementsprechend werden die Schuhe oft als Caligae interpretiert. Fünf der sechs Teile dienen dem Schutz und der Verteidigung. Die einzige Angriffswaffe ist das Schwert, das für das Wort Gottes steht. Vorbild dafür war der Pugio der Legionäre.

Der Autor könnte den Text sogar in Gegenwart eines solchen Soldaten geschrieben haben, denn er bezeichnet sich in 6,20 als „Gesandter in Ketten“ und der mutmaßliche Autor des Epheserbriefes Paulus war zeitweise in Rom im Gefängnis.[1]

Parallelstellen

Der Prophet Jesaja schreibt, „[Der Herr] zog Gerechtigkeit an wie einen Panzer und setzte den Helm des Heils auf sein Haupt und zog an das Gewand der Rache und kleidete sich mit Eifer wie mit einem Mantel“ (59,17 ) als Reaktion auf die Ungerechtigkeit der Menschen. Gewand und Mantel, die für Rache und Eifer oder Zorn stehen, bleiben Gott vorbehalten und werden in keiner dieser Textstellen Menschen zugeschrieben.

Das Buch der Weisheit, eine Spätschrift des Alten Testaments, enthält eine ähnliche Auflistung von Rüstungsteilen:

„[Der Herr] rüstet sich mit seinem Eifer und macht die Schöpfung zur Waffe, mit der er die Feinde abwehrt. Als Panzer zieht er Gerechtigkeit an und als Helm setzt er unbestechliches Gericht auf. Als Schild nimmt er unüberwindliche Heiligkeit und grimmigen Zorn schärft er zum Schwert; zusammen mit ihm kämpft die ganze Welt gegen die Toren. Treffsicher fahren Blitzespfeile dahin und fliegen aus den Wolken wie von einem wohlgerundeten Bogen ins Ziel. Eine Steinschleuder entsendet Hagelkörner, die voll von göttlichem Zorn sind. Das Wasser des Meeres wütet gegen sie und Ströme schlagen hoch über ihnen zusammen.“

Weisheit 5,17–22 

In Lukas 11,22  beschreibt Jesus sein Verhältnis gegenüber Satan und, dass Jesus ihm „seine ganze Rüstung, auf die er sich verlassen hat,“ nehmen werde.

Auch im Römerbrief fordert Paulus die Empfänger auf, „die Waffen des Lichts anzulegen“, vorbildlich zu leben und „den Herrn Jesus Christus anzuziehen“ (13,12-14 ).

Im 2. Korintherbrief beschreibt Paulus das Dienstverständnis der Apostel und, wie sie sich als „Gottes Diener“ empfehlen wollen: unter anderem durch „das Wort der Wahrheit“ und „mit den Waffen der Gerechtigkeit in der Rechten und der Linken“ (6,7 ). In Vers 10,4f betont er: „Die Waffen, die wir bei unserem Feldzug einsetzen, sind nicht irdisch“ und verwendet die Metapher der Gefangennahme wie bei Kriegsgefangenen für den Umgang mit falschen Gedanken.

Im 1. Thessalonicherbrief beschreibt Paulus, dass die Gläubigen sich „mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf Rettung [rüsten]“ (5,8 ).

Mit einem zweischneidigen Schwert wird auch in Hebräer 4,12  die überragende Wirksamkeit und Schärfe des Wortes Gottes verglichen. Außerdem tauchen „ein scharfes, zweischneidiges Schwert“ und „ein scharfes Schwert“ als Bilder in den Visionen in Offenbarung 1,16  beziehungsweise 19,15 auf.

Rezeption

Entsprechend der evangelischen Perikopenordnung gehört der Abschnitt Eph 6,10–17 zu den vorgeschlagenen Texten am 21. Sonntag nach Trinitatis im Kirchenjahr. Die katholische Leseordnung enthält für die Sonntage im Jahreskreis den Epheserbrief nur bis Kapitel 5, aber für Wochentage Eph 6,10–20 am Donnerstag der 30. Woche im Lesejahr II.[2]

Bleiglasfenster im Royal Military College of Canada

Die vollständige Waffenrüstung Gottes oder einzelne Teile wie der Helm des Heils oder der Schild der Glaubens sind vielfach in religiöser Kunst abgebildet, zum Beispiel in Bleiglasfenstern, Gemälden und Verzierungen von Portalen.

The Sword Project ist nach dem Schwert aus der Waffenrüstung benannt.[3]

Während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden Bücher oft als „Schwert des Geistes“ bezeichnet.[4] Die Abteilung Schrifttum des Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda verwendete die Analogie für die von ihr von 1940 bis 1943 herausgegebene Schriftenreihe Das Buch ein Schwert des Geistes. Grundliste für den deutschen Leihbuchhandel.[5]

Weblinks

Commons: Waffenrüstung Gottes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Ralph P. Martin vom Fuller Theological Seminary: Epheser 6, 10–24 Schluß. In: Donald Guthrie, J. Alec Motyer (Hrsg.): Kommentar zur Bibel. 5. Auflage. SCM R. Brockhaus, 2003, ISBN 3-417-24740-3, S. 396 (Originaltitel: The New Bible Commentary Revised.).
  2. Schriftstellenverzeichnis. Der Brief an die Epheser. Deutsches Liturgisches Institut, abgerufen am 24. Dezember 2022.
  3. Geoffrey Bennington: Open Book/Livre Ouvert. 2005, ISBN 0-9754996-2-9, S. 11 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Michael Eschmann: Das Buch als Schwert des Geistes. 10. Dezember 2015, abgerufen am 9. Dezember 2021.
  5. DNB 013251384 Katalogeintrag der Deutschen Nationalbibliothek, abgerufen am 9. Dezember 2021.

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Pugio. The soldier is dressed like a roman soldier 175 a.C. from a northern province

Photographed by myself during a show of Legio XV from Pram, Austria
Roman soldier 175 aC in northern province.jpg
Autor/Urheber: unknown, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Römischer Legionär um 175 n.Chr. aus Regensburg. Die Bekleidung ist den Witterungsverhältnissen angepasst. Der Schienenpanzer durch das Kettenhemd ersetzt, Gladius durch Spatha und auch der Schild ist kleiner und leichter gegenüber dem klassischen Scutum.