Vought SB2U

Vought SB2U Vindicator
SB2U-3 des National Museum of Naval Aviation
TypSturzkampfflugzeug
Entwurfsland

Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

HerstellerVought
Erstflug4. Januar 1936
IndienststellungDezember 1937
Produktionszeit

1937 bis 1940

Stückzahl260

Die Vought SB2U Vindicator war ein trägergestützter Sturzkampfbomber, der erste Eindecker der U.S. Navy in dieser Rolle.

Entwicklung

Die erste SB2U-1 im Windkanal des NACA, 1937
Wasserflugzeug-Prototyp XSB2U-3, 1939
SB2U-1 an Bord der USS Saratoga, 1938
SB2U-3 auf der USS Wasp im Juni 1942

1934 schrieb die U.S. Navy die Spezifikation für einen neuen trägergestützten Aufklärer/Sturzbomber aus. Sechs Flugzeughersteller wurden für die Evaluation eingeladen. Die Ausschreibung verlangte von den Herstellern zwei Entwürfe für je einen Eindecker und einen Doppeldecker. Vought offerierte der US Navy die Designs für die XSB2U-1 und XSB3U-1. Vought erhielt am 11. Oktober 1934 die Bauaufträge für die Prototypen, die beide im April 1936 ausgeliefert wurden. Tests zeigten die klare Überlegenheit des Eindeckers, der am 26. Oktober 1936 als erster Eindecker für die Rolle des Flugzeugträger-gestützten Aufklärers/Sturzbombers geordert wurde.

Etwa zur gleichen Zeit wurden auch die Brewster F2A als erstes Eindecker-Jagdflugzeug und die Douglas TBD als erster Eindecker-Torpedobomber geordert. Alle drei Flugzeugtypen erlebten ihren letzten Fronteinsatz in der Schlacht um Midway, wo die damit ausgerüsteten Staffeln schwere Verluste hinnehmen mussten.

Die U.S. Navy bestellte 54 SB2U-1, die mit einem 825 PS leistenden 14-Zylinder-Sternmotor Pratt & Whitney R-1535-96 ausgeliefert wurden. Die 58 SB2U-2 unterschieden sich nur in wenigen Ausrüstungsteilen. Die Maschinen wurden Ende 1938 ausgeliefert. Die letzte Version für die U.S. Navy war die SB2U-3, die mit einem R-1535-02 ausgerüstet war. Ferner war die interne Treibstoffzuladung erhöht worden, es konnten Zusatztanks unter den Tragflächen mitgeführt werden und die Bewaffnung bestand nun aus je einem 12,7-mm-MG. Die SB2U-3 wurden Ende 1940 ausgeliefert. Eine SB2U-1 wurde 1939 zu einem Wasserflugzeug umgebaut (XSB2U-3).

Beschreibung

Die SB2U war ein konventioneller Tiefdecker mit einem Spornradfahrwerk. Die Besatzung bestand aus Pilot und Heckschütze, die in einem glashausartigen Cockpit saßen. Die einzige technische Innovation war der Verstellpropeller der Vindicator, der es erlaubte, den Propeller im Sturzflug als Bremse einzusetzen.

Varianten

XSB2U-1
erster Prototyp;
SB2U-1
54 Maschinen gebaut;
SB2U-2
58 Maschinen gebaut;
XSB2U-3
Wasserflugzeug-Prototyp für das US Marine Corps (umgebaute SB2U-1);
SB2U-3
57 Maschinen gebaut;
V-156F
Export-Version für die französische Marine, 40 Maschinen gebaut;
V-156B-1
Export-Version für die Royal Navy. Hier wurden die Maschinen als Chesapeake Mk I bezeichnet, 50 Maschinen gebaut.

Benutzer

Frankreich Frankreich
Vereinigtes Konigreich Vereinigtes Königreich
Vereinigte Staaten Vereinigte Staaten

Einsatzgeschichte

Frankreich

Die französische Marine rüstete die Staffeln AB 1 und AB 3 mit der V-156F aus. Diese trainierten zwar auf dem Flugzeugträger Béarn, der jedoch als zu langsam eingestuft wurde. Beide Staffeln wurden von Land aus eingesetzt. AB 1 erlitt schwere Verluste während des Westfeldzuges, AB 3 wurde kurz gegen die Italiener eingesetzt. Die wenigen verbliebenen Maschinen wurden nach dem Waffenstillstand ausgemustert.

Großbritannien

Die Royal Navy erhielt 50 weitere von Frankreich georderte V-156 als V-156B Chesapeake Mk I. Im Juli 1941 wurde die No. 811 Naval Air Squadron mit der V-156B ausgerüstet. Sie wurde allerdings als zu schwer für den Einsatz von Geleitflugzeugträgern befunden und die Staffel drei Monate später auf die Fairey Swordfish umgerüstet. Das von den britischen Piloten als „Cheesecake“ bezeichnete Flugzeug wurde dann noch bis 1943 in verschiedenen Unterstützungsstaffeln benutzt.

USA

SB2U der Ranger auf U-Boot-Patrouille, November 1941
Beim Angriff auf Pearl Harbor zerstörte SB2U der VMSB-231
Zwei SB2U-3 der VMSB-241 starten kurz vor der Schlacht von Midway von Eastern Island

Die Vindicator dienten zwischen Dezember 1937 und Februar 1943 auf vier Trägern der U.S. Navy:

Die Staffeln VB-9 und VS-9 wurden vor ihrem Einsatz auf dem Flugzeugträger USS Essex (CV-9) im Februar 1943 auf die Douglas SBD umgerüstet.

Die SB2U-3 wurde vom U.S. Marine Corps von 1941 bis 1943 in folgenden Staffeln verwendet:

  • VMF-1 und VMS-1 (später VMSB-131), MCAS Quantico (Virginia);
  • VMS-2 (später VMSB-231), MCAS Ewa (Hawaii);
  • VMSB-142, VMSB-143, VMSB-144, NAS San Diego (Kalifornien).

Die Staffeln der Marine flogen im Wesentlichen U-Boot-Patrouillen, bevor sie auf die SBD Dauntless umgerüstet wurden. Lediglich die Staffel VMSB-231 des U.S. Marine Corps wurde bei Kampfhandlungen eingesetzt. Am 7. Dezember 1941 befand sich die Staffel an Bord des Flugzeugträgers USS Lexington (CV-2) auf dem Weg nach Midway. Die sieben Ersatzmaschinen befanden sich jedoch in Ewa auf Oʻahu und wurden durch die Japaner zerstört. VMSB-231 kehrte mit der Lexington nach Oʻahu zurück und wurde am 17. Dezember 1941 von Oʻahu nach Midway überführt. Der 9:45 h lange und 1830 km weite Flug der 17 SB2U-3 war bis dato der längste Überwasserflug einmotoriger Flugzeuge der U.S. Navy. VMSB-231 wurde lediglich von einer Consolidated PBY der Staffel VP-21 begleitet. Im April 1942 wurde VMSB-231 in VMSB-241 umbenannt.

Bis zur Schlacht von Midway erhielt die Staffel noch von der Marine ausgemusterte SBD-2 Dauntless, so dass am 4. Juni eigentlich zwei VMSB-241 eingesetzt wurden, 16 SBD-2 (von 19) und 11 SB2U-3 (von 17). Der Staffelführer der SB2U-3 nahm an, dass die Vindicator, die von den Piloten auch „Vibrator“ oder „Wind Indicator“ genannt wurde, zu langsam für einen Angriff auf die japanischen Flugzeugträger sei. Er griff deshalb das Schlachtschiff Haruna an. Dabei gingen drei SB2U-3 verloren. Die SBD verloren acht Flugzeuge, unter anderem den Staffelkapitän Major Henderson, beim (erfolglosen) Angriff auf den Flugzeugträger Hiryū. In der folgenden Nacht suchten sechs SBD und fünf SB2U nach den brennenden japanischen Trägern. Sie fanden diese nicht, verloren aber zwei Vindicator, unter anderem den neuen Staffelkapitän, Major Norris. Am 6. Juni waren die verbliebenen einsatzfähigen sechs SBD und sechs SB2U von VMSB-241 noch an der Versenkung des Schweren Kreuzers Mikuma beteiligt. Dabei wurde Major Flemings SB2U-3 abgeschossen. Für den Angriff erhielt er posthum die Ehrenmedaille des US-Kongresses.

Danach wurden die SB2U nur noch für Trainingsaufgaben verwendet, die letzten wurden im Oktober 1943 ausgemustert.

Erhalten blieb eine SB2U-2 (BuNo 1383). Sie stürzte am 21. Juni 1943 beim Anflug auf den Hilfsflugzeugträger USS Wolverine (IX-64) im Michigansee ab. 1990 konnte sie geborgen werden. Sie wurde bis 1999 restauriert und befindet sich im National Museum of Naval Aviation, in Pensacola (Florida), USA.

Technische Daten (SB2U-2)

3-Seiten-Riss einer SB2U-1

Allgemein

  • Besatzung: zwei (Pilot und Bordschütze)
  • Länge: 10,36 m
  • Spannweite: 12,80 m
  • Höhe: 3,12 m
  • Flügelfläche: 28 m²
  • Flügelstreckung: 5,9
  • Leermasse: 2.138 kg
  • Startmasse: 2.893 kg
  • max. Startmasse: 3.326 kg
  • Triebwerk: ein Sternmotor Pratt & Whitney R-1535-96 Twin Wasp Jr. mit 825 PS (616 kW)

Leistungsdaten

  • Höchstgeschwindigkeit: 404 km/h
  • Reichweite: 1.014 km
  • Dienstgipfelhöhe: 8.382 m
  • Steigrate: 408 m/min (6,8 m/s)
  • Flächenbelastung: 103 kg/m²
  • Leistungsgewicht: 0,21 kW/kg

Bewaffnung

  • ein vorwärtsfeuerndes 7,62-mm-MG in der Steuerbordtragfläche
  • ein bewegliches 7,62-mm-MG für den Bordschützen
  • eine 454-kg-Bombe oder zwei 227-kg-Bomben

Literatur

  • Vindicator. In: U.S. Naval Aviation News, März 1976, S. 20f. (PDF)
  • Peter M. Bowers: United States Navy Aircraft since 1911, Naval Institute Press, Annapolis (Maryland) 1990. S. 445f. ISBN 0-87021-792-5
  • Vought Chesapeake. In: March, Daniel J.: Britische Luftwaffe, Wien 2002, S. 236. ISBN 3-85492-474-7
  • Robert J. Cressmann (Hrsg.): A Glorious Page in Our History. The Battle of Midway, 4–6 June 1942, Pictoral Histories Publishing, Missoula/Montana 1990. ISBN 0-929521-40-4
  • Ken Wixey: Flying Fuel Cans – Vought’s SB2U Vindicator. In: AIR Enthusiast Issue 86, März/April 2000, S. 62–69

Weblinks

Commons: Vought SB2U Vindicator – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
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Flagge des Vereinigten Königreichs in der Proportion 3:5, ausschließlich an Land verwendet. Auf See beträgt das richtige Verhältnis 1:2.
Vought SB2U-3 Vindicators of VMSB-241 take off from Midway, June 1942 (74237908).jpg
Two Vought SB2U-3 Vindicator of Marine Scout Bombing Squadron 241 (VMSB-241) take off from Midway's Eastern Island on a flight between 27 May and 4 June 1942. Plane No. 6 in the foreground (BuNo 2045) was flown on 4 June 1942 by 2nd Lt James H. Marmande with PFC Edby Colvin as gunner. This plane disappeared about 16 km (10 mi) from Midway on the return flight. The plane in the backgound is No. 9, flown by Capt. Leon M. Williamson (pilot), PFC Duane L. Rhodes (gunner). The plane returned to Midway.
The photographer is visible in the U.S. Navy film by John Ford "The Battle of Midway" and may show the actual sortie against the Japanese Fleet on 4 June 1942.
SB2U-1 VB-3 CV-3 1938.jpg
A U.S. Navy Vought SB2U-1 Vindicator dive bomber assigned to Bombing Squadron 3 (VB-3) aboard the aircraft carrier USS Saratoga (CV-3). VB-3 was the first squadron to be equipped with the SB2U in 1937.
SB2U-3 VMSB-231 Ewa 7Dec1941.jpg
One of the seven Vought SB2U-3 Vindicators of U.S. squadron VMSB-231 destroyed on the field at Ewa during the attack on Pearl Harbor, Oahu, Hawaii (USA), on 7 December 1941. All of VMSB-231's spares (the squadron was embarked in the USS Lexington (CV-2), en route to Midway, at the time) were thus destroyed. In the background is one of VMSB-232's Douglas SBDs.
Restored Vought SB2U-2 Vindicator at the U.S. National Naval Aviation Museum, Pensacola, Florida (USA), in 1999.jpg
The Vought SB2U-2 Vindicator of the U.S. National Museum of Naval Aviation at Pensacola, Florida (USA), photographed in 1999.

Official caption: "The last SB2U-2 delivered to the Navy, the museum's Vindicator joined the fleet in 1939, and logged flights with four squadrons. These included Bombing Squadron (VB) 4 and Scouting Squadron (VS) 41 on board the carrier Ranger (CV-4) and Fighting Squadron (VF) 71 on board Wasp (CV-7). Service in the former carrier in 1941 included duty on the Neutrality Patrol, tracking hostile vessels approaching the shores of the United States. Equipping VB-9, a squadron destined for service on board Essex (CV-9), the museum's SB2U-2 served to train squadron pilots on the deck of the auxiliary carrier Charger (ACV-30). The aircraft then transferred the Carrier Qualification Training Unit (CQTU) at Naval Air Station (NAS) Glenview, Illinois in May 1943, the following month heading out over the waters of Lake Michigan with Marine Second Lieutenant A.W. Lemmons in the cockpit.

Favorable flying conditions prevailed that day of 21 June 1943, when Lemmons settled into the groove astern of the training aircraft carrier Wolverine (IX-64) steaming through the waters of Lake Michigan. However, as can easily happen in the dangerous business of landing an aircraft on a ship, events quickly turned for the worse. The landing signal officer (LSO) stationed on the aft part of the flight deck whipped his arm across his chest, the signal to cut engine power and land. Lemmons for some reason did not fully respond to the LSO. The SB2U-2 continued up the deck, heading towards the barrier designed to stop aircraft that missed the arresting wires. The pilot attempted to pull his nose up to clear this obstacle, but his extended tailhook caught the top of it, breaking off. With nothing to stop it, the scout-bomber hit the deck and rolled off the starboard bow. Lemmons was rescued, but his craft sank into the depths of the lake, where it was destined to remain for the next forty-seven years. Recovered from Lake Michigan in 1990 [...] The aircraft was placed on display in February 1999, and is displayed in the markings of VB-9."
SB2U-1 NACA wind tunnel 24Sep1937.jpeg
The first production Vought SB2U-1 Vindicator (BuNo 0726) being tested in the 30 x 60 (foot) full scale wind tunnel at the National Advisory Committee for Aeronautics (NACA), Langley Research Center, at Hampton, Virginia (USA), on 24 September 1937.
SB2U-3 on floats NAN7-62.jpg
In 1939 a single Vought SB2U-1 Vindicator dive bomber (BuNo 2044) was converted as a floatplane and designated XSB2U-3.
Vought SB2U-1 Vindicator.svg
Autor/Urheber: Kaboldy, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Vought SB2U-1 Vindicator
Convoy WS-12 en route to Cape Town, 1941.jpg
Original caption: "Convoy WS-12: A Vought SB2U Vindicator scout bomber from USS Ranger (CV-4) flies anti-submarine patrol over the convoy, while it was en route to Cape Town, South Africa, 27 November 1941. The convoy appears to be making a formation turn from column to line abreast. Two-stack transports in the first row are USS West Point (AP-23) -- left --; USS Mount Vernon (AP-22) and USS Wakefield (AP-21). Heavy cruisers, on the right side of the first row and middle of the second, are USS Vincennes (CA-44) and USS Quincy (CA-39). Single-stack transports in the second row are USS Leonard Wood (AP-25) and USS Joseph T. Dickman (AP-26)."
USS Wasp (CV-7) in at anchor in Casco Bay, Maine (USA), on 25 March 1942 (80-G-K-447).jpg
The U.S. Navy aircraft carrier USS Wasp (CV-7) in at anchor in Casco Bay, Maine (USA), on 25 March 1942, with a motor launch coming alongside. The planes on deck, some with wings folded, include (circa) 15 Vought SB2U-3 Vindicator scout bombers, three Douglas TBD-1 Devastator torpedo bombers and 20 Grumman F4F-4 Wildcat fighters.
Note: the location, originally described as "probalby at San Diego" was corrected on Navsource.org: see here [1]