Vorsitzender des Staatsrats

Vorsitzender des Staatsrates
Standarte des Staatsratsvorsitzenden
AmtssitzSchloss Schönhausen (bis 1964) bzw.
Staatsratsgebäude in Berlin
Amtszeit4 Jahre bzw.
5 Jahre (ab 1974)
(Wiederwahl möglich)
VorläuferPräsident der Republik
StellvertreterStv. Staatsratsvorsitzender
Schaffung des Amtes1960
Auflösung des Amtes1990

Das Amt des Vorsitzenden des Staatsrats oder Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik wurde im Jahre 1960 anstelle des bisherigen Amtes des Präsidenten der DDR geschaffen, das seit 1949 bis dahin von Wilhelm Pieck bekleidet worden war. Verfassungsrechtlich galt zwar der Staatsrat der DDR als kollektives Staatsoberhaupt, in der Praxis wurde jedoch der Staatsratsvorsitzende als faktisches Staatsoberhaupt angesehen.

Laut Artikel 67 der Verfassung der DDR wurden der Vorsitzende, die Stellvertreter des Vorsitzenden, die Mitglieder und der Sekretär des Staatsrates von der Volkskammer auf ihrer ersten Tagung nach der Neuwahl für vier Jahre, ab 1974 für fünf Jahre gewählt.[1]

Als Staatsratsvorsitzender der DDR betrug der Mitgliedsbeitrag bei der SED 350 DDR-Mark bei einer Aufwandsentschädigung von 5000 DDR-Mark (1989).[2]

Liste der Staatsratsvorsitzende der DDR

NameAmtsantrittAmtsaustrittParteiBild
Walter Ulbricht12. September 19601. August 1973SED
(c) Bundesarchiv, Bild 183-J1231-1002-002 / Spremberg, Joachim / CC-BY-SA 3.0
Willi Stoph3. Oktober 197329. Oktober 1976SED
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0430-0305A / CC-BY-SA 3.0
Erich Honecker29. Oktober 197618. Oktober 1989SED
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0518-182 / CC-BY-SA 3.0
Egon Krenz24. Oktober 19896. Dezember 1989SED
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1984-0704-400 / CC-BY-SA 3.0
Manfred Gerlach6. Dezember 19895. April 1990LDPD
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1986-0617-034 / Mittelstädt, Rainer / CC-BY-SA 3.0

Nach den ersten freien Wahlen zur Volkskammer im Jahr 1990 übernahm durch eine Verfassungsergänzung die neugewählte Präsidentin der Volkskammer, Sabine Bergmann-Pohl, die Aufgaben und Befugnisse des Staatsratsvorsitzenden bis zur Wahl eines neuen Präsidenten der DDR. Diese Neuwahl fand nicht mehr statt, da sich die DDR durch die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 auflöste.

Staatsratsvorsitzende in anderen Ländern

Ebenso wurde in Polen mit der Verfassung vom 22. Juli 1952 gemäß Artikel 24 ein kollektives Staatsoberhaupt mit dem Namen „Rada Państwa“ (dt. Staatsrat) geschaffen, dessen Vorsitzender als „Przewodniczący Rady Państwa“, somit in der deutschen Übersetzung gleichlautend mit dem entsprechenden Amt in der DDR Vorsitzender des Staatsrats, bezeichnet wurde. Der Vorsitzende, vier Stellvertreter des Vorsitzenden, der Sekretär und neun übrige Mitglieder des Staatsrats wurden analog zur Regelung in der DDR durch den Sejm für seine Wahlperiode von vier Jahren gewählt. Die Position des Staatsratsvorsitzenden in der Öffentlichkeit war schwächer als in der DDR, da es bis 1985 keine Personeneinheit zwischen dem über die faktische Macht verfügenden Parteichef und dem Staatsratsvorsitzenden gab.

Andere sozialistische Staaten, wie etwa Jugoslawien (dort „Staatspräsidium“), hatten ebenfalls kollektive Staatsoberhäupter, teilweise mit rotierendem Vorsitzwechsel.

Einzelnachweise

  1. documentArchiv.de - DDR-Verfassung (06.04.1968/14.10.1974). Abgerufen am 31. Juli 2023.
  2. Egon Krenz - Zeugen des Jahrhunderts(English sub - 2017). Abgerufen am 31. Juli 2023 (deutsch).

Auf dieser Seite verwendete Medien

Bundesarchiv Bild 183-J1231-1002-002 Walter Ulbricht, Neujahrsansprache.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-J1231-1002-002 / Spremberg, Joachim / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Zentralbild / Spremberg 31.12.1970 Walter Ulbricht, Vorsitzender des Staatsrates der DDR, bei seiner Neujahrsbotschaft zum Jahreswechsel 1970/71
Bundesarchiv Bild 183-1986-0617-034, Prof. Dr. Manfred Gerlach.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1986-0617-034 / Mittelstädt, Rainer / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
ADN-ZB/Mittelstädt 17.6.86-Berlin: Volkskammertagung
In der Diskussion sprach für die LDPD-Fraktion Prof. Dr. Manfred Gerlach.
Flag of the Chairman of the State Council of East Germany.svg
Die Standarte des Vorsitzenden des Staatsrates der Deutschen Demokratischen Republik, vom 4. Oktober 1960 bis 3. Oktober 1990.
Bundesarchiv Bild 183-1984-0704-400, Egon Krenz.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-1984-0704-400 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
ADN-ZB/DEWAG/24.10.1989

Berlin: Egon Krenz, Generalsekretär des ZK der SED, Vorsitzender des Staatsrates der DDR, Vorsitzender des Nationalen Verteidigungsrates der DDR.

Aufnahmedatum: 5.6.1984
Bundesarchiv Bild 183-R0518-182, Erich Honecker.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0518-182 / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Erich Honecker

ADN-ZB / DEWAG 29.10.1976 Erich Honecker, Generalsekretär des ZK der SED und Vorsitzender des Staatsrates der DDR. Aufn. Mai 1976

[Porträt Erich Honecker]

Abgebildete Personen:

Bundesarchiv Bild 183-R0430-0305A, Willi Stoph.jpg
(c) Bundesarchiv, Bild 183-R0430-0305A / CC-BY-SA 3.0
Es folgt die historische Originalbeschreibung, die das Bundesarchiv aus dokumentarischen Gründen übernommen hat. Diese kann allerdings fehlerhaft, tendenziös, überholt oder politisch extrem sein.
Willi Stoph

ADN-ZB-DEWAG 30.4.1976 Willi Stoph; Mitglied des Politbüros des ZK der SED, Vorsitzender des Staatsrates der DDR.

[Porträt Willi Stoph]

Abgebildete Personen: