Volutenranke
In der Ornamentik wird eine Ranke mit einer oder mehreren Voluten als Volutenranke bezeichnet. Statt des speziellen Begriffs Volutenranke wird meist der allgemeine Begriff Ranke verwendet.
Voluten an den Rankenenden oder am Ende von Seitentrieben bezeichnet man als Rankenvoluten. Auch hier wird meist der allgemeine Begriff Volute vorgezogen.
- Bild 2: Ornamentfries mit beblätterter Wellenranke und Blüten in den Voluten.
- Bild 3: Kandelaber-Schmuckrelief mit Palmette und Volutenranken.
- Bild 4: Flacher Teller mit Randbordüre aus S-förmigen Doppelvoluten.
Vom Haupttrieb einer Volutenranke können Seitentriebe abzweigen, die wie der Haupttrieb in Voluten endigen können (Bild 2, 8).
Ein Haupttrieb ohne Seitentriebe bildet eine S-förmige (Bild 1, 4) oder C-förmige (Bild 3, 6) Doppelvolute. Mehrere Doppelvoluten können unverbunden (Bild 1) oder mit Klammern (Bild 6-7) aneinandergereiht werden und so ein Rankenband bilden. Gleichsinnig gerichtete S-förmige Doppelvoluten können auch zu einem als laufender Hund bezeichneten Band miteinander verbunden werden (Bild 9).
Rankenvoluten können frei auslaufen (Bild 1, 4, 6), mit anderen Ornamentgliedern verbunden sein (Bild 5) und in vielfacher Verschlingung schwer entwirrbare Netze oder Flechtwerke bilden (Bild 5). Die Voluten können an den freien Enden auch Blätter, Blüten oder Früchte tragen (Bild 2-4, 7-8), oder es kann ein beliebiges anderes Objekt oder eine menschliche oder tierische Figur (Bild 8) aus ihnen hervorsprießen.
- Bild 6: Modernes schmiedeeisernes Fenstergitter mit verklammerten C-förmigen Doppelvoluten.
- Bild 8: Allegorie des Lebens mit Volutenranken, die aus den Leibern von Kindern herauswachsen.
- Bild 9: Mosaikfußboden aus Pergamon: Mäanderband, Zackenband, laufender Hund, Volutenranke, Flechtband.
Literatur
- Alfred Dwight Foster Hamlin: A history of ornament, ancient and medieval, London 1916 (PDF).
- Ulrich Holtfester: Das ionische Anthemion, Münster 2001 (PDF).
- Franz Sales Meyer: A handbook of ornament, New York [ohne Jahr], besonders Division II (PDF).
- Franz Sales Meyer: Handbuch der Ornamentik, Stuttgart 1993, besonders Abteilung II.
Weblinks
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Autor/Urheber: Gerd Leibrock, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Schmiedeeisernes Fenstergitter, 2. Hälfte 20. Jh., Ausschnitt.
Das einfache Gitter aus vorgefertigten Teilen besteht aus senkrechten Gitterstäben, die mit paarig geklammerten, C-förmigen Doppelvoluten verziert sind.
Meander-motieven van het Attalos II-paleis te Pergamon (159-138 BC) Pergamon-museum Berlijn.
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Flacher Teller eines Essservices, Porzellan, Durchmesser ca. 26 cm, Verkaufsjahr 2008, Hersteller: HW Heinrich Winterling, Marktleuthen, Ausschnitt. Randbordüre aus Ranken mit S-förmiger Doppelvolute.
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Albert Güldenstein / Guss: Wilhelm Pelargus: Kandelaber, Gusseisen, Entstehungsjahr 1853, Stuttgart, Schloss Rosenstein, Südwestfassade, am Ende der seitlichen Auffahrtrampen rechts und links vom Hauptportikus. Detail: Zwischensockel.
Der sich nach oben verjüngende Zwischensockel vermittelt zwischen den drei tragenden Löwen an der Basis des Kandelabers und dem runden Schaft, der die Lampe trägt. Der Zwischensockel hat die Form eines dreieckigen Pyramidenstumpfs mit abgeflachten Ecken. Den Abschluss des Sockels nach oben und unten bilden zwei profilierte Platten.
L. Cheyer: Leben und Tod (Allegorie), Buchillustration, 1882, Ausschnitt: Allegorie des Lebens.
Auf einem prunkvollen, kunstvoll gedrechselten Kandelaber lodert in einer Schale ein züngelndes Feuer, das Symbol des Lebens. Um den Feuerständer schlängeln sich zwei fast gegengleiche Volutenranken. Sie entspringen wie der Schwanz eines Fischleibs aus dem Körper eines Knaben mit Trinkschale und eines Mädchens mit einem Rosenzweig, die wie zum Ringelreihen Händchen halten. Der Unterleiber der Kinder münden in eine reich gezackte Akanthusranke, das sich spiralig zu einer Volute ringelt und am Ende eine Prachtblüte bzw. zwei Äpfel trägt, beides Symbole des Wachstums und damit des Lebens. Die Ranke verzweigt sich mehrmals und läuft zu den Ecken des Bildes nochmals in Voluten aus. Auf den oberen Rankenbögen zwitschern fröhlich zwei Tauben. Sie sind nicht nur Symbole des Friedens, sondern auch der Liebe und der Fortpflanzung, die das Leben im Gang hält. Zwei Schmetterlinge, Sinnbilder von Auferstehung und Unsterblichkeit, flattern in gefährlicher Nähe um das Feuer und symbolisieren so auch die Gefahren des Lebens.
Anthemion (Lotos-Palmettenfries), Ende 5. Jh. v. Chr., Athen, Erechtheion. Schmuckfries, im Wechsel besetzt mit Lotusblüten und Palmetten, darunter ein Band von liegenden S-förmigen Volutenranken.
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Schmiedeeisernes Gittertor, Jugendstil, um 1900, Stuttgart, Hackstraße 18-20. Ausschnitt: oberer Abschluss des linken Torflügels.
Den oberen Abschluss des Torflügels bildet ein rechteckiges Feld, das oben von einer konkaven Profilleiste begrenzt wird. In der Mitte des Feldes dominiert eine rechteckige, bekrönte Maske mit weit aufgerissenen Augen, einer Knorpelnase wie ein Schampuskorken und einem weit aufgesperrtem Mund. Wenige dicke Zopfsträhnen markieren das zur Seite gescheitelte Haupthaar und den tief auf beiden Seiten herabhängenden Schnurrbart.
Raffaels Werkstatt: Loggien Raffaels, Pilaster VIII, linker Halbpilaster, vor 1520, Rom, Vatikanspalast. Ausschnitt: Teil einer Blütenranke.
Die intermittierende, durchweg beblätterte Wellenranke trägt in den Ausbuchtungen mehrfach eingerollte Voluten mit verschiedenartigen Blüten, die im Profil oder in der Draufsicht dargestellt sind und die abwechselnd aufrechtstehen oder die Köpfe nach links oder rechts wenden.
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Karl Ludwig von Zanth: Terrakotta-Fries, Entstehungsjahr 1856, Stuttgart, Wilhelma, Mauer des Wandelgangs an der Neckartalstraße. Ausschnitt: Teil des zentralen Medaillons. Dem achteckigen zentralen Medaillon eines Frieselements ist ein Rundmedaillon mit einem Lorbeerkranz (wie in der Abbildung) oder einen Eichenkranz einbeschrieben. Das Rundmedaillon wird von einem Kymation und einem intermittierenden Anthemion (Lotos-Palmettenband) eingerahmt. An den Stiel der aufrechtstehenden Palmetten sind zwei Voluten geklammert, die in je eine Lotosblüte auslaufen und sich in einem zweiten Zweig mit ihrem Nachbarn zu einer doppelten, hängenden Lotosblüte krümmen.