Volker Foertsch

Volker Foertsch (* 1934; † April 2018) war ein deutscher Geheimdienst-Mitarbeiter, der bis 1998 als Direktor (Abteilungsleiter) beim Bundesnachrichtendienst (BND) beschäftigt war. Er trug den Decknamen Fleming.

Leben

Sein Vater war Hermann Foertsch, ehemaliger Generalleutnant der Wehrmacht und alter Vertrauter und Mitarbeiter des BND-Gründers Reinhard Gehlen.[1] Volker Foertsch trat 1953 dem BND-Vorläufer Organisation Gehlen bei.[2][3] 1957 trat er hauptamtlich in den BND ein und arbeitete bei der politischen Beschaffung und anschließend als Referent im Leitungsstab. In den 1960er übernahm er Kommunikationsaufgaben für die Organisationseinheit 85, die sich um die Ermittlung NS-belasteter Dienstangehöriger im BND bemühte.[4] 1989 zum Abteilungsleiter befördert, leitete er von Juni 1989 bis zum Februar 1994 die Abteilung I (Beschaffung), zu deren Aufgabengebiet die Quellenführung gehört. Von 1994 bis 1998 war er Leiter der Abteilung V (Sicherheit). Volker Foertsch war auch zeitweise Direktor der vom BND betreuten deutschen Stay-behind-Organisationen.[5]

Foertsch gilt nach Medienberichten als einer der Hauptbeteiligten am Journalisten-Skandal, der Bespitzelung von Journalisten durch den BND im Inland. So soll dieser den Kontakt zu kritischen Journalisten hergestellt und diese anschließend „abgeschöpft“ haben.[2][6]

Foertsch wurde in der sogenannten „Rübezahl-Affäre“ von eigenen Mitarbeitern bezichtigt, ein Zuträger des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB zu sein. Diese Vorwürfe stammten von BND-Mitarbeiter Norbert Juretzko, der sie von einer russischen Quelle (Deckname Rübezahl) erhalten haben wollte. Juretzko hat zu diesem Thema zwei Bücher geschrieben (Im Visier und Bedingt Dienstbereit, beide in Zusammenarbeit mit Wilhelm Dietl). Der BND ließ Foertsch daraufhin mit Unterstützung des Bundesamtes für Verfassungsschutz 16 Monate lang überwachen.[3] Auf Grund der belastenden Indizien schaltete der BND nach Rücksprache mit dem Kanzleramt die Bundesanwaltschaft ein.[3] Diese stellte jedoch bereits wenige Tage später am 12. Mai 1998 das Verfahren ein, da der Verdacht ausgeräumt sei (§ 170 Abs. 2 StPO).[7] Der Fall wurde der Münchner Staatsanwaltschaft übergeben, die nach kurzer Zeit Anklage wegen Betrugs gegen Juretzko und einen weiteren Mitarbeiter erhob. Wegen Betrugs und Urkundenfälschung im Zusammenhang mit den angeblich von „Rübezahl“ gelieferten Hinweisen verurteilte das Landgericht München I Juretzko am 21. Januar 2003 zu elf Monaten Haft auf Bewährung.[8] Foertsch ließ sich auf eigenen Wunsch vorzeitig, sechseinhalb Monate vor Vollendung des 65. Lebensjahres, in den Ruhestand versetzen.

Foertsch war Beisitzer im Vorstand des Gesprächskreises Nachrichtendienste in Deutschland (GKND) mit Sitz in Berlin und lebte in München.[9] Er verstarb im April 2018.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sabrina Nowack: Sicherheitsrisiko NS-Belastung - Personalüberprüfungen im Bundesnachrichtendienst in den 1960-Jahren. CH. Links 2016, ISBN 978-3-86153-923-0, S. 105.
  2. a b Trübe Suppe. In: Der Spiegel. Nr. 21, 2006 (online).
  3. a b c An der Quelle. Hat der frühere BND-Direktor Volker Foertsch für die Russen spioniert? In: Berliner Zeitung. 13. Mai 2003 (berliner-zeitung.de).
  4. Sabrina Nowack: Sicherheitsrisiko NS-Belastung - Personalüberprüfungen im Bundesnachrichtendienst in den 1960-Jahren. S. 104 f.
  5. Die Schattenkrieger der NATO. (Memento des Originals vom 6. Januar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.zdf.de Dokumentarfilm von Ulrich Stoll, ZDF Info vom 25. März 2014
  6. Der Ausforscher. Süddeutsche Zeitung, 16. Mai 2005; abgerufen am 9. November 2010.
  7. Az. 3 BJs 30/98-2 (2) vom 12. Mai 1998 beim Generalbundesanwalt
  8. 5. Strafkammer des LG München I am 21. Januar 2003, Az. 5 Kls III OJs 202/2000
  9. Vorstand GKND, abgerufen am 3. Januar 2016