Vogtei Rheintal


Territorium im Heiligen Römischen Reich
Vogtei Rheintal (1490–1798)
Wappen
Wappen der Vogtei Rheintal bis 1798
Karte
(c) Marco Zanoli, CC BY-SA 4.0
Die Ostschweiz in der alten Eidgenossenschaft im 18. Jahrhundert
Entstanden ausHerzogtum Österreich (bis 1394–1417/24), (1436–1445)
Grafschaft Toggenburg, (1417/24–1436)
Kanton Appenzell (1445–1490)
HerrschaftsformGemeine Herrschaft
Herrscher/
Regierung
Gemeine Herrschaft
Heutige Region/enCH-SG
Reichskreiskreisfrei
Hauptstädte/
Residenzen
Rheineck SG
Konfession/
Religionen
bis 1528: römisch-katholisch, danach auch: evangelisch-reformiert
Sprache/nDeutsch
Aufgegangen inReichsexemption 1648

1798: Kanton Säntis, Kanton Linth
1803: Kanton St. Gallen

Die Vogtei Rheintal war 1491 bis 1798 eine Gemeine Herrschaft der Alten Eidgenossenschaft in der heutigen Ostschweiz (Kanton St. Gallen). Die Vogtei umfasste folgende heutige Gemeinden:

Geschichte

Das Wappen der Vogtei Rheintal nach der Chronik von Stumpf, 1548

Die alemannische Besiedlung des unteren Rheintals erfolgte im frühen Mittelalter. Im Frankenreich wurde das Rheintal zwischen Monstein und Hirschensprung dem Grafschaftsbezirk Rheingau zugeordnet, der 891 erstmals erwähnt wurde. Nur das Gebiet zwischen Bodensee und Montstein gehörte zum Thurgau. Im Mittelalter waren die Herrschaftsverhältnisse im Rheintal äusserst zersplittert. Verschiedentlich stritten sich deutsche Könige, Bischöfe von Konstanz, Äbte von St. Gallen und die Grafen von Bregenz und Werdenberg um das Gebiet. Schliesslich konnten die Grafen von Werdenberg-Heiligenberg 1348 erstmals die Landeshoheit im ganzen Rheintal vereinigen.

Als 1363 die Habsburger die Grafschaft Tirol erwarben, begannen sie auch schrittweise die Herrschaft über das Rheintal zu gewinnen. Bis 1395 konnten sie durch Kauf und Eroberung das ganze Rheintal unter ihre Kontrolle bringen. Erst die Niederlage gegen die Appenzeller in der Schlacht am Stoss 1405 setzte dem ein Ende. Marbach, Berneck und Altstätten verbündeten sich mit den Appenzellern im "Bund ob dem See", in dem erstmals die Landleute im Rheintal von Rheineck bis Kriessern gemeinsam vereint waren. Nach der Appenzeller Niederlage bei Bregenz 1408 kehrten die alten Herren wieder zurück. Kurzzeitig kam das Rheintal 1424 grösstenteils in die Hand der Toggenburger. Nach deren Aussterben kam es zum Alten Zürichkrieg um die umfangreiche Erbschaft, in dessen Verlauf Appenzell das Rheintal mit Rheineck 1445 vollständig eroberten.

Appenzell konnte das Rheintal zwar 1464 gegen die Ansprüche der Fürstabtei St. Gallen behaupten, als Folge des Krieges um den Rorschacher Klosterbruch mussten sie es jedoch an die vier Schirmorte der Abtei, Zürich, Glarus, Schwyz und Luzern, abtreten. Damit wurde die Vogtei Rheintal zu einer Gemeinen Herrschaft innerhalb der Alten Eidgenossenschaft. 1491 nahmen die vier Orte Uri, Unterwalden und Zug in die Mitherrschaft der Vogtei Rheintal auf, 1500 Appenzell und 1712 Bern. Im Hof Kriessern regierte auch der Fürstabt von St. Gallen mit.

1528 beschlossen die Rheintaler die Annahme der Reformation, allerdings verblieben katholische Minderheiten. Nur Altstätten, Widnau, Kriessern und Rüthi waren mehrheitlich katholisch. Durch den Frieden von 1712 wurde den langwierigen Glaubensstreitigkeiten ein Ende gesetzt und die Vogtei zur „paritätischen“ Zone der Eidgenossenschaft gerechnet. Das heisst, dass beide Religionen gleichberechtigt nebeneinander existieren durften.

1798 erklärte sich die Vogtei Rheintal für unabhängig. Am 26. März 1798 wurde auf einer Landsgemeinde in Altstätten eine Verfassung beschlossen und ein Landammann und ein Landrat gewählt. Die Unabhängigkeit währte aber nur kurz, da schon im Mai die Eingliederung des Rheintals in den Kanton Säntis erfolgte. Nur Rüthi und Lienz kamen zum Kanton Linth. Nach der Gründung des Kantons St. Gallen 1803 bildete das Rheintal von Staad bis Lienz einen Bezirk. Die Hauptorte waren monateweise Altstätten und Rheineck. 1831 wurde eine Aufteilung in die Bezirke Unter- und Oberrheintal vorgenommen. Hauptort des Oberrheintals war Altstätten, jener des Unterrheintals wechselte zwischen Rheineck und Berneck. Die beiden Bezirke wurden 2003 im Rahmen einer Verfassungsrevision zum Wahlkreis Rheintal des Kantons St. Gallen vereinigt. Dabei wurde die Gemeinde Thal zum Wahlkreis Rorschach geschlagen.

Landvögte der acht Orte

AmtsantrittName[1]OrtHLS-Eintrag
1490Dominik von FrauenfeldZürichHLS
1492Jakob von HertensteinLuzernHLS
1494Heinrich TrogerUriHLS
1496Johannes JostSchwyz
1498Johannes AmbühlUnterwalden
1500Ulrich RettichZugHLS
1502Rudolf WichserGlarusHLS
1504Hans Moser / Hans Moser[2]AppenzellHLS
1506Felix Grebel (I)ZürichHLS
1508Peter ZukäsLuzernHLS
1510Heinrich ImhoffUriHLS
1512Johannes JostSchwyz
1514Niclaus im GrundUnterwalden
1516Johannes StadlinZugHLS
1518Rudolf LuchsingerGlarus
1520Conrad BrülsauerAppenzell
1522Felix Grebel (II)ZürichHLS
1524Johannes GolderLuzernHLS
1526Melchior GyslerUriHLS
1528Paul in der HaldenSchwyzHLS
1530Sebastian KretzUnterwalden
1532Götschi ZhaagZugHLS
1534Conrad HässiGlarusHLS
1536Mauritz GartenhauserAppenzellHLS
1538Johannes HaabZürichHLS
1540Beat FehrLuzern
1542Martin ImhoffUriHLS
1544Joseph GrüningerSchwyz
1546Niclaus SigristUnterwaldenHLS
1548Heinrich ZehenderZug
1550[3]Conrad HässiGlarusHLS
1552Hieronymus KnillAppenzell
1554Hans GöldinZürich
1556Hans Haas / Anthoni Haas (I)Luzern
1558Johannes GyslerUriHLS
1560Martin UlrichSchwyzHLS
1562Jörg SchäliUnterwalden
1564Niclaus ItenZugHLS
1566Fridolin SchulerGlarusHLS
1568Ulrich Vetter / Ulrich Lanker (I)AppenzellHLS
1570Hans BleulerZürich
1572Anthoni HaasLuzern
1574Jacob MuheimUriHLS
1576Martin KostenerSchwyz
1578Caspar DeggelerUnterwalden
1580Caspar MeyenbergZugHLS
1582Dietrich StauffacherGlarusHLS
1584Ulrich Lanker (II)AppenzellHLS
1586Hans Jacob RordorffZürichHLS
1588Anthoni Haas (III)Luzern
1590Walther ZeffelUri
1592Johannes UlrichSchwyzHLS
1594Wolffgang BritschgiUnterwaldenHLS
1596Oswald BrandenbergZugHLS
1598Johannes VogelGlarusHLS
1600Ulrich NäffAppenzellHLS
1602Adrian ZieglerZürich
1604Heinrich CloosLuzernHLS
1606Jacob MuheimUriHLS
1608Christoff SchornoSchwyzHLS
1610Johannes WirzUnterwaldenHLS
1612Apollinari ItenZugHLS
1614Ulrich TschudiGlarusHLS
1616Sebastian AltherAppenzellHLS
1618Hans Ludwig HoltzhalbZürichHLS
1620Hans ZimmermannLuzern
1622Sebastian Heinrich TröschUri
1624Johannes BüelerSchwyzHLS
1626Bartholome OdermattUnterwaldenHLS
1628Wolffgang WikartZugHLS
1630Andreas BeglingerGlarus
1632Hypolitus BronbüelerAppenzell
1634Johannes ScheuchzerZürichHLS
1636Johannes CloosLuzernHLS
1638Jacob LusserUriHLS
1640Martin BellmontSchwyzHLS
1642Johannes MüllerUnterwalden
1644Christian HeinrichZugHLS
1646Joost ZweifelGlarusHLS
1648Conrad MeyerAppenzellHLS
1650Hans Peter SteinerZürich
1652Leopold FehrLuzern
1654Sebastian MuheimUriHLS
1656Carl BettschartSchwyzHLS
1658Jacob StockmannUnterwaldenHLS
1660Rudolf BoshartZug
1662Fridolin ZwickiGlarusHLS
1664Hans Jacob SchüsAppenzell
1666David WerdmüllerZürich
1668Hans Jacob OstertagLuzernHLS
1670Johann Heinrich Emanuel BesslerUriHLS
1672Carl BüelerSchwyzHLS
1674Johann Ludwig LussiUnterwaldenHLS
1676Paul MüllerZugHLS
1678Fridolin FreulerGlarusHLS
1680Conrad ZellwegerAppenzellHLS
1682Hans Heinrich KilchspergerZürich
1684Johann Rudolf DürlerLuzernHLS
1686Johann Martin StraumeyerUriHLS
1688Hans Balthasar MettlerSchwyz
1690Johann Franz an der HaldenUnterwaldenHLS
1692Niclaus ItenZugHLS
1694Thomas StüssiGlarus
1696Hans Jacob SchüssAppenzell
1698Leonard WerdmüllerZürichHLS
1700Franz Leonard MeyerLuzern

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Allgemeines helvetisches, eydgenössisches, oder schweitzerisches Lexicon, Bd. 15, hg. v. Hans Jacob Leu, Zürich 1759, S. 235–239.
  2. Möglicherweise handelt es sich um den gleichnamigen Sohn.
  3. Im Allgemeinen Helvetischen Lexicon hat sich an der Stelle der Auflistung vermutlich ein Druckfehler eingeschlichen: Dort steht 1553.

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Die politischen Verhältnisse der Ostschweiz während der Alten Eidgenossenschaft (vor 1798)
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Autor/Urheber: sidonius 17:26, 12 February 2007 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 2.5
Das Wappen der Vogtei Rheintal in der Alten Eidgenossenschaft bis 1798
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Wappen der Vogtei Rheintal
Berne Republican Coat of Arms, 1790.jpg
Coat of Arms of Berne, from the cover of the State Account Book, 1790. The trefoil crown signifies Berne's sovereignty as a republic.