Vogeler
Vogeler ist ein deutscher Familienname.
Herkunft und Bedeutung
Vogeler ist der Berufsname für einen Vogelfänger,[1][2] beziehungsweise der Übername für einen Beizjäger.[3][4][5] Er fing Vögel, um sie zu verkaufen oder abzurichten wie ein Falkner.[6][7][8][9][10][11] Ælfric Grammaticus nannte zwischen dem 10. und 11. Jahrhundert als Beute unter anderem den Habicht, Adler, Milan, Kranich, Reiher, Storch, Amsel, Ringel- und Hohltaube, Schwan, Drossel, Wasservögel und manchmal Jungvögel, aber auch Sperlinge, Gänse, Hähne und Hühner, Wachteln, Fledermäuse, Käuze, Turteltauben, Dohlen, Schopflerchen, Eulen und weitere.[12] Im Mittelhochdeutschen begegnet uns die heute noch gültige Wortgestalt Vogel mit der genauen Bedeutung jagdbarer Vogel, Schwimmvogel, also Gans, Ente.[13]
Die Vogeljagd war eine Tätigkeit, die der Legende nach auch von König Heinrich dem Vogeler (* 876, † 2. Juli 936) ausgeübt wurde. Kaiser Friedrich II. (* 26. Dezember 1194, † 13. Dezember 1250) schrieb in seinem Buch Über die Kunst mit Vögeln zu jagen über die Falknerei und Vogelkunde.
Frühe Nennungen und Berufsbezeichnungen
- ahd. fokalari[14]
- ahd. fogalari[15]
- an. fuglari[15]
- ae. fuwelare[16]
- auceps fuglere, in einem Wörterbuch des 10. oder 11. Jahrhundert[17]
- the vogelere, an anderer Stelle Wogelere als Glosse zu auceps in einer Handschrift der Pöhlder Annalen[18] (Annales Palidenses) um 1182
- ae. Richard Fugelere,[15] Ricardus Fugelere,[19] 1218
- me. in þes fuheleres grune, vor 1225[19]
- Roger le Fugler, 1227[20]
- Vogler oder Vogel, um 1209–1237 als Gründer von Vogelsdorf, Träger des Namens sind im 13. und 14. Jahrhundert in Wriezen und Bollensdorf nachweisbar[21]
- Vogelere, als Beiname in der Sächsischen Weltchronik in ursprünglich niederdeutscher Sprache[22] um 1260
- Vogler, als Familienname eines Jägers, der auf der Jagd nach Waldtrappen die Thermalquelle in Pfäfers entdeckt, 1240[23]
- Vogelare, 1244
- me. John þe Fogelere, 1275[20]
- me. Fowelere, 1275[19]
- me. Henry le Foghelere, 1278[19]
- Ralph Vouler, 1279[20]
- mhd. vogelaere,[15] als Beiname im Versepos Lohengrin[24][25] des Codex Palatinus Germanicus[26], 1283–1289
- der Vogelaere, um 1255–1259 oder 1275–1295, Heinrich der Vogelaere als ein Verfasser im Heldenepos Dietrichs Flucht[27]
- mhd. vugler[15]
- Joh. Vogel (Vogeler) in Hamburg 1297, vergleiche dort Joh. Valke (Valkener)[28]
- Hugone Foygler, 1301[19]
- Ralph le Foweler, 1329[20]
- me. Edwardus le Vowelar, 1327[19]
- uogelere of helle, 1340[19]
- Lüdel der Vogler, 1345 in Regensburg bezeugt[29]
- Vogler, 1348
- Henneke Vogel (Vogelfang) in Greifswald 1355/1373[28]
- Jäckl Vogler (Fogler) in Bozen 1359[30]
- Hensel Vogel (Vogler) in Znaim 1363[28]
- Heynne Mörlyn der Vogeler, als Beiname in Sorau-Land 1381
- þe foulere, etwa 1390 und 1398[19]
- Henneke Voghelere, Mindener Bürgerbuch 1392
- Vogler unter dem bischöflich Würzburger Jagdpersonal Anfang des 15. Jahrhunderts[31]
- Voglär, als Berufsbezeichnung unter Ludwig des Gebarteten von Bayern-Ingolstadt in einem Saalbuch von 1418[10]
- Peter Fogeler, Görlitz 1427
- Hanns Voglaer zu Vogelgreut 1448, ein ursprünglich zum Kloster Weihenstephan gehörendes Anwesen, seit 1874 heißt die Einöde Voglhof in Kirchdorf an der Amper[32]
- Hentz fogel(e)r, als Berufsbezeichnung in Darmstadt 1449–1451[6]
- Niclas Fogeler von Crampicz, 1456[33]
- a ffewler or fowler: Auceps, Aucupator, Auicularius, Aucupiscus, etwa 1475[19]
- Vogler, als Beiname in der Schwäbischen Chronik, 1486[34]
- Vogler in der Vogelfanghütte im Tiergarten als Berufsbezeichnung, 1542 in den Amtsrechnungen für das Neue Haus des Amtes Lochau[35]
Weitere Formen
- Vogler
- Vögler
- Voegler
- Fogler
- Fowler[15][36] (englisch)
- Vögeler
- Voegeler
- Fogeler
- Vageler (norddeutsch)
- Vogelaar (niederländisch)
Namensträger
- Adolf Vogeler (1858–1935) deutscher Lehrer und Schriftsteller
- Friedrich Vogeler (1883–1945), deutscher Verwaltungsjurist und SA-Brigadeführer
- Georg Vogeler (* 1969), deutscher Historiker, Professor für Digital Humanities am Zentrum für Informationsmodellierung in den Geisteswissenschaften der Karl-Franzens-Universität Graz
- Heinrich der Vogler (Dichter), ein Verfasser im Heldenepos Dietrichs Flucht im 13. Jahrhundert
- Heinrich Vogeler (Schauspieler) (1869–1937), deutscher Theaterschauspieler, Regisseur und Intendant
- Heinrich Vogeler (1872–1942), deutscher Maler, Grafiker, Architekt, Designer, Pädagoge, Schriftsteller und Sozialist
- Hildegard Vogeler (* 1949), deutsche Kunsthistorikerin
- Ida Vogeler geborene Seele (1825–1901), erste Fröbelkindergärtnerin der Welt
- Jan Vogeler (1923–2005), deutsch-sowjetischer Philosoph und Hochschullehrer
- Karl Vogeler (1889–1978), deutscher Chirurg
- Kurt Vogeler (* um 1895; † nach 1930), deutscher Architekt in Finsterwalde und Berlin
- Martha Vogeler (geb. Schröder; 1879–1961), Muse, Modell und erste Ehefrau des Malers Heinrich Vogeler
- Max Vogeler (1874–1962), Stadtbaumeister in Weimar
- Otto Vogeler (1846–1913), deutscher Obergärtner und Landschaftsarchitekt in Berlin und Umgebung
- Theodor Vogeler (1900–1975), deutscher Schauspieler
- Therese Mülhause-Vogeler (1893–1984), deutsche Lehrerin, Graphologin, Schriftstellerin und Vertreterin der Freikörperkultur
- Volker Vogeler (1930–2005), deutscher Regisseur und Drehbuchautor
- Walter Vogeler (1942–2011), deutscher Zuhälter, siehe GMBH (Organisation)
Einzelnachweise
- ↑ Matthias von Lexer: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Leipzig 1872–1878
- ↑ Georg Friedrich Benecke, ausgearbeitet von Wilhelm Müller und Friedrich Zarncke: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, Leipzig 1854–1866
- ↑ Dr. Johann Ernst Rudolph Kaeuffer: Geschichte von Ost-Asien, Leipzig 1860
- ↑ Jost Amman: Auceps. Der Vogler, 1568
- ↑ Rudolf Zoder: Familiennamen in Ostfalen, Hildesheim 1968
- ↑ a b Karl Ernst Demandt: Regesten der Grafen von Katzenelnbogen 1060-1486, Textstelle, Selbstverlag der Historischen Kommission für Nassau, Wiesbaden 1986, ISBN 3-922244-14-9
- ↑ Agrippa von Nettesheim: Ungewißheit und Eitelkeit aller Künste und Wissenschaften, LXXVII. Vom Jagen und Vogelstellen, Köln 1527
- ↑ Joseph von Hammer-Purgstall: Geschichte der goldenen Horde in Kiptschak, Wien 1840
- ↑ Jacob Grimm: Geschichte der Deutschen Sprache, Frankfurt 1848
- ↑ a b Franz von Kobell: Wildanger im Projekt Gutenberg-DE
- ↑ Timothy Lewis: Glossary of Mediæval Wélsh Law, Celtic Series III, S. 195, Manchester 1913
- ↑ Ælfric Grammaticus: Colloquium, C, 95, O, Julius Zupitza: Die ursprüngliche Gestalt von Älfrics Colloquium, Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 31, S. 40, Berlin 1886
- ↑ Matthias von Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch, S. 293, Stuttgart 1974
- ↑ Albert Heintze: Die Deutschen Familiennamen: geschichtlich, geographisch, sprachlich, Berlin 1908
- ↑ a b c d e f Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, Leipzig 1854–1960
- ↑ Ælfric Grammaticus: Glossar, 539, Hans Kurath: Middle English Dictionary 4, S. 839–840, Michigan 2001
- ↑ Ælfric Grammaticus: Colloquium, 67, 3, Julius Zupitza: Ælfrics Grammatik und Glossar, Sammlung englischer Denkmäler in kritischer Ausgaben 1, S. 301–302, Berlin 1880
- ↑ Annales Palidenses, Pöhlde um 1182, in Georg Heinrich Pertz: Monumenta Germaniae Historica, Scriptores in folio 16, Annales aevi Suevici, S. 61, Stuttgart 1859, in Georg Waitz: Jahrbücher des Deutschen Reichs unter König Heinrich I., Berlin 1863
- ↑ a b c d e f g h i Hans Kurath: Middle English Dictionary 4, S. 839–840, Michigan 2001
- ↑ a b c d Percy Hide Reaney und Richard Middlewood Wilson: A dictionary of English surnames, S. 1215, Hildenborough 1976
- ↑ Prof. Dr. sc. Manfred Kliem: Zeittafel Fredersdorf-Vogelsdorf (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 38 kB), Fredersdorf
- ↑ Sächsische Weltchronik, um 1260, in Hans Ferdinand Maßmann: Das Zeitbuch des Eike von Repgow in ursprünglich niederdeutscher Sprache, Stuttgart 1857
- ↑ Schweizerische Benediktinerkongregation: Idea, Durch neunfaches Bündnis gesichert (Memento des vom 5. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. , Sankt Gallen 1702
- ↑ Dr. Heinrich Rückert: Lohengrin: Zum Erstenmale kritisch, Quedlinburg und Leipzig 1858
- ↑ Königliche Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen: Nachrichten, Göttingen 1856
- ↑ Lohengrin, in Codex Palatinus Germanicus 345, Bl. 79 links, Str. 317, Bayern 1283–1289
- ↑ W. Uhl: Heinrich der Vogler. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 40, Duncker & Humblot, Leipzig 1896, S. 787–790.
- ↑ a b c Hans Bahlow: Deutsches Namenlexikon, Hamburg 1976
- ↑ Joseph Meyer: Meyers Konversations-Lexikon, [http://lexikon.meyers.de/wissen/Vogler+(Sachartikel) Vogler], Gotha 1885–1892 (Link nicht mehr verfügbar)
- ↑ Hannes Obermair, Bozen Süd - Bolzano Nord. Schriftlichkeit und urkundliche Überlieferung der Stadt Bozen bis 1500, Bd. 1, Bozen 2005, S. 341f. Nr. 694.
- ↑ Werner Rösener: Jagd und höfische Kultur im Mittelalter, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 135, Seite 273, Göttingen 1997
- ↑ Voglhof Gemeinde Kirchdorf an der Amper
- ↑ Konrad Wutke und August Meitzen: Codex diplomaticus Silesiae, Band 4, Seite 217, Breslau 1857–1933
- ↑ Thomas Lirer: Schwäbische Chronik, Ulm am 12. Januar 1486
- ↑ Bernd Hopke und Edwin Kretzschmann: Chronik der Stadt Annaburg (Lochau) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., Annaburg
- ↑ August Friedrich Pott: Die Personennamen, insbesondere die Familiennamen und ihre Entstehungsarten unter Berücksichtigung der Ortsnamen, Leipzig 1859
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Darstellung eines Jägers mit Beizvogel, Hund und Gewehr auf einem Holzschnitt 12,5x6,0 cm mit lateinischem Text
Der ich als Vogler allen Vögeln nachstell,
habe mir den Namen von der Kunst des Vogelfangs erworben.
Nicht nur verstecke ich Schlingen erfahren unter Grotten,
zum Besten gehalten durch Gesang wird der vertrauensselige Vogel.
Sondern oft, während von der aufragenden Steineiche ein Rebhuhn Ausschau hält,
das beunruhigte durch wunderbare Weisen fällt.
Wiederholt erleidet ein Reiher seine Strafe, durch unsere Falken
gefangen, mag er vorher auch gespielt haben mit vielen Listen.
Meine äusserst willkommene Kunst gefällt den höchsten Fürsten,