Vlaams Belang

Vlaams Belang
Logo der Partei „Vlaams Belang“
Tom Van Grieken
Partei­vorsitzenderTom Van Grieken
Gründung1979 als Vlaams Blok
2004 als Vlaams Belang
Gründungs­ortAntwerpen
Haupt­sitzMadouplein 8 bus 9
1210 Sint-Joost-ten-Node
Aus­richtungRechtsextremismus
Völkischer Nationalismus
Separatismus
Rechtspopulismus
Flämischer Nationalismus
Farbe(n)schwarz, gelb
Belgische Abgeordnetenkammer
18/150
Belgischer Senat
7/60
Flämisches Parlament
23/124
Brüsseler Parlament
1/89
Mitglieder­zahl17.255 (2014)[1]
Europaabgeordnete
3/21
EuropaparteiIdentität und Demokratie Partei
EP-FraktionIdentität und Demokratie
Websitewww.vlaamsbelang.org

Vlaams Belang anhören (deutsch Flämische Interessen) ist eine rechtsextreme[2] und separatistische Regionalpartei in Belgien. Sie vertritt nationalistische Positionen. Ihr Stil gilt als rechtspopulistisch. Im Landesteil Flandern war sie in den 1990er und 2000er Jahren eine der drei stimmenstärksten Parteien. Die Partei wurde im Jahr 2004 gegründet, und zwar als Nachfolgeorganisation des Vlaams Blok (Flämischer Block), der sich während eines Gerichtsprozesses selbst aufgelöst hatte, um einem möglichen Parteiverbot und einer Verurteilung als rassistische Organisation zuvorzukommen.

VB vertritt eine radikale Position innerhalb des flämischen Nationalismus. Eine gemäßigtere Richtung mündete in der N-VA, die zunächst linksliberal, später konservativer ausgerichtet war.

Geschichte

1979 entstand der Vlaams Blok aus einer Fusion der beiden rechtsradikalen Splitterparteien Vlaamse Volkspartij („Flämische Volkspartei“) und Vlaams Nationale Partij („Flämische Nationalpartei“), die sich von der Volksunie abgespalten hatten. Durch sein fremdenfeindliches Programm gelang dem Vlaams Blok 1991 der Durchbruch.[3] Gründer und langjähriger Vorsitzender war Karel Dillen (1925–2007).

Die Partei strebt nach Unabhängigkeit der niederländischsprachigen Region Belgiens, Flandern. Ihr Einsatz gilt der Wahrung des flämischen Kulturgutes und der niederländischen Muttersprache. Wallonien, der frankophone Teil Belgiens, wird als von Korruption und Misswirtschaft geprägt empfunden.

Der Vlaams Blok konnte in den 1990er Jahren vor allem in der Hochburg Antwerpen große Wahlerfolge erringen, was auch im Ausland wegen des gegen Einwanderer ausgerichteten Programms zum Teil mit großer Sorge beobachtet wurde. Der Vlaams Blok wird daher von den übrigen in Belgien etablierten Parteien als nicht koalitionsfähig betrachtet und eine Regierungsbeteiligung einhellig abgelehnt. Diese Ablehnung wird Cordon sanitaire (französisch) genannt.

Eine Zusammenarbeit mit dem französischsprachigen belgischen Front National war dadurch beeinträchtigt, dass der Front National nicht für eine Spaltung, sondern die Einheit Belgiens eintrat.

Nachdem Vlaams Blok 2004 wegen Rassismus verurteilt worden war, benannte sich dieser in Vlaams Belang um, um „das Odium des Rassismus abzustreifen“.[3] Seit 2010 hat die Partei mit schwindenden Stimmenzahlen zu kämpfen. Einer der Hauptgründe dafür ist im Aufstieg der gemäßigteren Nieuw-Vlaamse Alliantie (NVA) zu sehen, die sich ebenfalls für die Autonomie bzw. völlige Unabhängigkeit Flanderns einsetzt.

Eine Untersuchung der Zeitung Het Laatste Nieuws zeigte, dass 15 Nazi-Anhänger zu den Kandidaten des Vlaams Belang bei den Provinzwahlen im Oktober 2018 gehörten. Die Partei kündigte an, dass sie gegen diese Kandidaten ein Disziplinarverfahren einleitet.[4]

Programm

Vlaams Belang tritt für die Unabhängigkeit Flanderns, eine Beschränkung der Zuwanderung und freie Marktwirtschaft ein. Weitere Programmpunkte sind:

Eine multikulturelle Gesellschaft lehnt der Vlaams Belang ab, von Einwanderern wird die Assimilation an die flämische Kultur gefordert. Besonders die Zuwanderung aus muslimischen Ländern und die Etablierung des Islam wird als „drohende Islamisierung“ abgelehnt. Außerdem steht die Partei der Europäischen Union kritisch gegenüber und beteiligt sich deshalb auf europäischer Ebene an der euroskeptischen Europäischen Allianz für Freiheit. Der Vlaams Belang arbeitete außerdem auch mit rechtspopulistischen und rechtsextremen Bewegungen in Deutschland wie Pro Köln, Pro NRW und Pro Deutschland zusammen.

Wahlergebnisse

Von den Wahlen ab 1981 bis einschließlich der Europawahl 2004, der Flämische Parlamentswahl 2004 und der Wahl des Rats der Region Brüssel-Hauptstadt 2004 sind die Wahlergebnisse unter der vorherigen Partei Vlaams Blok beschrieben, die darauf folgenden Ergebnisse zeigen die Wahlergebnisse der Nachfolgepartei Vlaams Belang auf.

Ergebnisse bei den Flämischen Regionalwahlen
JahrStimmenAnteilMandatePlatz
1995465.23912,3 %
15/124
4.
1999603.34515,5 %
20/124
3.
2004981.58724,2 %
32/124
2.
2009628.56415,3 %
21/124
2.
2014232.8136,0 %
6/124
6.
2019783.97718,5 %
23/124
2.
Ergebnisse bei den Wahlen der Region Brüssel-Hauptstadt
JahrStimmenAnteilMandatePlatz
19899.0062,06 %
1/75
11.
199512.5073,03 %
2/75
7.
199919.3104,52 %
4/75
5.
200421.2974,69 %
6/89
5.
20099.0721,97 %
3/89
7.
20142.9870,65 %
1/89
12.
20195.8381,27 %
1/89
13.
Ergebnisse bei den Parlamentswahlen
JahrStimmenAnteilMandatePlatz
198166.4221,1 %
1/212
13.
198585.3911,4 %
1/212
10.
1987116.5341,9 %
2/212
10.
1991405.2476,6 %
12/212
7.
1995475.6777,8 %
11/150
7.
1999613.3999,9 %
15/150
5.
2003767.60511,6 %
18/150
5.
2007799.84412,0 %
17/150
3.
2010506.6977,8 %
12/150
7.
2014247.7463,7 %
3/150
10.
2019810.17712,0 %
18/150
2.
Ergebnisse bei den Senatswahlen
JahrStimmenAnteilMandatePlatz
198171.7331,2 %
0/106
13.
198590.1201,5 %
0/106
10.
1987122.9532,0 %
1/105
10.
1991414.4816,8 %
5/106
7.
1995463.8967,7 %
3/40
6.
1999583.2089,4 %
4/40
5.
2003741.94011,3 %
5/40
6.
2007787.78211,9 %
5/40
4.
2010491.5197,6 %
3/40
7.
Ergebnisse bei den Europawahlen
JahrStimmenAnteilMandatePlatz
198473.1741,3 %
0/24
12.
1989241.1174,1 %
1/24
10.
1994463.9197,8 %
2/25
6.
1999584.3929,4 %
2/25
5.
2004930.73114,3 %
3/24
2.
2009647.1709,9 %
2/22
4.
2014284.8564,3 %
1/21
9.
2019811.16912,1 %
3/21
2.

Siehe auch

Literatur

Einträge in Nachschlagewerken

  • Dirk Rochtus: Vlaams Belang (Belgien). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen. Im Auftrag des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin. De Gruyter Saur, Berlin u. a. 2012, ISBN 978-3-598-24078-2, S. 635–637.
  • Bernd Wagner (Hrsg.): Handbuch Rechtsextremismus: Netzwerke, Parteien, Organisationen, Ideologiezentren, Medien (= rororo aktuell. 13425). Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1994, ISBN 3-499-13425-X, S. 224. (siehe: Vlaams Blok (VB) – Flämischer Block)
  • Stephen E. Atkins: Encyclopedia of Modern Worldwide Extremists and Extremist Groups. Greenwood Press, Westport 2004, ISBN 0-313-32485-9, S. 335–336. (siehe: Vlaams Blok (Flemish Bloc) (VB) (Belgium))

Beiträge in Sammelbänden

  • Vincent Scheltiens: Vom Vlaams Blok zum Vlaams Belang. Analyse eines Problems, Erörterung von Gegenstrategien. In: Peter Bathke, Susanne Spindler (Hrsg.): Neoliberalismus und Rechtsextremismus in Europa: Zusammenhänge – Widersprüche – Gegenstrategien (= Texte der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Bd. 29). Dietz, Berlin 2006, ISBN 3-320-02086-2, S. 88 ff.
  • Hilde Coffé, Jeroen Dewulf: Wavering between Radical and Moderate: The Discourse of the Vlaams Belang in Flanders (Belgium). In: Matthew Feldman, Paul Jackson (Hrsg.): Doublespeak: the rhetoric of the far right since 1945 (= Explorations of the far right. Vol. 3). Ibidem-Verlag, Stuttgart 2014, ISBN 978-3-8382-0554-0, S. 147 ff.
  • Jo Buelens: The Vlaams Belang. In: Anwen Elias, Filippo Tronconi (Hrsg.): From protest to power: autonomist parties and the challenges of representation. Braumüller, Wien 2011, ISBN 978-3-7003-1759-3, S. 283 ff.
  • Gilles Ivaldi, Marc Swyngedouw: Rechtsextremismus in populistischer Gestalt. Front National und Vlaams Belang. In: Frank Decker (Hrsg.): Populismus: Gefahr für die Demokratie oder nützliches Korrektiv?. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14537-1, S. 121–143.
  • Johan Leman: ‘Flemish Interest’ (VB) and Islamophobia. Political, legal and judical dealings. In: Humayun Ansari, Farid Hafez (Hrsg.): From the far right to the mainstream. Islamophobia in party politics and the media. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2012, ISBN 978-3-593-39648-4, S. 69–90.
  • Mona Moufahim, Michael Humphreys: Marketing an extremist ideology. The Vlaams Belang's nationalist discourse. In: Alison Pullen, Carl Rhodes (Hrsg.): The Routledge Companion to Ethics, Politics and Organizations. Routledge, New York 2015, ISBN 978-0-415-82126-1, S. 85 ff.
  • Benjamin de Cleen: The Stage as an Arena of Political Struggle. The struggle between Vlaams Blok/Belang and Flemish city theatres. In: Ruth Wodak, Majid KhosraviNik, Brigitte Mral (Hrsg.): Right-Wing Populism in Europe: Politics and Discourse. Bloomsbury, London u. a. 2013, ISBN 978-1-78093-343-6, S. 209 ff.
  • Marc Swyngedouw, Koen Abts, Maarten Van Craen: Our Own People First in a Europe of Peoples. The International Policy of the Vlaams Blok. In: Christina Schiori Lang (Hrsg.): Europe for the Europeans: The Foreign and Security Policy of the Populist Radical Right. Ashgate Publishing, Burlington u. a. 2007, ISBN 978-0-7546-4851-2, S. 81 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://deredactie.be/cm/vrtnieuws/politiek/1.2133806
  2. Eckhard Jesse, Tom Thieme: Extremismus in den EU-Staaten. Theoretische und konzeptionelle Grundlagen. In: Ders. (Hrsg.): Extremismus in den EU-Staaten. VS Verlag, Wiesbaden 2011, ISBN 978-3-531-17065-7, S. 24.
  3. a b Dirk Rochtus: Vlaams Belang (Belgin). In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuchs des Antisemitismus. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, 2012 Berlin/Boston, S. 635f
  4. https://www.rtbf.be/info/belgique/detail_quinze-sympathisants-nazis-parmi-les-candidats-vlaams-belang?id=10034172

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Die Europaflagge besteht aus einem Kranz aus zwölf goldenen, fünfzackigen, sich nicht berührenden Sternen auf azurblauem Hintergrund.

Sie wurde 1955 vom Europarat als dessen Flagge eingeführt und erst 1986 von der Europäischen Gemeinschaft übernommen.

Die Zahl der Sterne, zwölf, ist traditionell das Symbol der Vollkommenheit, Vollständigkeit und Einheit. Nur rein zufällig stimmte sie zwischen der Adoption der Flagge durch die EG 1986 bis zur Erweiterung 1995 mit der Zahl der Mitgliedstaaten der EG überein und blieb daher auch danach unverändert.
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Flagge Portugals, entworfen von Columbano Bordalo Pinheiro (1857-1929), offiziell von der portugiesischen Regierung am 30. Juni 1911 als Staatsflagge angenommen (in Verwendung bereits seit ungefähr November 1910).
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