Vinasse

Das Wort Vinasse kommt aus dem Lateinischen vinacaeus und bedeutete ursprünglich Weinhefe. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde Vinasse der gebräuchliche Ausdruck für eingedickte, vergorene Zuckerrübenmelasse in Europa.

Vinasse ist, genau wie Melasse, ein honigartiger dunkelbrauner Sirup, der als Folgeerzeugnis nach der Fermentation von Melasse entsteht. Ein berühmter Förderer der Anwendung und Vermarktung von Vinasse im deutschsprachigen Raum war der Unternehmer Wilhelm Lewicki.

Bereits um 1845 regte Justus von Liebig (ein Vorfahre von Wilhelm Lewicki) an, das damals noch namenlose Nebenprodukt der Alkoholherstellung (durch Rüben-Melassenvergärung) zur Düngung von Zuckerrübenfeldern zu nutzen, um so das fehlende Kalium im Boden zu ergänzen.

Die Zusammensetzung variiert je nach Herkunft der Melasse (Zuckerrohr, Zuckerrübe) und Fermentationsprozess.

• organische Trockensubstanz (TS) ca. 61 %
• Rohprotein (in % der TS) ca. 11 %
• Aschegehalt (in % der TS) ca. 29 %
• Zuckergehalt (in % der TS) ca. 13 %

• organische Trockensubstanz ca. 61 %
• Rohprotein (in % der TS) ca. 26 %
• Aschegehalt (in % der TS) ca. 39 %
• Zuckergehalt (in % der TS) ca. 7 %

• organische Trockensubstanz ca. 54 %
• Rohprotein (in % der TS) ca. 36 %
• Aschegehalt (in % der TS) ca. 38 %
• Zuckergehalt (in % der TS) ca. 2 %

• Stickstoff (N) gesamt 3–4,5 %
• Kalium (K₂O) 6–9 %
• Phosphor (P₂O₅) 0,2–0,5 %^[1][2]

Vinasse kann in Futtermitteln zur Eiweißanreicherung, als Bindemittel/Staubbremse und als Appetitanreger eingesetzt werden. Rüben-Vinasse mit hohem Eiweißgehalt ist besonders als Futterbeimischung (4–5 %) für Wiederkäuer geeignet. Aufgrund der geringeren Ammoniumverträglichkeit haben sich für Schweine oder Geflügel Beimischungen von ca. 2 % bewährt.

Der Gehalt an zum Teil organisch gebundenen Mineralstoffen (N-P-K) macht Rüben-Vinasse zu einem wertvollen organischen Düngemittel (z. B. für Orchideen). Durch den Restzuckergehalt begünstigt Vinasse, durch Anreicherung des Bodens mit Bodenmikroorganismen, zusätzlich die Verrottung von Stroh und die Fruchtbarkeit des Bodens. Rohr-Vinasse ist auf Grund ihres höheren Salzgehalts weniger zur Düngung geeignet, die Düngung sollte folglich höchstens etwa alle drei Jahre erfolgen. Eine zu häufige Aufbringung von Rohr-Vinasse kann durch Versalzung die Bodenfruchtbarkeit vermindern.

• J. D. dos Santos, A. L. Lopes da Silva, J. da Luz Costa, G. N. Scheidt, A. C. Novak, E. B. Sydney, C. R. Soccol: Development of a vinasse nutritive solution for hydroponics. In: Journal of Environmental Management. 114, 2013, S. 8–12, doi:10.1016/j.jenvman.2012.10.045, PMID 23201600.
• C. A. Christofoletti, J. P. Escher, J. E. Correia, J. F. Urbano Marinho, C. S. Fontanetti: Sugarcane vinasse: Environmental implications of its use. In: Waste Management. 33, 2013, S. 2752–2761, doi:10.1016/j.wasman.2013.09.005.
• M. Tejada, C. Garcia, J. L. Gonzalez, M. T. Hernandez: Organic Amendment Based on Fresh and Composted Beet Vinasse. In: Soil Science Society of America Journal. 70, 2006, S. 900–908, doi:10.2136/sssaj2005.0271.
• V. Parnaudeau, N. Condom, R. Oliver, P. Cazevieille, S. Recous: Vinasse organic matter quality and mineralization potential, as influenced by raw material, fermentation and concentration processes. In: Bioresource Technology. 99, 2008, S. 1553–1562, doi:10.1016/j.biortech.2007.04.012.

1. ↑ George, Eghbal: Ökologischer Gemüsebau, Bioland Verlags GmbH, 2009, Mainz ISBN 3-934239-14-5
2. ↑ vinasse.de: Biodünger aus der Zuckerrübe - Vinasse als ein natürliches Recycle-Produkt