Villeneuve (Ain)
Villeneuve | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Auvergne-Rhône-Alpes | |
Département (Nr.) | Ain (01) | |
Arrondissement | Bourg-en-Bresse | |
Kanton | Villars-les-Dombes | |
Gemeindeverband | Dombes Saône Vallée | |
Koordinaten | 46° 1′ N, 4° 50′ O | |
Höhe | 230–287 m | |
Fläche | 26,79 km² | |
Einwohner | 1.548 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 58 Einw./km² | |
Postleitzahl | 01480 | |
INSEE-Code | 01446 | |
Website | www.villeneuve01.fr | |
Gemeindeverwaltung und Postamt in Villeneuve |
Villeneuve ist eine französische Gemeinde mit 1.548 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Ain in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Sie gehört zum Kanton Villars-les-Dombes im Arrondissement Bourg-en-Bresse und ist Mitglied im Gemeindeverband Dombes Saône Vallée.
Geographie
Lage
Villeneuve liegt auf 268 m, etwa 36 km südwestlich der Präfektur Bourg-en-Bresse, 29 km nördlich von Lyon und 31 km südlich der Stadt Mâcon (Luftlinie). Das Dorf liegt am Rand der seenreichen Landschaft und historischen Provinz Dombes im Südwesten des Départements Ain. Nachbargemeinden von Villeneuve sind Francheleins und Saint-Trivier-sur-Moignans im Norden, Sainte-Olive (Berührungspunkt) und Ambérieux-en-Dombes im Osten, Savigneux und Ars-sur-Formans im Süden sowie Chaleins im Westen.
Topographie
Die Fläche des 26,79 km² großen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt der westlichen Dombes, eines von unzähligen Seen und Wasserflächen durchzogenen Hochplateaus zwischen dem Tal der Saône im Westen und dem Jura im Osten. Mit Höhenwerten zwischen 260 m und 280 m ist der Großteil der Gemeinde fast eben, nur im Nordwesten beginnt ein leichter Geländeabfall verursacht durch den Bach Le Mâtre, der das Gemeindegebiet zur Saône hin entwässert. Dieser Teil sowie die unmittelbare Umgebung des Dorfes werden intensiv landwirtschaftlich genutzt, währen am Nord- und Ostrand die für die Dombes typische Aneinanderreihung von Seen und Weihern (frz.: étang) anfängt. Dementsprechend hoch ist der Anteil der Felder (64 %), Wiesen (8 %) und sonstiger landwirtschaftlicher Flächen (15 %). Die Seen und dazwischenliegenden Waldstücke machen jeweils etwa 5 % aus.[1]
Gemeindegliederung
Zu Villeneuve gehören neben dem eigentlichen Ortskern auch mehrere Weilersiedlungen und Gehöfte, darunter die größeren:
- Ouroux (245 m) und Agnereins (261 m) nördlich des Ortskerns,
- Chanteins (277 m) im Osten,
- Les Améries (270 m), Siedlung im südlichen Teil des Dorfes.
Geschichte
Die verschiedenen Weiler von Villeneuve gehen alle auf ehemals eigenständige kleine Herrschaftssitze und Pfarreien zurück. Im Hochmittelalter bestanden bereits Agnereins (In pago Lugdunensi, in agro Animiacense, 954) und Ouroux (in comitatu Lugdunensi: hoc est æcclesiam in honore Sancti Martini, in villa quam Oratorios vacant, 969). Deren Schreibweisen entwickelten sich über Ainninens (1176), A(g)ninens (ca. 1250), A(i)gnynens (1325), Aignineins (1492) und Agnerens (1662) bzw. de Oratorio (1156) und O(u)rours (1299) zu den jeweiligen heutigen Schreibweisen. Einige Jahrhunderte später verzeichneten Villeneuve (Villanova, ca. 1250) und Chanteins (Chantens, 1289) erstmals eine urkundliche Erwähnung, beim letzteren entwickelte sich die Schreibweise über Chante(y)nz (1299–1369), Chanteins (1587), Chantin (1662) und Champteins (1789) fort.[2]
Villeneuve bildete im Mittelalter unter der Oberhoheit der Herren von Thoire-Villars eine kleine befestigte Herrschaft, zu deren Besitztümern die übrigen Weiler des heutigen Villeneuve gehörten. Anfang des 14. Jahrhunderts gewannen die Herren von Beaujeu Einfluss auf Villeneuve und weitere Teile der westlichen Dombes, ab dem Jahr 1406 gelangte es für mehrere Jahrhunderte unter die Oberhoheit der Bourbonen, denen die Herrschaft Beaujeu vermacht worden war und die Villeneuve zum Hauptort einer Kastlanei (frz.: châtellenie) machten.[2]
Die im Zuge der Französischen Revolution geschaffene Verwaltungsstruktur ordnete Ouroux und Chanteins der Gemeinde Villeneuve zu, die Eingemeindung von Agnereins geschah 1827.[3] Nachdem Villeneuve von 1793 bis 2015 zum Kanton Saint-Trivier-sur-Moignans gehörte, wurde die Gemeinde nach der Neuordnung der Kantone Teil des Kantons Villars-les-Dombes.
Während des Zweiten Weltkriegs und als Reaktion auf die Landung der Alliierten in der Normandie führte die Gestapo im Juni 1944 rund um Lyon eine Serie von Erschießungen von Mitgliedern der Résistance durch. Am 13. Juni 1944 wurden aus dem Gefängnis Montluc 19 Gefangene nach Villeneuve zu einer Fläche am Straßenrand der heutigen D936 bei Agnereins gebracht und hingerichtet. Dort steht heute ein Mahnmal.[4]
Sehenswürdigkeiten
Aus dem 14. Jahrhundert und damit aus der Zeit der mittelalterlichen Herrschaftssitze stammt ein Festes Haus in ganz im Norden der Gemeinde (frz.: Maison-forte de Villon), das als Monument historique klassifiziert ist. Es war Sitz der bereits 1150 erwähnten Familie Villion und wurde 1378 von den Savoyern erobert. Im 15. und 16. Jahrhundert, als wechselnder Besitz verschiedener Familien aus Villeneuve und Fareins, wurden größere Veränderungen an dem aus Ziegeln errichteten Bau vorgenommen.[5]
Die Dorfkirche Sainte Madeleine de Villeneuve wurde im 1832 erbaut als Ersatz für einen Vorgängerbau, der nach den Eingemeindungen von Agnereins und Chanteins zu klein geworden war. Hierbei wurden Steine der alten Kirche und der abgerissenen Kapelle von Agnereins wiederverwendet.
Bevölkerung
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2011 | 2019 |
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Einwohner | 746 | 689 | 630 | 733 | 845 | 939 | 1259 | 1396 | 1548 |
Quellen: Cassini und INSEE |
Mit 1548 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019)[6] gehört Villeneuve zu den kleineren Gemeinden des Départements Ain. Nachdem das Dorf im 19. Jahrhundert stark gewachsen war bis auf etwa 1100 Einwohner, sank die Einwohnerzahl im 20. Jahrhundert kontinuierlich. Erst in den letzten Jahrzehnten setzte wieder eine Bevölkerungszunahme ein, die die Blütezeit des 19. Jahrhunderts übertrifft.[3] Die Ortsbewohner von Villeneuve heißen auf Französisch Villeneuvois(es).
Wirtschaft und Infrastruktur
Villeneuve ist bis heute ein vorwiegend durch die Landwirtschaft, insbesondere Tierproduktion und Feldwirtschaft, geprägtes Dorf. Daneben gibt es heute verschiedene Betriebe des lokalen Kleingewerbes. Mittlerweile hat sich das Dorf auch zu einer Wohngemeinde entwickelt. Viele Erwerbstätige sind Wegpendler, die in den größeren Ortschaften des Ain, aber auch im Großraum Lyon ihrer Arbeit nachgehen.[7]
Die Ortschaft liegt an der Hauptstraße D936, die Bourg-en-Bresse mit Villefranche-sur-Saône verbindet. Weitere Nebenstraßen führen sternförmig in die Nachbargemeinden. Der nächste Autobahnanschluss an die A6 befindet sich in rund 11 km Entfernung südlich von Villefranche. Östlich des Dorfes durchschneidet die Trasse der Hochgeschwindigkeitsstrecke LGV Sud-Est das Gemeindegebiet, die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Mâcon-Loché TGV und Lyon Part-Dieu bzw. Lyon-Saint-Exupéry TGV. Als Flughafen in der Region kommt Lyon-St-Exupéry (47 km) in Frage.
Bildung
In Villeneuve befindet sich eine staatliche école primaire (Grundschule mit eingegliederter Vorschule).
Persönlichkeiten
- René Leynaud (1910–1944); Journalist, Dichter und Mitglied der Combat, in Villeneuve exekutiert.
- Jean Gouailhardou (1911–1944); Mitglied der Résistance, 1944 in Villeneuve exekutiert.
Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Villeneuve (französisch)
Einzelnachweise
- ↑ Daten 2006 von CORINE Land Cover, abrufbar z. B. unter www.statistiques.developpement-durable.gouv.fr (Memento des Originals vom 24. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- ↑ a b É. Philipon: Dictionnaire Topographique du Département de l’Ain. Imprimerie Nationale, 1911, S. 3, 92, 466, 467 (französisch, online [PDF; abgerufen am 4. Januar 2014]).
- ↑ a b Villeneuve – notice communale. In: cassini.ehess.fr. Abgerufen am 26. August 2015 (französisch, ab 1968 Einwohnerzahlen von INSEE).
- ↑ Tombes des 28 patriotes fusillés à Saint-Didier-de-Formans. In: Musée de la résistance en ligne. Abgerufen am 22. November 2015 (französisch).
- ↑ Maison-forte de Villon in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch).
- ↑ Französisches Statistikinstitut (www.insee.fr)
- ↑ Commune de Villeneuve – Dossier complet. In: INSEE. Abgerufen am 26. August 2015 (französisch).
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Positionskarte von Frankreich mit Regionen und Départements
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Étang de la Maison-forte de Villon.
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Monument des dix neuf fusillés de Villeneuve (Ain) dont Jean Gouailhardou et René Leynaud. Plusieurs victimes inconnues. Un survivant, Jacques Thoinet.
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Porte de la Maison forte de Villon.
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Blason de la commune de Villeneuve : Losangé d’or et d’azur ; au chef de gueules chargé de trois fleurs de lis d’or.
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Villeneuve (Ain) - Eglise Sainte-Madeleine
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