Villa Sarabodis

Moderner Eingang zur Villa Sarabodis

Die sogenannte Villa Sarabodis ist ein ehemaliger römischer Gutshof in unmittelbarer Nähe der Erlöserkirche in Gerolstein im Landkreis Vulkaneifel in Rheinland-Pfalz.

Entdeckung

Fundamente und Grundmauern
Hypokaustum

Als 1907 der Bau der Gerolsteiner Erlöserkirche begann, kamen bei den Ausschachtungsarbeiten für die Kirche die Fundamente eines ländlichen Gutshofes (Villa rustica) aus der Römerzeit zum Vorschein. Der Name Villa Sarabodis tauchte erst viel später in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahre 762 auf.

Außer den Grundmauern und den Fundamenten wurde neben dem Eingangstor zusammen mit weiteren Fundstücken auch eine gut erhaltene antike römische Fußbodenheizung, ein Hypokaustum, entdeckt. Die Heizungsanlage wurde teilweise rekonstruiert und mit einem kleinen schützenden Überbau versehen.[1]

Museumsbau

Um die historische Bedeutung des Areals hervorzuheben, entstand 1913, zeitgleich mit dem Bau der Erlöserkirche, das Altertumsmuseum Villa Sarabodis. Dieses Museum zeigt und erklärt Artefakte aus der keltisch-römischen Blütezeit im Kylltal. Exponate aus der keltischen, römischen und fränkischen Zeit geben Aufschluss über die Geschichte Gerolsteins und die frühe Besiedlung der Region.

Die Eifelregion war zur damaligen Zeit Eroberungs- und Siedlungsgebiet der Römer. Die hier ansässigen Kelten verdankten ihre Kultur den Römern, die in der Architektur, in der Kochkunst und in kultureller Hinsicht zahlreiche Spuren hinterlassen haben, was im Museum ausführlich dokumentiert wird.[2]

Geschichte

Isometrische Ansicht einer Villa rustica mit beiderseitigen Risaliten

Der Ursprung der römischen Villa geht auf das 1. Jahrhundert nach Christus zurück. Überwiegend römische Funde weisen darauf hin, dass die Villa schon im ersten Jahrzehnt nach Christi Geburt gegründet wurde. Weitere Funde von 22 römischen Münzen belegen, dass die Villa noch bis zur Mitte des 4. Jahrhunderts nach Christus bewohnt war. Typisch für den Baustil dieser Villen waren die Risalite beiderseits des Haupteingangs.

Während der Völkerwanderungszeit (4. bis 6. Jahrhundert nach Christus) fiel die Villa der Zerstörung zum Opfer. In dem meterhohen Brandschutt wurden Gräber mit Skeletten von 27 fränkischen Kriegern freigelegt, deren Verletzungen noch immer ungeklärt sind.[3]

Namensherkunft

Der Name Villa Sarabodis ist in einer Schenkungsurkunde von 762 überliefert. Laut dieser Urkunde schenkten die Eltern Karls des Großen, das waren der Frankenkönig Pippin der Jüngere und seine Frau Bertrada die Jüngere, die Villa Sarabodis der Abtei Prüm.

Woher der Name Sarabodis stammt, ist allerdings nicht zweifelsfrei geklärt. Anfangs wurde er mit der frühmittelalterlichen Bezeichnung saru für Rüstung in Zusammenhang gebracht. Daraus wurde gefolgert, dass die Villa in den Besitz eines fränkischen Edelings namens Sarabod gelangt sei. Demzufolge wurde Sarabod als der Gerüstete interpretiert.

Eine andere Interpretation stützt sich auf eine Vermutung des Provinzialrömischen Archäologen Peter Henrich. In westeuropäischen Sprachen sind viele Wörter und Begriffe enthalten, die noch aus der keltischen Sprache stammen. Keltische Namen wurden dann in der offiziellen Schriftsprache latinisiert, so auch der Name vom Stifter der keltisch-römischen Tempelanlage Juddekirchhof.[4][5] Daraus leitete Henrich ab, dass dieser Stifter auch der Besitzer der Villa Sarabodis war und auch hier der keltische Begriff latinisiert wurde in Villa Sarabodis, wörtlich übersetzt Villa am (-fließenden-) Wasser. Deshalb geht Henrich davon aus, dass es den fränkischen Edeling Sarabod im Zusammenhang mit der früheren Namensdeutung nicht gegeben hat.[6]

Denkmalschutz

Die Villa Sarabodis ist in der Liste der Kulturdenkmäler in Gerolstein verzeichnet.

Literatur

  • Erlöserkirche – Villa Sarabodis. Kuratorium der Erlöserkirche, Gerolstein 1983.
  • Heinz Cüppers: Gerolstein, Gutshof. In: Heinz Cüppers (Hrsg.): Die Römer in Rheinland-Pfalz. Theiss, Stuttgart 1990, S. 373.
  • Peter Henrich, Marianne Tabaczek, Michael Zelle: Die römische Villa von Gerolstein "Auf dem Hofacker" – Villa Sarabodis, Kreis Daun. In: Trierer Zeitschrift 67/68, 2004/05, S. 93–140 (Digitalisat).

Siehe auch

Commons: Villa Sarabodis (Gerolstein) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Villa Sarabodis aus eifelfuehrer.de, abgerufen am 26. April 2024.
  • Villa Sarabodis Datenbank der Kulturgüter in der Region Trier 2021, abgerufen am 7. März 2021.

Einzelnachweise

  1. Villa Sarabodis aus gerolsteiner-land.de, abgerufen am 7. März 2021.
  2. Museum Villa Sarabodis aus eifel.info, abgerufen am 7. März 2021.
  3. Museum Villa Sarabodis Museumsportal Rheinland-Pfalz, abgerufen am 7. März 2021.
  4. Römisches Heiligtum in Gerolstein KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital, abgerufen am 7. März 2021.
  5. Der Juddekirchhof - ein Geschichtsdenkmal aus heimatjahrbuch-vulkaneifel.de, abgerufen am 7. März 2021.
  6. Villa Sarabodis in Gerolstein aus heimatjahrbuch-vulkaneifel.de, abgerufen am 7. März 2021.

Koordinaten: 50° 13′ 23,9″ N, 6° 39′ 15,8″ O

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Gerolstein, Sarresdorfer Straße 15-17, Ruinen einer Villa Rustica aus dem 1. Jahrhundert nach Christus
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Schematic image of a roman Villa Rustica
Gerolstein 42.jpg
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Gerolstein, Ruinen einer Villa Rustica (1. Jh.), Hypokaustanlage (Fußbodenheizung) aus aus Originalmaterial (wiederhergestellt)
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Gerolstein, Ruinen einer Villa Rustica (1. Jh.), im wesentlichen sind die Fundamente und Grundmauern erhalten