Villa Glitzerburg

Die Villa Glitzerburg (urspr. Villa Wedekind) zählte zu den größten Wohnhäusern in Kassel. Sie wurde von 1868 bis 1870 an der Karthäuserstraße/Ecke Friedrich-Ebert-Straße (damals Hohenzollernstraße) errichtet. Architekt war Wilhelm Lüer, Baumeister der Kasseler Maurermeister Seyfarth. Nach Lüers Tod wurde der Bau unter der Leitung von Conrad Wilhelm Hase fortgesetzt. Bauherr war der deutsch-italienische Kaufmann Karl Wedekind.

Das Gebäude war neugotisch im Stil der Hannoversche Architekturschule errichtet. Auch im Inneren war die Villa weitgehend neugotisch ausgestattet. Wandgemälde fanden sich ebenso wie reiche Bleiverglasung. Die Fresken und Wandmalereien stammten von dem Künstler Merkel, der im Fritzlarer Dom ein Altargemälde gemalt hatte. Dazu kamen Bilder zahlreicher Künstler, mit denen der Bauherr, der sich auch als Mäzen betätigte, in Kontakt stand.

Die Baumaterialien waren ausschließlich handwerklich hergestellt und keine Fabrikware. Die Villa war umgeben von einem weitläufigen Park. Von dem Turm des Hauses war ein Blick über Kassel möglich. Die glasierten Dachziegeln reflektierten das Sonnenlicht und führten im Volksmund zu der Bezeichnung „Glitzerburg“.[1]

Die Deutsche Bauzeitung vom 10. Februar 1870 beschreibt das Gebäude ausführlich und lobte die monumentale Ausführung und die konsequent neugotische Gestaltung.

Nach dem Tod des Bauherrn wurde die Villa 1883 an den Kaufmann Carl Ponfik verkauft. 1902 erwarb die Kaiserliche Postdirektion Gebäude und Park und ließ im Park die Oberpostdirektion erbauen. Die Villa wurde dem jeweiligen Oberpostdirektor als Dienstwohnung zur Verfügung gestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude im Oktober 1943 bei einem Bombenangriff weitgehend zerstört.[2] Es wich einem Neubau der Post, der inzwischen von der Deutschen Telekom genutzt wird.

Literaturhinweise

  • Wolfgang Brönner, Die bürgerliche Villa in Deutschland 1830 - 1890, Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms 1994, S. 181–183, Abbildungen S. 343–347, ISBN 978-3884622865

Einzelnachweise

  1. Gurlitt Cornelius: Zur Befreiung der Baukunst: Ziele und Taten deutscher Architekten im 19. Jahrhundert Birkhäuser, 1968, S. 98
  2. Bastian Ludwig: Glitzerburg war Glanzstück unter Kassels Wohnhäusern. In: www.hna.de. 2. Juli 2015. Abgerufen im 2016-03-111.

Koordinaten: 51° 18′ 54,2″ N, 9° 29′ 8,9″ O