Viktor Adolf zu Bentheim und Steinfurt

Viktor Adolf Wilhelm Otto zu Bentheim und Steinfurt (* 18. Juli 1883 in Potsdam; † 4. Juni 1961 in Burgsteinfurt, Münsterland)[1] war ab dem 1. Oktober 1906 Erbprinz und ab dem 21. Januar 1919 Chef des Hauses Bentheim und Steinfurt. Er hieß danach amtlich Fürst zu Bentheim und Steinfurt.[2]

Wappen der Grafen und Fürsten zu Bentheim und Steinfurt nach 1589

Leben

Herkunft

Viktor Adolf zu Bentheim und Steinfurt war ein Sohn des Fürsten Alexis zu Bentheim und Steinfurt (1845–1919) und seiner Frau Pauline zu Waldeck und Pyrmont (1855–1925). Diese war die zweite Tochter des Fürsten Georg Viktor zu Waldeck und Pyrmont (1831–1893) und dessen ersten Frau Prinzessin Helene von Nassau (1831–1888). Ihre Schwester Emma war Königin der Niederlande.

Werdegang

Viktor besuchte das Gymnasium Arnoldinum in Burgsteinfurt. Am 1. Oktober 1906 wurde er nach dem Verzicht seines älteren Bruders Eberwyn zum Erbprinzen.[3] Er studierte Rechtswissenschaften in Bonn und wurde Mitglied des Corps Borussia Bonn.[4] Seit 1908 arbeitete er als Rechtsreferendar. Er war schon vor 1912 beim 1. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam,[5] als Rittmeister aktiver Offizier im Ersten Weltkrieg[6] und erhielt mehrere Auszeichnungen.[7] Von 1910 bis 1918 vertrat er seinen Vater als erbliches Mitglied als Abgeordneter in der württembergischen Kammer der Standesherren. Mit dem Tod seines Vaters am 21. Januar 1919 wurde er zum 5. Fürsten zu Bentheim und Steinfurt. Nach dem Ende der Monarchie und mit dem Inkrafttreten der Weimarer Reichsverfassung am 14. August 1919 wurde sein Erstgeburtstitel Fürst zu einem Teil seines Nachnamens.[2] Familienoberhaupt des Hauses Bentheim und Steinfurt blieb er bis zu seinem Tod.

Sein Sohn Alexis Prinz zu Bentheim und Steinfurt war während des Zweiten Weltkriegs am 2. Dezember 1943 von Avignon aus zu seinem ersten Feindflug gestartet, kehrte jedoch nie zurück und galt lange als „über See vermisst“. Inzwischen steht fest, dass er am 2. Dezember 1943 südlich von Marseille im Luftkampf über dem Mittelmeer abstürzte und dadurch zu Tode kam.[8]

Viktor Adolf Fürst zu Bentheim und Steinfurt war evangelisch-reformierter Konfession. Er starb am 4. Juni 1961 im Alter von 77 Jahren in Burgsteinfurt und wurde auf dem fürstlichen Familienfriedhof im Bagno beigesetzt. Da der älteste Sohn Alexis im Krieg fiel, wurde der jüngere Sohn Christian neues Familienoberhaupt.

Ehe und Nachkommen

Am 9. September 1921 heiratete Viktor Adolf auf Schloss Ratibořice Stephanie zu Schaumburg-Lippe (* 19. Dezember 1899; † 2. Mai 1925), Tochter des Prinzen Friedrich zu Schaumburg-Lippe (1868–1945) und der Prinzessin Louise von Dänemark (1875–1906), Tochter des dänischen Königs Friedrich VIII.

Viktor Adolf und Stephanie hatten vier Kinder:

  • Alexis Friedrich (* 30. Juli 1922; † 2. Dezember 1943, vor Marseille), deutscher Jagdflieger[9][10]
  • Christian (* 9. Dezember 1923) ⚭ am 7. August 1950 Sylvia Gräfin von Pückler (* 16. Mai 1930; † 15. November 2013)[11]
  • Adolf (*/† 2. Mai 1925)
  • Viktor (*/† 2. Mai 1925)

Nachdem Stephanie 1925 während der Entbindung von den Zwillingen gestorben war, heiratete Viktor am 30. Juni 1931 in Lich Rosa Helene von Solms-Hohensolms-Lich (* 14. August 1901; † 14. April 1963), Tochter des Reinhard Ludwig zu Solms-Hohensolms-Lich (1867–1951) und Marka Klara Rosa Gräfin zu Solms-Sonnenwalde-Pouch (1879–1965).

Aus der zweiten Ehe gingen folgende sieben Kinder hervor:

  • Juliane (* 22. Dezember 1932; † 2. Oktober 2013)
  • Reinhard Georg (* 27. März 1934; † 4. April 2021) ⚭ 30. August 1975 Angelica Emmermann (* 1944)
  • Maria Adelheid (* 14. April 1935) ⚭ 30. Dezember 1965 István Beliczey de Baicza (* 10. November 1936; † 22. Februar 2021)
  • Charlotte Elisabeth (* 3. Juli 1936) ⚭ 23. Mai 1964 Wolfgang Winkhaus (* 11. Mai 1929), Geschäftsführer der Aug. Winkhaus GmbH & Co. KG
  • Ferdinand (* 13. August 1938; † 19. September 2010)[12] ⚭ 10. Januar 1971 Leonie Keller (* 1946)
  • Otto-Victor (* 24. Juli 1940; † 1. November 2016)
  • Oskar Arnold (* 8. März 1946; † 3. August 2021)[13] ⚭ 16. August 1980 Margot Lueke (* 1938).

Ehrungen

Literatur

  • Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Hrsg. Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 51.
  • Genealogisches Handbuch des Adels. Fürstliche Häuser, Band XIX, Band 149 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2011, ISBN 978-3-7980-0849-6, ISSN 0435-2408, S. 120–122.
  • Herrmann A. L. Degener: Wer ist’s? 5. Ausgabe, Leipzig 1911.
  • Gothaisches genealogisches Handbuch der fürstlichen Häuser, Band 2. Verlag des Deutschen Adelsarchivs, Marburg 2018, ISBN 978-3-9817243-6-3, S. 202–203.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gothaisches genealogisches Handbuch der fürstlichen Häuser. Band 2, Marburg 2018, S. 202.
  2. a b Artikel 109 WRV (Weimarer Reichsverfassung vom 11. August 1919) bestimmt, dass die öffentlich-rechtlichen Vorrechte oder Nachteile der Geburt oder des Standes aufzuheben sind. Adelsbezeichnungen gelten nur [mehr] als Teil des Namens und dürfen nicht mehr verliehen werden. Im Falle der Nachkommen des ehemaligen Fürstenhauses Bentheim und Steinfurt tragen seitdem alle Familienmitglieder den Familiennamen Prinz bzw. Prinzessin von Bentheim und Steinfurt. Siehe dazu Wilfried Rogasch: Schnellkurs Adel. DuMont, Köln 2004, S. 17 ff. ISBN 978-3-8321-7617-4. Das Preußische Adelsgesetz vom 23. Juni 1920 führt im § 22 hinsichtlich der Erstgeburtstitel aus: „Stand zur Zeit des Inkrafttretens der Reichsverfassung einem Familienangehörigen vor den anderen Familienangehörigen eine besondere Bezeichnung zu, so darf er diese Bezeichnung für seine Person […] beibehalten.“
  3. Die Eheaffäre des Prinzen Eberwyn zu Bentheim, In: Berliner Volkszeitung, 60. Jahrgang, No. 573, Freitag, 6. Dezember 1912, S. 1.
  4. Kösener Korpslisten von 1798 bis 1910, Hrsg. Karl Rügemer, Verlag der Academischen Monatshefte, Druck Verlagsanstalt Carl Gerber GmbH München, Starnberg 1910, 19, 781.
  5. Rangliste der Königlich Preußischen Armee für 1912. In: Königliches Kriegsministerium (Hrsg.): Rangliste. Kavallerie. 1. Rarde-Ulanen-Regiment. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin Dezember 1911, S. 343 (google.de [abgerufen am 16. März 2023]).
  6. Eduard Senftleben: Das 1. Garde-Ulanen-Regiment im Weltkriege. In: m Auftrag des Vereins der Offiziere des ehemaligen Kgl. Preuß. 1. Garde-Ulanen-Regiments (Hrsg.): Regimentsgeschichte. Tafel 16 Bildnis. Traditionsverlag Wilhelm Kolk, Berlin 1929, S. 33 f. (d-nb.info [abgerufen am 17. August 2021]).
  7. A. v. Loebenstein: Aus dem Kriegstagebuch des 1. Garde-Ulanen-Regiments. Hrsg.: Im Auftrag des Regiments. A. W. Hayn’s Erben, Potsdam 1919, S. 54 (kit.edu [abgerufen am 17. August 2021]).
  8. Gothaisches genealogisches Handbuch der fürstlichen Häuser. Band 2, Marburg 2018, S. 203.
  9. vgl. Lino von Gartzen: Alexis zu Bentheim in Einestages auf Spiegel Online. Vom Meeresgrund vor Marseille geborgene Reste von Bentheims Messerschmitt Bf 109 wurden anfangs irrtümlich für Relikte der Maschine von Antoine de Saint-Exupéry gehalten.
  10. Münsterland Der vermisste Prinz – Spurensuche im Mittelmeer, Westfälische Nachrichten, 2. Dezember 2008.
  11. Nachruf Sylvia Fürstin zu Bentheim und Steinfurt
  12. Nekrolog Ferdinand Prinz zu Bentheim und Steinfurt. WEstfälische Nachrichten, 23. September 2010.
  13. Nachruf Oskar Arnold Prinz zu Bentheim und Steinfurt. Fürst zu Bentheimische Domänenkammer.
  14. Balley Brandenburg des Ritterlichen Ordens St. Johannis vom Spital zu Jerusalem (Hrsg.): Die Mitglieder des Erweiterten Kapitels des Johanniterordens von 1958–1999. Selbstverlag, Nieder-Weisel 1999, S. 10 (kit.edu [abgerufen am 17. August 2021]).
VorgängerAmtNachfolger
AlexisChef des Hauses Bentheim und Steinfurt
1919–1961
Christian

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Wappen der Fürsten zu Bentheim-Steinfurt