Victorbur
Victorbur Gemeinde Südbrookmerland | |
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Koordinaten: 53° 29′ 26″ N, 7° 21′ 27″ O | |
Höhe: | 2 m ü. NN |
Einwohner: | 4069 (Apr. 2021)[1] |
Eingemeindung: | 1. Juli 1972 |
Postleitzahl: | 26624 |
Vorwahl: | 04942 |
Lagekarte der Gemeinde Südbrookmerland | |
Kirche St. Victor |
Victorbur (Plattdeutsch: Vitterbuur) ist seit der Gemeindegebietsreform vom 1. Juli 1972 ein Ortsteil und der Verwaltungssitz der Gemeinde Südbrookmerland[2] im Landkreis Aurich in Ostfriesland. Er besteht aus den Dörfern Süd-Victorbur, Ost-Victorbur und West-Victorbur sowie dem östlichen Teil von Victorbur-Upende. Der Ortsteil hat etwa 4000 Einwohner und ist damit nach Moordorf mit rund 6500 Einwohnern der bevölkerungsreichste der Gemeinde. Ortsvorsteher ist Thomas Erdwiens (FWG).[3]
Lage und Gebiet
Victorbur war ursprünglich eine Reihensiedlung, die durch die Ausweisung neuer Baugebiete inzwischen stark zersiedelt ist. Das Dorf liegt etwa sieben Kilometer nordwestlich der Kreisstadt Aurich. Insgesamt bedeckt die Gemarkung eine Fläche von 12,11 Quadratkilometern, die sich auf Erhebungen zwischen etwa einem Meter über Normalnull im Westen und 2,8 Metern im Osten befinden.[4]
Geschichte
Victorbur ist eine Siedlung, die nach dem Aufstreckrecht (Ostfriesisches Platt: Upstreekrecht) entstand. Möglicherweise waren die ersten Siedler ehemalige Bewohner von Küstengebieten, aus denen sie nach Sturmfluten ins Landesinnere auswichen. Dort legten sie zunächst Wege durch das Moor an. Anschließend begannen sie von Grundstücken rechts und links des Weges mit der Erschließung des Gebietes. Ein Siedler konnte in der Breite seines Grundstücks das Moor bearbeiten, nutzen, abgraben, bis er auf die Parzelle eines anderen Bauern, einen Weg, ein Gewässer oder eine ähnliche Grenze stieß. An der Stelle der heutigen Kirche entstanden wohl im 11. und 12. Jahrhundert zwei Vorgängerbauten aus Holz. Bis 1250 errichteten die Bewohner der Ortschaften Theene, Uthwerdum und Victorbur die heute noch erhaltene Backsteinkirche und weihten diese Victor von Xanten, dem Schutzpatron des Ortes. In den Brookmer Willküren (1271) wird der Ort Victoris hove genannt. Der Kirchenbezirk gehörte zu den vier befriedeten Rechtsräumen des Brokmer- und Auricherlandes, innerhalb deren jede Übeltat mit einer dreifach hohen Buße belegt war.
Entwicklung des Ortsnamens
Erstmals wird das Dorf im Jahre 1251 als St. Victoris-Hofe genannt. Die Bezeichnung geht zurück auf die dem heiligen Victor von Xanten geweihte Kirche. Das später hinzugefügte -bur steht für eine Bauerschaft. Der Ortsname steht damit für die Bauerschaft, die sich der Verehrung des Heiligen Victor verschrieben hat.[4]
Sehenswürdigkeiten
Der Ort verdankt der Kirche, die dem heiligen Victor geweiht ist, ihren Namen. Die St.-Victor-Kirche befindet sich im Westen von Victorbur auf einer Warft. Der mit 57 Metern recht lange, 11 Meter breite, einschiffige Backsteinbau ist eine chorlose Apsidensaalkirche. Sie wurde erkennbar in mehreren Bauabschnitten ab 1220 bis 1240 errichtet. Sehenswert ist der Altar von 1684 und die Kanzel von 1697, die der Meister der Holzschneidekunst Hinrich Cröpelin aus Esens schuf. Auch der Orgelprospekt wurde in Esens geschaffen. Er wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts vom Orgelbaumeister Johann Gottfried Rohlfs gebaut.
Wirtschaft und Infrastruktur
Victorbur verfügt über ein rund um die 1980er Jahre entstandenes Ortszentrum mit Marktplatz, Geschäften, Banken, Freiwilliger Feuerwehr und Rathaus. Unweit davon liegt die Grundschule Victorbur. Als Besonderheit gehörten zu dieser Schule bis in die 2010er Jahre noch die drei Klassenräume in der ehemaligen Schule Ost-Victorbur. Bis zuletzt haben Lehrer und Kinder die dortige Torfheizung selbst bedient. Ein weiteres Einkaufs- und Industriegebiet hat sich seit den 2010er Jahren an der Straße Handelsring gebildet.[5]
Victorbur liegt nahe der Bahnstrecke Abelitz–Aurich, auf welcher seit April 2008 wieder Güterverkehr stattfindet. Eine Reaktivierung für den Schienenpersonennahverkehr ist im Gespräch, ebenso eine Verlängerung dieser Bahnstrecke bis nach Jever, um einen Anschluss an die Ostfriesische Küstenbahn (RB 59), zu ermöglichen.
Im Jahre 2015 gab Enercon bekannt, dass das Unternehmen die Verbreiterung der Strecke für den Transport seiner Produkte nicht mehr benötige. Damit wurde auch die Reaktivierung des Personenverkehrs auf der Strecke Aurich-Emden gestoppt.[6]
Die Bohrschlammgrube Victorbur wurde nach dem Ortsteil benannt, obwohl sie sich in der Nachbargemeinde Großheide unmittelbar an der Grenze dorthin befindet.[7]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zahlen und Daten – Gemeinde Südbrookmerland. Abgerufen am 22. Januar 2023.
- ↑ Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 260.
- ↑ Gemeinde Südbrookmerland: Ortsvorsteher, abgerufen am 15. Dezember 2012
- ↑ a b Jürgen Hoogstraat, Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Victorbur, Gemeinde Südbrookmerland, Landkreis Aurich (PDF; 582 kB), abgerufen am 22. April 2013.
- ↑ https://www.facebook.com/gemeinde.suedbrookmerland/posts/822945671425196
- ↑ Enercon stoppt Bahnausbau. Abgerufen am 9. August 2017.
- ↑ Ehemalige Bohrschlammgrube Victorbur im Landkreis Aurich: LBEG will zügige Sanierung ermöglichen | Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie. Abgerufen am 22. Januar 2023.
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Wappen der Gemeinde Südbrookmerland, Landkreis Aurich
- „Das Wappen der Gemeinde Südbrookmerland zeigt in Rot einen goldenen, goldbezungten und goldbekrönten Adler mit geöffneten Flügeln und golden bekrönten Schwingenspitzen, wachsend aus einer goldenen Sonnenscheibe, die im Schildfuß von zehn goldenen Schindeln begleitet ist.“[1]
Dies ist die der Genehmigungsurkunde des Regierungspräsidenten in Aurich vom 30. April 1975 – Aktenzeichen: 106-2-V – entnommene amtliche Formulierung. Das Wappen symbolisiert die Geschichte des Raumes der jetzigen Gemeinde Südbrookmerland.
- Der dreifach bekrönte Adler auf rotem Grunde war das Wappen der Häuptlinge tom Brook, welche im 14. und 15. Jahrhundert eine Burg in Oldeborg, einer früher selbstständigen Gemeinde und jetzigen Ortschaft der Gemeinde Südbrookmerland, als Herrschaftssitz bewohnten. Von dort aus haben sie ihre Herrschaft über einen großen Teil Ostfrieslands ausgedehnt und damit den Grundstein für die politische Einheit dieser Landschaft gelegt. Der letzte dieser Familie, Ocke II., verlor am 28. Oktober 1427 in der Schlacht auf den wilden Äckern (nördlich von Oldeborg) gegen seinen Widersacher Focko Ukena seine Herrschaft und seine Freiheit. Nachfolger waren wenig später die Cirksena aus Greetsiel, die im Jahre 1464 als Grafen vom Deutschen Kaiser mit ganz Ostfriesland belehnt worden sind. Die in der Gemeinde Südbrookmerland im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1972 aufgegangene alte Gemeinde Oldeborg hat diesen Adler in ihrem Gemeindewappen geführt.
- Die runde Scheibe vor dem Adler erinnert an die goldene Sonnenscheibe von Moordorf, die im März des Jahres 1910 von Vitus Dirks beim Torfgraben gefunden und zunächst in ihrem Wert nicht erkannt worden ist. Der Finder gab sie seinen Kindern zum Spielen, ein Händler erwarb sie einige Jahre später als Altmaterial und verkaufte sie weiter. Erst im Jahre 1926 gelang es dem Landesmuseum in Hannover, die Scheibe zu erwerben, nachdem bereits die Gefahr bestand, dass sie ins Ausland verkauft werden würde.
- Die Scheibe hat einen Durchmesser von 14,5 Zentimetern und ein Gewicht von 36,17 Gramm. In der Mitte besitzt sie einen ursprünglich vorgewölbten Buckel, an dessen Rand acht kleine nagelkopfartige Vorwölbungen bestehen. Es folgen nach außen eine aus Radiärstrahlen gebildeter Kreis, ein Kreis von abermals acht kleinen Buckeln, ein weiterer Strahlenkreis und schließlich ein Kreis, der mit 32 schraffierten Dreiecken gefüllt ist. Zwei einander gegenüber liegende Lappen lassen vermuten, dass die Scheibe ursprünglich auf einer Unterlage aufgeheftet war. Es besteht die überwiegende Auffassung, dass es sich um ein Symbol der Sonne handelt, die in der Vorzeit als Lebensspenderin verehrt wurde.
- Die 10 umrahmenden Schindeln weisen darauf hin, dass die Gemeinde Südbrookmerland durch Gesetz des Niedersächsischen Landtages vom 23. Juni 1972 (Nieders. Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 317) aus zehn früher selbstständigen Gemeinden gebildet worden ist. Es waren dies die Gemeinden Bedekaspel, Forlitz-Blaukirchen, Moordorf, Moorhusen, Münkeboe, Oldeborg (diese bereits im Jahre 1938 durch Gemeindereform gebildet aus den Gemeinden Engerhafe, Fehnhusen, Oldeborg und Upende), Theene, Uthwerdum, Victorbur und Wiegboldsbur.Diese früheren Gemeinden haben, außer der Gemeinde Oldeborg, keine eigenen Wappen geführt.[1]
Darstellung der Ortsteile der Gemeinde Südbrookmerland (Ostfriesland) in Niedersachsen auf dem Stand von 2008 (unverändert seit 1972).
Autor/Urheber: Pixelfehler 10:53, 22 July 2006 (UTC), Lizenz: CC BY-SA 3.0
Church of Victorbur