Vișeu de Sus
Vișeu de Sus Oberwischau Felsővisó | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Rumänien | |||
Historische Region: | Maramuresch | |||
Kreis: | Maramureș | |||
Koordinaten: | 47° 43′ N, 24° 26′ O | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 427 m | |||
Fläche: | 443,06 km² | |||
Einwohner: | 15.349 (1. Dezember 2021[1]) | |||
Bevölkerungsdichte: | 35 Einwohner je km² | |||
Postleitzahl: | 435700 | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 62 | |||
Kfz-Kennzeichen: | MM | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2]) | ||||
Gemeindeart: | Stadt | |||
Gliederung: | 1 Gemarkung/Katastralgemeinde: Vișeu de Mijloc | |||
Bürgermeister : | Vasile Coman (PNL) | |||
Postanschrift: | Str. 22 Decembrie, nr. 19 loc. Vișeu de Sus, jud. Maramureș, RO–435700 | |||
Website: |
Vișeu de Sus (deutsch Oberwischau, ungarisch Felsővisó, jiddisch Ojberwischo) ist ein Ort im nördlichen Rumänien im Kreis Maramureș. Die 1956 zur Stadt erhobene Gemeinde liegt am Zusammenfluss des namensgebenden Flusses Vișeu mit der Vaser. Sie umfasst außer der Stadt im engeren Sinne noch die Ortschaft Vișeu de Mijloc. im Jahr 2002 hatte Vișeu de Sus 15.944 Einwohner, Vișeu de Mijloc 3.223. Gemessen an der Fläche ist Vișeu de Sus die zweitgrößte Stadt in Rumänien.[3]
Bekannt ist der Ort besonders durch die Karpatenwaldbahn (Wassertalbahn), die von Vișeu de Sus auf einem etwa 40 km langen Schienennetz bis zur ukrainischen Grenze führt.
Geographie und Wetter
Vișeu de Sus liegt 427 Meter über dem Meeresspiegel und umfasst ein Gebiet von rund 44.000 Hektar Land. Das Klima ist kontinental, mit warmen Sommern (wärmster Monat Juli mit durchschnittlich 20 Grad) und kalten Wintern (an etwa 69 Tagen im Jahr liegen im Mittel 15 Zentimeter Schnee).
Bereits einige Male wurde Vișeu de Sus von Hochwasser heimgesucht. So rissen zuletzt am 27. Juli 2008 Wassermassen Brücken und Häuser der Stadt weg. Auch die Wassertalbahn war schwer betroffen.
Geschichte
Oberwischau wurde nach unterschiedlichen Angaben das erste Mal im Jahre 1362[4] oder 1385 erwähnt.[5] 1778 ließen sich dort Waldarbeiter vor allem aus dem oberösterreichischen Salzkammergut um Gmunden und Bad Ischl nieder, die mit den zuvor in Deutsch-Mokra angetroffenen Verhältnissen unzufrieden waren, aber auch Holzfäller aus Salzburg und Tirol.[6] 1796 bis 1798[4][7] und/oder 1812[6] folgten Siedler aus der Oberzips, vor allem aus Hopgarten.[6] Die Zipser Sachsen (siehe Zipser in Rumänien) wohnten lange Zeit in einem eigenen Stadtteil, der sogenannten Zipserei. Wegen arbeitspolitischer Konflikte mieden sich die beiden Gruppen lange Zeit, was zu einem anhaltenden Nebeneinander zweier deutscher Mundarten führte, nämlich einer verkehrssprachlich orientierten mittelbairischen und einer schlesisch-hopgartnerischen, genannt Zäpsersch, die sich erst im 20. Jahrhundert zu mischen begannen.[6] Um 1970 war die schlesische Mundart schließlich ausgestorben. Das vor allem mittelbairisch-oberösterreichisch basierte Oberwischaudeutsch mit geringen Zäpserschen Restelementen wird bis heut im Ort gesprochen.[7]
- Der Bahnhof der Wassertalbahn in Oberwischau
- In der Stadt
- Orthodoxe Nikolaikirche
- Katholische Kirche St. Anna
Söhne des Ortes
- László Ferenczy (1898–1946), Polizeioffizier, Täter der Schoah
- Anton-Joseph Ilk (* 1951), Ethnologe und Schriftsteller
- Thomas Perle (* 1987), Schriftsteller und Dramatiker
Literatur
- Stephan Gaisbauer, Hermann Scheuringer (Hrsg.): KARPATENbeeren. Bairisch-österreichische Siedlung, Kultur und Sprache in den ukrainisch-rumänischen Waldkarpaten. Praesens Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7069-0384-9.
- Anton-Joseph Ilk: Die Unsterblichkeit der Wildfrauen, Verlag Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich Institut für Literatur und Sprache, Linz, 2017.[8]
- Gisela Richter, Anneliese Thudt: Die Mundarten der sog. Zipser in Oberwischau. In: Forschungen zur Volks- und Landeskunde. Band 8, 1985, S. 27–48.
- Claus Stephani: Oben im Wassertal. Eine Zipser Chronik. Kriterion Verlag, Bukarest 1970.
- Claus Stephani: Zipser Volkserzählungen aus der Maramuresch, der Südbukowina und dem Nösner Land. Kriterion Verlag, Bukarest 1981.
- Claus Stephani: Volkserzählungen der Zipser in Nordrumänien (= Schriftenreihe der Kommission für ostdeutsche Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e. V. Bd. 29). N. G. Elwert, Marburg 1983, ISBN 3-7708-0758-8.
- Brigitte Stephani: Zipser Hochzeitsbräuche in Oberwischau. In: Jahrbuch für Ostdeutsche Volkskunde. Bd. 28, 1985, ISSN 0075-2738, S. 269–282.
- Claus Stephani: Zipser Mära und Kasska (= Schriftenreihe der Kommission für Ostdeutsche Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e. V. Bd. 43). N. G. Elwert, Marburg 1989, ISBN 3-7708-0921-1.
- Brigitte Stephani: Zipser Kinderwelt in Nordrumänien (= Schriftenreihe der Kommission für Ostdeutsche Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e. V. Bd. 46). N. G. Elwert, Marburg 1989, ISBN 3-7708-0926-2.
- Claus Stephani: Frauen im Wassertal. Lebensprotokolle aus Ostmarmatien. Rumäniendeutsche Frauen erzählen (= dtv 11255). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1990, ISBN 3-423-11255-7.
- Brigitte Stephani: Bibliographie zur Volks- und Landeskunde der Zipser Sachsen in Nordrumänien. In: Jahrbuch für Ostdeutsche Volkskunde. Bd. 34, 1991, S. 464–487.
- Claus Stephani: „War einer Hersch, Fuhrmann“. Leben und Leiden der Juden in Oberwischau. Erinnerungsgespräche. Hain, Frankfurt am Main 1991, ISBN 3-445-08562-5 (Rumänisch: A fost un ştetl în Carpaţi. Convorbiri despre viaţa evreilor din Vişeu. Hasefer, Bukarest 2005, ISBN 973-630-089-7).
- Claus Stephani: Niemandmensch. Bericht einer Gedemütigten (= dtv Sachbuch. Bd. 30324). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1992, ISBN 3-423-30324-7.
- Claus Stephani: Das Wassertal in Ostmarmatien. Erzählvorgang und Erzählfunktion in einem multikulturellen, gemischtethnischen Gebiet, dargestellt am Beispiel der Volksmärchen (= Schriftenreihe der Kommission für Ostjüdische Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde e. V. Bd. 1). Kommission für Ostjüdische Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft für Volkskunde, München 1996, ISBN 3-00-000830-6 (Zugleich: München, Universität, Dissertation, 1995).
Weblinks
- Vișeu de Sus bei ghidulprimariilor.ro
- Die schmalspurige Waldbahn von Vișeu de Sus, auf wassertalbahn.ch
Einzelnachweise
- ↑ Volkszählung 2021 in Rumänien, Populația rezidentă după etnie, 1. Dezember 2021 (rumänisch).
- ↑ Angaben bei prezenta.roaep.ro, abgerufen am 10. März 2021 (rumänisch).
- ↑ Oraşul cu cea mai mare întindere din ţară, unde marele scriitor Ion Creangă a luat râie de la caprele Irinucăi.
- ↑ a b Claus Stephani: „Zwischen den beyden Bachen …“ Wie die Zipser Siedlungen um Oberwischau entstanden sind. In: Neuer Weg (Bukarest), 29/8848, 27. Oktober 1977.
- ↑ Angaben auf der Website von Vișeu de Sus unter Vișeu de azi, abgerufen am 11. Juni 2024 (rumänisch).
- ↑ a b c d Peter Wiesinger: Deutsche Dialektgebiete außerhalb des deutschen Sprachgebiets: Mittel-, Südost- und Osteuropa. In: Dialektologie. Ein Handbuch zur deutschen und allgemeinen Dialektforschung (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 1.2). Hrsg. von Werner Besch, Ulrich Knoop, Wolfgang Putschke, Herbert Ernst Wiegand. 2. Halbband. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1983, S. 900–929, zu Oberwischau und Borsa S. 922.
- ↑ a b Anton-Joseph Ilk: Die Oberwischauer Zipser. In: Nürnberger Kulturbeirat zugewanderter Deutscher.
- ↑ Im Stifter Haus: Literatur/Geschichte/Wissenschaft um vier, Buchpräsentation. stifter-haus.at, archiviert vom ; abgerufen am 16. Dezember 2017.
Auf dieser Seite verwendete Medien
Autor/Urheber: Țetcu Mircea Rareș, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Biserica ortodoxă cu hramul „Sfântul Nicolae”
Autor/Urheber: NordNordWest, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Positionskarte von Rumänien
Autor/Urheber: Țetcu Mircea Rareș, Lizenz: CC BY-SA 3.0 ro
Biserica romano-catolică "Ioan și Ana", oraș Vișeu de Sus
Autor/Urheber: User:Volkspark, Michael Münch, Lizenz: CC BY-SA 2.0 de
Bahnhof der Wassertalbahn auf dem Gelände der R.G.Holz Company in Vişeu de Sus
Wappen von Vișeu de Sus im Kreis Maramureș, Rumänien.
Coat of arms of Maramureș County, Romania. "Officially adopted in 1998, the coat of arms of Maramureș has the shape of a cut shield, with the wisent head as an ancient local symbol of the legendary founders of Maramures, Dragoş and Bogdan. The Carpathian Chamonix and the firs trees symbolize the natural resources of the area, while the mining gauge symbolizes the importance of the mining sector in the area. Centrally positioned, the wooden church comes to prove that our county has the largest number of wooden churches in the country."