Vetter Pharma

Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG

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RechtsformGmbH & Co. KG
Gründung1950
SitzRavensburg, Deutschland
LeitungGeschäftsführer:[1]
  • Thomas Otto
  • Peter Sölkner
Mitarbeiterzahl5.493[1]
Umsatz840 Mio. Euro[1]
BranchePharmadienstleister
Websitewww.vetter-pharma.com
Stand: 31. Dezember 2021

Die Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG ist ein seit 1950 bestehender deutscher Pharmadienstleister mit Hauptsitz im baden-württembergischen Ravensburg und Standorten in Deutschland, Österreich, USA und Asien. Das Unternehmen betreibt im Kundenauftrag Entwicklung, Herstellung und Verpackung aseptisch vorgefüllter Spritzen, Karpulen und Vials.[1]

Geschichte

Unternehmenszentrale am Ravensburger Produktionsstandort, Schützenstraße (2022)
Produktionsstandort Ravensburg Süd, Mariatal (2022)

Das Unternehmen wurde 1950 von dem Apotheker Helmut Vetter (1920–1999) als Apotheker Vetter & Co. Arzneimittel GmbH Ravensburg gegründet.[2] Zunächst fertigte der Betrieb vorwiegend Oblatenkapseln, vor allem das selbstentwickelte Magenmittel Ullus-Kapseln.[2] Ein Jahr später folgte der Umzug in ein vierstöckiges Gebäude im Zentrum Ravensburgs. 1958 eröffnete Vetter eine eigene Apotheke (Apotheke Vetter am Marienplatz) samt Parfümerie und Reformhaus. In dieser Zeit begann Vetter sich mit der luft- und wasserdichten Versiegelung der selbst hergestellten Medikamente zu befassen.[2] Ab 1965 begann die Firma mit der Auftragsfertigung von festen und flüssigen Arzneimitteln inklusive deren Verpackung. Seit 1975 wurden verstärkt aseptisch gefüllte Fertigspritzen produziert und seit Ende der 1980er Jahre betreibt das Unternehmen die keimfreie Abfüllung hauptgeschäftlich.[2]

In den USA gründete Vetter 1983 seine erste ausländische Tochterfirma Vetter Pharma-Turm Inc. in Yardley (Pennsylvania), welche den Vertrieb in den USA und Kanada übernahm. 1984 erfolgte die Umfirmierung in Vetter Pharma-Fertigung GmbH & Co. KG. 1987 übernahm Udo Vetter Führungspositionen im Unternehmen.[3]

1988 erhielt das Werk in Ravensburg eine Zulassung der amerikanischen FDA, wodurch sich der US-Markt für das Unternehmen öffnete. Zu diesem Zeitpunkt beschäftigte der Pharmadienstleister rund 350 Mitarbeiter. Zwei Jahre später brachte Vetter ein neues Zweikammer-Spritzensystem auf den Markt, das in einer Kammer gefriergetrocknete und damit lange haltbare Arzneimittel und in der zweiten Kammer ein geeignetes Lösungsmittel enthält; bei der Applikation werden die Komponenten gemischt.[2] In den folgenden Jahren automatisierte Vetter seine Fertigung und eröffnete weitere Produktionsstätten in Deutschland.[4]

Das US-Ministerium für Innere Sicherheit führte Vetter 2008 auf der Strategieliste der Critical Foreign Dependencies Initiative. Diese erfasst ausländische Infrastruktur, die, wenn angegriffen oder zerstört, die USA gefährden würde.[5] Enthüllt wurde diese Liste, in der es um neuralgische Punkte für die Sicherheit der Vereinigten Staaten ging, durch WikiLeaks.[6]

Im Jahr 2020 ging Vetter eine strategische Zusammenarbeit mit dem familiengeführten Biotech-Unternehmen Rentschler ein. Darin übernimmt Rentschler die Bioprozessentwicklung und Wirkstoffproduktion, während Vetter die Abfüllung und Verpackung von Wirkstoffen betreibt.[7] Ende 2021 erhielt Vetter nach einer Inspektion durch die österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) die Betriebsbewilligung für eine neue klinische Fertigungsstätte in Rankweil.[8][9]

2021 gründete Vetter das Programm Vetter goes Social, bei welchem Studierende, Auszubildende und Praktikanten von Vetter soziale Projekte in der Region unterstützen.[10] Im März 2023 trat Vetter der international größten Unternehmensinitiative für nachhaltiges Wirtschaften bei, dem UN Global Compact Netzwerk (UNGC).[11]

Unternehmensstruktur

Geschäftsführer von Vetter sind Thomas Otto und Peter Sölkner. Im Geschäftsjahr 2021 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 840 Millionen Euro und beschäftigte 5.493 Mitarbeiter.[1] Mehr als die Hälfte des Umsatzes generierte das Unternehmen in den USA.[12][6]

Vetter besitzt national und international mehrere Standorte. In Ravensburg und Langenargen[13] betreibt das Unternehmen insgesamt drei Fertigungsstätten für die Herstellung und Endverpackung. Weiterhin besitzt Vetter Entwicklungsstandorte in Österreich und den USA.[14] In den USA und Österreich werden kleine Mengen Wirkstoff für klinische Testreihen abgefüllt.[2] Weitere Vertriebsstandorte befinden sich in der Asien-Pazifik-Region mit Niederlassungen in China, Singapur, Japan und Südkorea.[15][14] Seit September 2020 sind alle deutschen, und seit dem Jahr 2021 alle österreichischen, amerikanischen und asiatischen Produktions- und Vertriebsstandorte des Unternehmens CO2-neutral.[16]

Produkte

Vetter betreibt im Auftrag seiner Kunden die Entwicklung, Herstellung und Verpackung von injizierbaren Medikamenten.[5] Das Unternehmen füllt die Wirkstoffe steril in Spritzen und andere Injektionssysteme ab.[17] An den Standorten in Ravensburg und Langenargen werden beispielsweise Wirkstoffe gegen Autoimmunerkrankungen wie Rheuma und Morbus Crohn abgefüllt. Auch Wirkstoffe für seltene Krankheiten wie Kinderalzheimer werden hier steril in verschiedene Injektionssysteme abgefüllt und verpackt.[13]

Vetter beliefert rund 200 Kunden, zu denen sowohl große Pharmakonzerne als auch zahlreiche Biotech-Startups gehören.[17]

Auszeichnungen (Auswahl)

2022 gewann Vetter den Sustainable Impact Award in der Kategorie Social Impact on Employees, welche sich unter anderem auf die Mitarbeiterzufriedenheit bezieht. Verliehen wird die Auszeichnung durch die Zeitschrift Wirtschaftswoche, dem Bundesverband Mittelständische Wirtschaft sowie Generali Deutschland.[18]

Weblinks

Commons: Vetter Pharma – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e Vetter Pharma, Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 01.01.2021 zum 31.12.2021, veröffentlicht im Bundesanzeiger.
  2. a b c d e f Von Oberschwaben in die Welt. Vetter Pharma. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 3. Februar 2018.
  3. Zur Person. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 20. April 2020.
  4. Boemelburg: Wachstum an mehreren Standorten. Firma Vetter investiert 500000 Euro in neuen Parkplatz am Standort Langenargen. In: Südkurier, 1. Oktober 2009.
  5. a b Walther Rosenberger: Für Vetter wird Oberschwaben zu klein. In: Südkurier, 8. Februar 2023.
  6. a b Uwe Marx: 200 Millionen sterile Teile - und keins darf Fehler haben. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18. April 2016.
  7. Oberschwäbische Pharma-Allianz. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 7. Juli 2020.
  8. Vetter Expands Fill/Finish Capacity with Acquisition of New Site in Austria. In: Biopharminternational. 8. Juli 2020, abgerufen am 5. Februar 2021 (englisch).
  9. Vetters Hightech-Standort in Rankweil offiziell in Betrieb. In: Weekend. 2. Februar 2022, abgerufen am 2. März 2022.
  10. Abendflohmarkt in Ravensburg – Vetter-Nachwuchs engagiert sich für Geflüchtete. In: Wochenblatt. 22. August 2022, abgerufen am 7. November 2023 (deutsch).
  11. Alivia Leon: Vetter Joins United Nations Global Compact. In: BioPharm International. 9. März 2023, abgerufen am 22. Mai 2023 (englisch).
  12. Walther Rosenberger: Vetter knackt 6000-Mitarbeiter-Schwelle in Ravensburg. In: Südkurier, 1. April 2023.
  13. a b Sabine Wienrich: Wie Corona das Geschäft des Pharmadienstleisters Vetter verändert. In: Südkurier, 29. September 2020.
  14. a b Vetter kompensiert unvermeidbaren CO2-Ausstoß. Commerzbank, Juli 2022, abgerufen am 5. April 2023.
  15. Vetter eröffnet Büro in China. In: Schwäbische Zeitung, 12. März 2021.
  16. Thorsten Schüller: Die Umweltaktivitäten der Pharma- und Biotechindustrie. In: CheManager. 19. Oktober 2022, abgerufen am 5. April 2023.
  17. a b Vetter Pharma trotzt allen Stürmen. In: Schwäbische Zeitung Leutkirch, 18. November 2022.
  18. Sustainable Impact Award: „Es ist eine Illusion, dass wir so weitermachen können“. In: Wirtschaftswoche. 24. September 2022, abgerufen am 6. Mai 2023.

Koordinaten: 47° 47′ 40″ N, 9° 37′ 14,7″ O

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