Vertrag von Ostrowo
Der Vertrag von Ostrowo (belarussisch Востраўскае пагадненне, litauisch Astravas sutartis, polnisch Ugoda w Ostrowie) war eine Vereinbarung zwischen dem polnischen König Władysław II. Jagiełło und dem litauischen Fürsten Vytautas vom 4. August 1392 in Ostrowo[1] bei Lida.
Er beinhaltete die Übertragung des Großfürstentums Litauen an Vytautas und dessen Anerkennung der Oberhoheit Władysławs und beendete dreijährige kriegerische Auseinandersetzungen zwischen beiden Herrschern.
Geschichte
Vorgeschichte
Jogaila war 1377 Großfürst von Litauen geworden. Heftigen langjährigen Widerstand gab es gegen ihn von seinem Onkel Kęstutis und dessen Sohn Vytautas.
1385 wurde Jogaila nach der Union von Krewo unter dem Namen Władysław II. Jagiełło auch polnischer König. Im Großfürstentum Litauen setzte er seinen Bruder Skirgaila als Statthalter ein. Dieser bekam auch das wichtige Fürstentum Trakai, das eigentlich Vytautas zugestanden hatte, nach dem Tod seines Vaters.
1389 begann Vytautas Angriffe auf Burgen von Skirgaila mit Unterstützung von Rittern des Deutschen Ordens. Höhepunkt war eine fünfwöchige Besetzung der Großfürstenburg in Vilnius und dessen teilweise Zerstörung.
Das Abkommen von Ostrowo
Im Frühjahr 1392 ließ Jogaila durch Heinrich von Masowien, Bischof von Płock, Vytautas das Angebot machen, dass er Großherzog von Litauen werden könnte, wenn er die formale Oberhoheit von Jogaila anerkenne. Das Treffen fand in Ritterswerder[2] statt.
Am 4. Juli trafen sich Jogaila und Vytautas persönlich in Ostrowo. Am 4. August wurde das Abkommen neben etlichen anderen Dokumenten unterzeichnet.
Das Großfürstentum Litauen wurde an Vytautas übertragen, in der Urkunde wurde er als dux magnus (Großherzog)[3] bezeichnet. Er erkannte die Oberhoheit Jogailas an, der seinerseits als princeps supremus („Oberster Fürst von Litauen“) bezeichnet wurde. Nach dem Tod von Vytautas sollte das Großfürstentum an Jogaila oder dessen Erben zurückfallen.
Vytautas bekam auch das Fürstentum Trakai, Skirgaila als Ausgleich das Fürstentum Kiew.[4]
Das Abkommen wurde in verschiedenen Ausfertigungen unterzeichnet, je einer für beide Seiten, außerdem sind separate Urkunden mit den Unterschriften der beiden Ehefrauen Hedwig und Anna erhalten.
Nachwirkungen
Vytautas regierte nun selbstständig in Litauen.
Er entzog den Brüdern Jogailas ihre Fürstentümer in Litauen: Skirgaila verlor neben Vilnius und Trakai auch Polozk, Švitrigaila Witebsk, Koribut Nowgorod-Sewerskij und Wladimir Kiew. Auch Fiodor Koriatowicz verlor Podolien und Fiodor Liubartowicz Halitsch-Wolhynien.
Ein 52-jähriger Streit um das Fürstentum Halitsch-Wolhynien zwischen Polen und Litauen wurde ebenfalls beendet, es wurde aufgeteilt: Halitsch, Chełm und Bels gingen an Polen, Wolhynien, Luzk und Wladimir-Wolynskij an Litauen.
Nach der Schlacht an der Worskla 1399 wurden die Beziehungen zwischen Litauen und Polen enger, 1401 wurde die Union von Vilnius und Radom geschlossen. In dieser dokumentierte sich deutlich sichtbar die politische Eigenständigkeit von Vytautas. 1413 folgte die Union von Horodło.
Literatur
- Zigmantas Kiaupa, Jūratė Kiaupienė, Albinas Kunevičius: The History of Lithuania Before 1795. Lithuanian Institute of History Vilnius 2000, ISBN 9986-810-13-2, S. 132 ff.
- Joseph B. Koncius: Vytautas the Great, Grand Duke of Lithuania. Franklin Press, Miami 1964, S. 21 ff.
- Daniel Z. Stone: The Polish-Lithuanian State 1386–1795. University of Washington Press, Seattle 2001, ISBN 0-295-98093-1, S. 18 f. (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Die Lage des Ortes (Ostrowo, polnisch Ostrów, litauisch Astravas) ist unbekannt, wahrscheinlich eine Insel (polnisch ostrów = Insel), vielleicht am Fluss Dsitwa bei dem Dorf Janzewitschy bei Lida im heutigen Belarus, vgl. Simas Sužiedėlis: Astravas. In: Juozas Kapočius: Encyclopedia Lituanica. Bd. 1. Lithuanian Encyclopedia Press, Boston, Massachusetts 1970, S. 93, und Das Abkommen von Ostrow (weißrussisch)
- ↑ Ordensburg auf einer Insel in der Memel bei Kaunas, in der sich Vytautas zu dieser Zeit offensichtlich aufhielt.
- ↑ Aleksander Gieysztor: The kingdom of Poland and the grand duchy of Lithuania 1370–1506. In: Christopher Allmand (Hrsg.): The New Cambridge Medieval History, c. 1415 – c. 1500. Bd. 7. Cambridge University Press, Cambridge/New York/Melbourne 1998, ISBN 0-521-38296-3, S. 727–747, hier S. 732 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Siehe zu diesem Thema Koncius, 21 ff.
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Presumably Jogaila's image from around 1475-1480.
Autor/Urheber: Poznaniak (original image)
Spiridon Ion Cepleanu (derivative work), Lizenz: CC BY-SA 4.0
Map of Poland, Lithuania & neighbourough 1386-1434. Graphic derivative map since https://fr.wikipedia.org/wiki/Yedisan#/media/File:Polska_1386_-_1434.png but English version and without the 5 mistakes of the original map (impossible to be corrected because the first uploader reverts the new versions) : 1)- Moldavia wasn't a province or a fief (lenno in polish) of the Polish kingdom, but a principality, vassal of Poland from 1387 to 1455, from 1597 to 1616 & from 1615 to 1623 : the Moldavian prince were not a Polish sir appointed by the polish King but a Moldavian boyard elected by the Moldavian Sfat ; 2)- The name Hospodar for the Moldavian princes aren’t in use before the XVIth century ; 3)- In this time Kilja was on the south side of Chilia arm (today Chilia Veche in Romania, not the new Kilija in Ukraine) ; 4)- Danube delta was moldavian till 1484 and the shoreline was different in 1400 ; 5)- Akkerman is not another town but the turkish name (given since 1484) of Bialgorod also named in this time Cetatea-Alba & Montecastro. Sources: Hans-Erich Stier (dir.) "Grosser Atlas zur Weltgeschichte", Ed. Westermann 1985, ISBN 3-14-100919-8, "Történelmi atlasz", Magyar Academy 1991, ISBN 963-351422-3 CM, "Atlas istorico-geografic", Ed. Academica 1994, ISBN 973-27-0500-0, Constantin C. Giurescu & Dinu C. Giurescu :" History of the Romanian lands", Ed. Academica 1985, p.209-210, N. P. Comneanu: "Les principautés roumaines à travers les âges", Ed. Payot, Paris 1919 and Lucian Predescu: "Enciclopedia Cugetarea", p.562-563.