Senkrechtstartanlage für Flugkörper

Eine Senkrechtstartanlage für Flugkörper, im englischen Sprachraum als Vertical Launching System (VLS) bezeichnet, ist ein System, mit dem Raketen sowohl von U-Booten als auch von Überwasser-Kriegsschiffen gestartet werden können. Die Raketen stehen dabei aufrecht in Startrohren.
Entwicklung und Verwendung
Ursprünglich entwickelt, um die riesigen Interkontinentalraketen von SSBNs starten zu können, ist auf vielen Schiffen heute ein verkleinertes VLS vorhanden, mit dem beispielsweise Marschflugkörper vom Typ BGM-109 Tomahawk oder Flugabwehrraketen gestartet werden können. Der große Vorteil gegenüber anderen Systemen ist hierbei die höhere Feuerrate (alle Raketen können sehr schnell hintereinander gestartet werden). Weitere Vorteile liegen in der größeren Toleranz gegenüber Schäden sowie der Verringerung des Radarquerschnitts im Vergleich zu Aufdeck-Startersystemen. Ein Nachladen auf hoher See ist, im Gegensatz etwa zu Torpedorohren, allerdings nur mit Hilfe eines Tenders (Versorgungsschiff) möglich.
Heißstart und Kaltstart
Es gibt zwei Arten, Raketen (vertikal) starten zu lassen. Beim Heißstart (eng. hot launch) wird der Raketenmotor direkt gezündet, während beim Kaltstart (eng. cold launch) die Rakete durch eine externe Energiequelle zuvor aus der Startvorrichtung geschleudert wird, bevor die Triebwerke zünden.
Technik
Das System der United States Navy, bekannt als Mk 41 VLS, kann Flugkörper vom Typ RIM-7 Sea Sparrow, RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile (Quadpack, s. u.) und Standard Missile (Kurz- bzw. Mittel- bis Langstrecken-FlaRak), VLASROC (Anti-U-Boot-Waffe, die einen Torpedo Mk 46 über Wasser ins Zielgebiet befördert) und Tomahawk laden und feuern, über eine Erweiterung dieser Palette wird nachgedacht.
Besonders auf Schiffen mit Aegis-Kampfsystem (z. B. Ticonderoga-Klasse) ist ein VLS sehr verbreitet; es wird jedoch auch auf Nicht-Aegis-Schiffen eingesetzt. Ausgehend von den britischen Fregatten der Duke-Klasse, hat sich das VLS inzwischen auch auf europäischen Kriegsschiffen verbreitet. Moderne Lenkwaffenzerstörer wie die Daring-Klasse oder Lenkwaffenfregatten wie die deutsche Brandenburg- oder Sachsen-Klasse sowie die italienisch-französische Horizon-Klasse verfügen über VLS für Luftabwehr- und Marschflugkörper.
Westliche Marinen benutzen ein System, das pro Zelle einen Flugkörper enthält, während Russland und die Volksrepublik China ein Revolvermagazin bevorzugen, das mehrere Flugkörper pro Schacht enthält. Einzige Ausnahme bilden die neuen ESSM-Flugkörper der westlichen Marinen, sie werden in sogenannten Quad-Packs gelagert, wodurch vier Flugkörper in einer Zelle gelagert werden können.
Konventionelle Raketen-U-Boote
Seit 2021 besitzt die südkoreanische Marine konventionelle Raketen-U-Boote mit VLS, die von der deutschen Klasse 214 abgeleitet sind.[1] Für die israelische Marine baut ThyssenKrupp Marine Systems neue U-Boote der Dakar-Klasse, die ebenfalls mit einem VLS ausgestattet sein werden.[2] Das sechste U-Boot der israelischen Dolphin-Klasse soll bereits ein solches System besitzen, dessen Entwicklung seine Indienststellung über drei Jahre verzögert hat.[3]
Galerie
- Laden eines Kanisters für vier RIM-162 ESSM in einen VLS-Schacht der McCampbell
- Sylver VLS-Zellen an Bord des italienischen Zerstörers Caio Duilio
- Umleitung des Abgasstrahls beim heißen Raketenstart
- Start einer SM-3 von Bord der Lake Erie.
Deutlich sichtbar sind die umgeleiteten Flammen vom Raketenstart. - Mark 36 VLS mit Tomahawk Cruise Missiles im vorderen Teil der Santa Fe
- Südkoreanische Dosan-Ahn-Chang-ho mit sechs Raketenluken an der Oberseite (Modell)
- Schematischer Ablauf eines Raketenstarts auf Sehrohrtiefe
- Typhon Mid-Range Capability (MRC): Sattelauflieger mit Mk-70-Mod-1-VLS-Senkrechtstartanlage für 4 Tomahawk- oder SM-6-Raketen
Systeme und Verwender
- Mk 41 Vertical Launching System: USA, Kanada, Deutschland, Spanien, Niederlande, Norwegen, Türkei, Südkorea, Japan, Australien
- Mk 48 VLS: Kanada, Belgien, Japan, Portugal
- Mk 56 VLS: Dänemark
- Sylver VLS: Frankreich, Italien, Großbritannien, Saudi-Arabien, Singapur
- GWS 26 VL Sea Wolf: Großbritannien, Brasilien, Chile, Malaysia
- 3R14: Russland
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Game Changer: AIP Submarine Has Fired a Ballistic Missile for the First Time. In: navalnews.com. 21. September 2021, abgerufen am 15. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Drei neue deutsche U-Boote für Israel
- ↑ Israel's New Dolphin-II Submarine Could Have VLS
Auf dieser Seite verwendete Medien
Naval Air Station North Island, Calif. (May 5, 2004) – A Crane lifts an Evolved Sea Sparrow Missile (ESSM) aboard the guided missile destroyer USS McCampbell (DDG 85). ESSM is an international cooperative upgrade of the RIM 7 NATO Sea Sparrow Missile. ESSM provides increased battle space against high-speed, highly maneuverable anti-ship missiles. Loaded in a "quad-pack" canister for the MK-41 vertical launch system (VLS), this tail-controlled missile with Thrust Vector Control, and a quick start guidance section, offers a significant increase in load-out, response time, and fire power. McCampbell is the first ship to deploy with the ESSM. U.S. Navy photo by Lt. j.g. Joel Jackson (RELEASED)
Autor/Urheber: Ministry of Defence, Lizenz: OGL v1.0
*You may download and re-use this footage - see below*
Royal Navy Type 23 frigate HMS Richmond firing a Sea Wolf surface to air missile, during a training exercise at sea.
© Crown copyright �______________________________________________�
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VLS Sylver del cacciatorpediniere italiano Caio Duilio
An artist's concept of the Water Piercing Missile Operational Concept. The technology could provide submarines at periscope depth with a "stand and fight" defensive missile capability against surface threats.
At sea aboard USS San Jacinto (CG 56) Mar. 3, 2003 -- A topside view of the forward MK-41 Vertical Launching System (VLS) aboard the guided missile cruiser. The MK 41 is a fixed, vertical, multi-missile storage and firing system that allows Navy vessels significantly increased firepower. San Jacinto is on deployment in support of Operation Enduring Freedom. U.S. Navy photo by Photographer's Mate 1st Class Michael W. Pendergrass. (RELEASED)
Eine Standard Missile-3 (SM-3) wird von der USS Lake Erie (CG 70) während eines Tests der Missile Defense Agency und U.S. Navy abgefeuert. Rund drei Minuten später fing die SM-3 eine von der Pacific Missile Range Facility, Barking Sands, Kauai, Hawaii gestartete ballistische Zielrakete ab. Nur Momente nach dem Start der SM-3 startete die Lake Erie außerdem eine SM-2 zur Bekämpfung eines simulierten, feindlichen Luftziels. Der Test war der achte erfolgreich durchgeführte von bisher zehn Teststarts der Lake Erie, außerdem der 27. erfolgreiche Abfangversuch seit 2001.
Auf dem Bild ist eine SM-3 in der Startphase zu sehen, wie sie den Schacht eines Mark-41-Vertical-Launching-Systems verlässt. Zu sehen ist die offene Schachtabdeckung links von der Rakete. Die Feuersäule rechts der Rakete stammt vom Triebwerk, das bei dem Mark 41 bereits im Schacht gezündet wird, so dass die Flammen abgeleitet werden müssen ("hot launch").
Autor/Urheber: AdmiralHood, Lizenz: CC BY-SA 3.0
Пуск ракеты из УВП Mk41. Рисунок.
On June 27, 2023, the Army's Rapid Capabilities and Critical Technologies Office's Mid-Range Capability Project Office, in conjunction with Soldiers from 1st Multi-Domain Task Force, and the U.S. Navy Program Executive Office Unmanned Aviation and Strike Weapons, successfully demonstrated the launch of a Tomahawk missile from the Army's prototype Mid-Range Capability system.
A port bow view of the fore section of the nuclear-powered attack submarine USS SANTA FE (SSN-763) tied up at the pier. The hatches of the Mark 36 vertical launch system (VLS) for the Tomahawk missiles are in the open position. Location: PORT CANAVERAL, FLORIDA (FL) UNITED STATES OF AMERICA (USA). Date Shot: 13 Feb 1994. Camera Operator: OS2 JOHN BOUVIA. Service Depicted: Navy. ID:DN-SC-95-01932.